Alles und Nichts - Kurzgeschichten

Im Regen

"Life isn't  about waiting to the storm to pass. It's about learning to dance in the rain." 

Seit Tagen regnet es schon. Es regnet und regnet und regnet. 

Der Regen prasselt an mein Fenster und dieses gleichmäßige Geräusch beruhigt mich. Ich sitze auch meiner Fensterbank, die Augen geschlossen und ich lausche dem Regen. Meiner persönlichen Lieblingsmelodie.

Nach ein paar Minuten öffne ich meine Augen und starre aus dem Fenster in den Regen hinaus.

Wie von selbst stehe ich auf und geh zu meinem Schrank um mir was vernünftiges an zu ziehen. Meinen Regenschirm lasse ich unbeachtet zurück, als ich die Tür öffnete und barfuß in den strömenden Regen gehe. 

Ich gehe den Gehweg entlang, will einfach nur weg von hier. Ich spüre den Regen auf meiner Haut, spüre wie er meine Haare und meine Klamotten durchnässt. Nach ein paar Minuten, in denen ich weiter durch den Regen gehe, fange ich langsam an zu frieren, doch es interessiert mich nicht. 

Es interessiert mich nicht das ich vollkommen durchnässt bin.
Es interessiert mich nicht, dass ich eigentlich wieder nach Hause sollte.
Es interessiert mich einfach nicht.

Ich spüre jeden Regentropfen auf meiner Haut, denn sie brennen wie Feuer, obwohl sie so kalt sind. Ich spüre, wie sie mir das Gesicht runterlaufen. Ich spüre den kalten, nassen Asphalt unter meinen Füßen. Ich spüre jeden kleinen Stein unter meinen Füßen, bei jedem Schritt, denn ich weiter gehe.

Ich bleibe stehen und strecke mein Gesicht gen Himmel und breite meine Arme aus.
Ich beginne im Regen zu tanzen, mir ist egal, was alle anderen davon halten. Ich lache und für einen Moment bin ich glücklich.

Doch dann, ganz plötzlich bemerke ich, das mir nicht mehr nur Regentropfen übers Gesicht rinnen. Ich merke das ich weine. Ich merke wie sich der Regen mit meinen Tränen vermischt und vereint. Ich merke wie sie auf den Boden fallen.

Doch niemand sieht es. Nur im Regen kann man offen weinen, ohne das es jemand mitbekommt.