Alles und Nichts - Kurzgeschichten

Abschied

Ich hasse Abschiede aber ich muss jetzt gehen. Wir gehen beide die Treppe herunter. Ich vor dir. Ich möchte grade die Tür aufmachen und dich durchlassen, doch du machst keine Anstalten durch die Tür zu gehen sondern bleibst einfach vor mir stehen und siehst mich an.

Ich weiß nicht was das in deinen Augen ist aber ich glaube du willst dich von mir verabschieden bevor wir draußen sind. Warum auch immer. Ich habe keine Ahnung.

Wir schauen uns immer noch beide an und ich mache einen schritt auf dich zu. 

Ich weiß nicht wie das passiert ist aber auf einmal umarme ich dich ganz fest. Ich schlinge meine Arme um deinen Hals und du legst deine arme um meine Taille. Du musst dich ein bisschen nach vorne beugen weil du größer bist als ich. Ich stehe auf meinen Zehenspitzen. 

Du drückst dich an mich und ich klammere mich an dir fest. Ich will dich nicht los lassen. Ich will nicht gehen. Ich will dich mitnehmen. Wer weiß wann wir uns wiedersehen? Ob wir uns überhaupt wiedersehen?

Schließlich wohnst du 3 Stunden von mir entfernt und ich kann nicht mal eben zu dir fahren, weil mir grade danach ist. 

Du drückst mich weiter an dich und ich glaube du willst mich hoch heben aber irgendwie funktioniert das nicht, weil du zu schüchtern bist und ich nicht gleich kapiere was du von mir willst. Also bleiben wir einfach so stehen.

Ich kralle mich weiter an dein Shirt. Ich will einfach nur heulen. Warum ist das Leben denn so? Warum ist das alles immer so kompliziert?

Auch nach 5 Minuten macht keiner Anstalten, den Anderen los zu lassen. Aber wir müssen, die anderen fragen sich bestimmt schon wo wir bleiben.

Langsam lösen wir uns voneinander und gehen durch dir Tür. Bevor ich raus gehe atme ich tief durch und versuche zu lächeln. Die anderen müssen nicht unbedingt sehen das ich hier bleiben will. 

Wir gehen zum Auto, umarmen uns nochmal kurz und sehen uns noch ein letztes Mal an.

Irgendwie schaffe ich es mein Blick von dir zu lösen und setzte mich ins Auto. 
Wir fahren los und da ich hinten sitze, sieht keiner wie mir still und leise eine Träne über die Wange läuft.

***

Diese Geschichte entspricht der Wirklichkeit. Meiner Wirklichkeit... bzw. meiner Vergangenheit..