In meinem Leben (Timestamp) - Part 2

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All diese Orte haben ihre Momente

Unglücklicherweise hielt die gute Stimmung nicht an. Mitte November ging es mit Deans Gesundheit bergab. Die Erschöpfung und Müdigkeit trafen ihn hart, und obwohl er versuchte, fröhlich zu sein, wusste Cas, dass es nicht einfach war. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass es so sein würde – gute Tage, mittelmäßige Tage, okay Tage, schlechte Tage, grauenhafte Tage.

Dean war mit schubförmig remittierender Multiple Sklerose diagnostiziert worden. Das lief darauf hinaus, dass er Tage, manchmal Wochen, weder Probleme noch Symptome hatte. Dean fühlte sich großartig. Er schaffte es, einige Gemälde fertigzustellen, Cas im Garten zu helfen, im Pool zu schwimmen und bei Essensvorbereitungen mitzumachen. Er lachte schnell, riss Witze und agierte wie sein altes Selbst. Als Sam sie im September besuchen kam, fuhren er und Dean mit dem Impala zum Mittag in die Stadt. Dean fuhr hin und zurück und fühlte sich, im Allgemeinen, klasse.

Irgendwann um Halloween begannen die Veränderungen. Er begann, unter Schlafstörungen zu leiden. Dann kamen die Zuckungen und die Schwerfälligkeit zurück, was natürlich auch einen neuen Anflug von Depression mit sich brachte. Diese wurde noch schlimmer, nachdem zwei Versuche, Sex zu haben, fehlgeschlagen waren.

Cas sah ihn leiden und fühlte sich bisweilen vollkommen hilflos. Er tat alles, was er konnte, um es Dean so angenehm wie möglich zu machen und ihn bei Laune zu halten. Dean hingegen, Gott möge ihn segnen, tat sein Bestes, sich nicht von seinen Depressionen unterkriegen zu lassen. Er versuchte es so sehr, und Cas liebte ihn dafür.

Die letzten paar Tage waren schlimm gewesen. Dean hatte Migräne, die er nicht loswurde, und kam kaum aus dem Bett, obwohl an Schlaf nicht zu denken war. Es war schwer, dafür zu sorgen, dass er genug aß und trank, da die Übelkeit von den Kopfschmerzen Appetitlosigkeit verursachte.

Die Temperaturen waren gesunken. Cas hatte den Pool winterfest gemacht, und die Bienen tendierten dazu, in der Nähe ihrer Stöcke zu bleiben. Deans Laune schien sich dem Wetter angepasst zu haben – seine Stimmung sank mit der Sonne, als die Tage kürzer wurden. Thanksgiving stand vor der Tür und die Familie würde sie besuchen kommen. Sam und Gabe wären da, genau wie Cas' Vater, Anna und Michael, Charlie und Dorothy, David, Elena und natürlich die Mädchen. Aber im Moment fragte sich Cas, ob sich Dean überhaupt dazu in der Lage fühlen würde oder ob er die Pläne ändern müsste.

„Woran denkst du?", fragte Dean mit kratzender Stimme.

„Ähm, an nichts."

„Lügner."

Er spürte Dean erzittern. „Ist dir kalt?"

„Was? Nein, alles gut."

„Wer ist jetzt der Lügner?", murmelte Cas und stand von der Couch auf. Er warf einen weiteren Holzklotz ins Feuer, nahm noch eine Decke vom Stuhl und wickelte einen protestierenden Dean darin ein. „Da."

„So kalt war es nicht."

„Ich weiß nicht, warum du darauf bestehst, weiter zu leiden."

„Das ist es nicht. I-Ich w-will nur n-nicht, dass d-du...", stotterte Dean. „Ich will, dass du dich ausruhst." Er seufzte. „Ich hasse es, wenn ich deshalb so bescheuert reden muss."

„Ich weiß." Cas ließ sich wieder auf die Couch sinken, zog Dean näher zu sich heran und fuhr mit der Hand durch Deans Haare. „Du hast eine schwierige Woche. Ich bin froh, dass ich mich um dich kümmern kann."

„W-Wer kümmert sich um dich?"

„Mir geht's gut."

„Sicher."

Sie saßen schweigend da und beobachteten die Flammen, die im Kamin tanzten. Genauso sehr wie er wusste, dass Dean die Feuerwache vermisste, so sehr liebte Cas dieses Haus. Er liebte es, dass sie alles auf einer Etage hatten und dass keine Treppe, welcher Art auch immer, seine alten Knie reizte. Er liebte es, wie modern und energieffizient das Haus war. Er liebte das ausgedehnte Grundstück und den Mangel an nahe-wohnenden Nachbarn. Er liebte es, wie leise es nachts war.

Painted Angels (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt