Maske

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Als sie endlich in ihrem Zimmer an kam setzte sie sich auf ihr Bett und seufzte. Es war ein sehr langer Tag gewesen. Sie musste heute mit ihren Eltern auf ein wichtiges Treffen mit weiteren Herrschern. 
Richtig gehört. Sie war eine Prinzessin. Ihr Vater war der König und ihre Mutter die Königin des Landes.

Jeder denkt Prinzessin sein ist einfach. Aber das ist es nicht. Nicht mal ansatzweise. Ja klar, du hast alles, was du willst. Du hast schöne Klamotten; Geld und, und, und...

Doch das Wichtigste hat sie nicht. Liebe. Freundschaft. Oh man, sie wünschte sich so oft, dass sie eine einfache, normale Familie wären. Aber das waren sie nicht. Jedes mal, wenn sie vor das Land trat musste sie so tun als wäre alles okay. Als wäre sie glücklich. Aber das war sie nicht. Überhaupt nicht.

Sie hatte keine echten Freunde, weil sie alle nur hinter ihrem Geld her waren.
Sie hatte keine Liebe, weil die Männer sie zwar bewundern, jedoch nur ihr Erbe und ihren Krone sahen.
Sie hatte keine Liebe, weil ihre Eltern, die sie so sehr brauchte, nie da waren. Sie waren ständig woanders, hatten wichtigere Dinge zu tun.
Aber was war wichtiger als ihre eigene Tochter?

Das Land, ihre Pflichten gegenüber des Volkes. All das war wichtiger als sie. Sie musste mit ihren Problemen selbst klar kommen, sie hatte keinen den sie sich anvertrauen und mit dem sie reden konnte.

Jede Nacht weinte sie sich in den Schlaf. Jede Nacht wachte sie schweiß durchnässt auf, weil sie wieder einmal einen Alptraum hatte. Sie war so einsam. Verzweifelt. Allein gelassen.

Sie dachte darüber nach, wie ihr Leben wäre, wenn sie nicht sie wäre. Wenn sie normal wäre. Wie alle anderen auch. Sie sehnte sich nach dem normalen Leben. Wie zum Beispiel die Schule, die alle verabscheuten. Sie sehnte sich danach sich mit Freunden zutreffen, zu lachen, glücklich zu sein.

Sie wusste zwar nicht, wie sich sowas anfühlte, aber sie wusste es war besser als das Leben, was sie jetzt führte. Ihr Leben.

Jeder dachte, er würde sie kennen.
Jeder bewunderte sie für ihr Leben und das was sie hatte.
Jeder dachte, sie wäre glücklich.
Jeder dachte, sie wäre stark und selbstbewusst.
Jeder dachte, sie wäre sorgenlos.
Sie wäre mysteriös, weil sie so selten etwas sagte.

Aber was sie nicht wussten war:
Sie lächelte nur um nicht zu weinen.
Ihre schönen Sachen verborgten nur ihren inneren Scherbenhaufen, ihre zersplitterte Seele die keiner sieht.
Keiner wusste, dass sie nachts nicht schlief, weil sie zu viel nachdachte.
Sie zerbrach jeden Tag aufs neue.
Jeden Tag brach sie an sich selbst zusammen.
Sie zweifelte an ihr wie kein anderer.
Sie hatte Angst Fehler zu begehen und etwas falsch zumachen.
Sie hatte Angst etwas falsches zu sagen, andere mit ihrer Meinung zu verletzen.

Doch jeden Abend, wenn sie allein ihn ihrem Zimmer saß, ließ sie diese Maske für einen Moment fallen und ließ alle Gefühle und Gedanken raus, die sich im Lauf des Tages gesammelt haben.

Morgens stieg sie aus dem Bett wischte ihre Tränen beiseite, schminkte sich neu und setzte ihr strahlendes Lächeln ins Gesicht.

Und das alles tat sie nur, um ihre Eltern glücklich und stolz zu machen.

Sie tat es ,weil sie ihre Eltern, trotz allem liebte.

Denn eine Prinzessin war stark und weinte nicht. Niemals!

Alles und Nichts - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt