Geschichtsfreaks in love

76 11 10
                                    

Das hier ist NICHT meine Geschichte. Die Geschichte wurde von der lieben xxbloomerxx geschrieben und sie hat mich gebeten diese Geschichte bei mir für sie zu veröffentlichen da sie nur ein Gedankenbuch (also Poesie) hat. Ich finde ihre Geschichte echt gut gelungen, fast so gut wie meine ;) haha kleiner Scherz! Sie ist wirklich gut geworden. Was meint ihr dazu?

--------------------------

Ich war nicht vorbereit ihn zu treffen. IHN. Ihn wie er in allen viel zu kitschigen Liebesfilmen (bei welchen ich dennoch jedes, verdammte Mal weine, wie als würde die Welt untergehen) beschrieben wird. Er war mein ''Er''. 

Ich kam gerade aus einer verkorksten Beziehung heraus, die mehr auf dem Papier bestand hatte, als in der Realität. Nicht dass ich verlobt oder gar verheiratet war, nein, die Beziehung war schon länger für mich nicht mehr das was sie einmal war, sie bestand nur noch aus kurzen WhatsApp-Chatverläufen und viel Ignoranz von beiden Seiten aus, bis ich endlich den Schlussstrich zog.

Unsere Geschichte begann genauso voller Klischees tröpfelnd wie in einem dieser Liebesschnulzen. Es war dieser Winter-Frühling Übergang, indem das Wetter nie genau weiß was es möchte. Ich war mit meiner besten Freundin verabredet. Sie war nie unfassbar pünktlich oder unpünktlich, nein sie kam immer genau richtig, nur heute nicht. Ich war genervt, die letzten Wochen hatten stark an meinen strapazierten Nerven gezogen, wenn es so weiter gehen würde, wäre die Brücke wohl der letzte Ausweg. Gerade als ich überlegte, welche Brücke ich aussuchen sollte, begann mein Handy zu leuchten, ich überflog die eingekommene Nachricht kurz uns stellte fest, dass ich wohl alleine Bücher für meine Facharbeit zusammen suchen müsse und ausleihen.

Ich stapfte die Treppen der alten Bücherei hinauf und suchte instinktiv die richtige Abteilung. Meine Facharbeit sollte über das Thema: „Anne Frank-Die Auswirkungen ihres Tagebuchs in der Nachwelt" handeln. Gedankenverloren begann ich alles was auch nur im Entferntesten mit Anne Frank zu tun haben könnte in meine Tasche zu stopfen, ich würde mir später an einem der kleinen durch die Regale fast versteckten Tische genauer aussortieren. 

Nach knapp 10-minütigem, wahllosen reinstopfen steuerte ich auf einen der kleinen Tische zu, er war genau zwischen den Regalen von dem 1. Und 2. Weltkrieg, stellte ich grinsend fest. Nur leider verblasste mein Grinsen schnell, als ich bemerkte dass mein Stammplatz schon besetzt war. 

Ein junger Mann, vielleicht zwei Jahre älter als ich mit dunklen Haaren saß dort, vertieft in ein Buch über das Programmieren. Ich trat näher heran, er sah gut aus, ich meine wirklich gut, fast schon unverschämt gut. Er hatte ein kantiges Gesicht, aber nicht zu kantig, gerade perfekt, seine Augen konnte ich kaum erkennen, ich tippe dennoch auf Braun, weil es seinem dunklerem Haut Ton, dem Dreitage-Bart  und dem braunen Haar schmeicheln würde. Seine Finger waren lang und schlank, eine schöne Männerhand. Ich wollte gerade umkehren und mich nach einem anderen kleinen Tisch Ausschau halten, als er von seinem Buch hoch sah. Grinsend stellte ich fest, dass seine Augen Braun waren, ein schönes dunkelbraun.

 „Möchtest du hier sitzen?" Seine Frage überrumpelte mich, nicht weil es so freundlich und offen klang, nein, weil mir seine Stimme so gut gefiel. Sie war tief und hatte einen schönen klang, in welchem ein Hauch, ich tippte auf sächsisch oder gar niedersächsischem Akzent mitschwang. Seine klaren waren immer noch auf mich gerichtet, er begann mit seinen Augen mich genauer anzusehen. Es war ein unangenehmes Gefühl, aber dennoch schön sein Interesse zu sehen.

 „Naja, dass hier ist mein Stammplatz, naja sozusagen.." begann ich. Er lächelte mich an. „Lustig, meiner auch. Vielleicht sollten wir ihn uns dann teilen?". Er zeigte auf den Stuhl neben sich. Ich nahm dankend an und begann meine Bücher auszupacken. „Gehst du auf eine 10-monatige Auslandsreise und brauchst Lesestoff?", ich konnte seinen ironischen Unterton förmlich riechen, fast schon schmecken. „Wie man es sieht, ich schreibe eine Facharbeit über Anne Frank", begann ich. 

„Du bist ein bisschen ein Geschichtsfreak, kann das sein?". „Wie kommst du darauf?", okay, diese Frage war wahrscheinlich überflüssig. „Du schreibst deine Facharbeit über Anne Frank, über so ein Thema, ist nicht einfach zu schreiben, also musst du es dir bestimmt selber ausgesucht haben, oder? Dein Lieblingsplatz hier ist zwischen dem 1. Und 2. Weltkrieg und du geht's freiwillig in eine alte Bücherreich, wo bist da bitte kein Geschichtsfreak?". 

Er hatte Recht, vielleicht war ich ja ein klitzekleines bisschen Geschichstfeak? „Ich hatte damals sogar Geschichte als Leistungskur und hatte ein Geschichte Abi mit 1,3, also bin ich vielleicht auch ein bisschen Geschichtlich interessiert", ergänzte er lachend. „Und dein Lieblingsplatz ist auch zwischen dem 1. Und 2. Weltkrieg!" ergänzte ich diesmal lachend. „Okay, du hast gewonnen!", er legte sein Progammieren-Buch zur Seite und sah mich an. „Die meisten dieser Bücher habe ich schon gelesen, wenn du möchtest kann ich dir zeigen, welche dir bei deiner Arbeit helfen könnten?". „Oh, ja bitte. Ich würde mich freuen, wenn mir ein solcher Geschichtsfreak helfen würde", witzelte ich. 

ER verdrehte nur lachend seine Augen und sortiere die Bücher auf drei Stapeln, die er liebevoll ''Auf jeden Fall!!!!!'', ''Nur wenn zu wenige auf dem Aufjedenfall-Stapel sind'' und zu guter Letzt ''Bringen dir bei deinem Thema nichts, null''. Nach weiter unendlicher Diskussion wurden aus den anfänglichen 27 Büchern (ich hatte darauf bestanden sie davor zu zählen) nur noch 7. 

„Danke dir, jetzt kann ich zwischen dem ganzen lesen auch noch atmen, kann ich mich irgendwie bei dir revanchieren?", ich begann meine Bücher in die Tasche zu stopfen. Er lehnte sich zurück. „Naja, also deine Handynummer und ein weiteres Treffen und zwar morgen genau um dieselbe Uhrzeit wäre wohl drin, oder?". Ich strahlte ihn an, er war wirklich toll. „Ja ,klar! Ähm natürlich, jaja!", rief ich euphorisch. Er lachte nur und drückte mir Papier und einen Stift in die Hand, in Rekordzeit kritzelte ich meine Handynummer darauf und kontrollierte gefühlt hundertmal ob sie wirklich stimmte, nach meinem kurzen Ausflug in meinem Gedächtnis drückte ich ihm den Zettel wieder in die Hand, den Stift, aber behielt ich. 

„Den nehm ich als Pfand, falls du morgen nicht auftauchst", er sah mich nur belustigt an. Ich erhob mich, stemmte meine Tasche voller Bücher, lächelte noch einmal und drehte mich um. Kurz bevor ich aus seiner Sichtweite verschwand rief er mir noch etwas hinterher: „Warte, wie ist dein Name?"

Alles und Nichts - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt