An der Bushaltestelle

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Wie jeden Morgen, wenn ich zur Schule ging, ging ich aus dem Haus richtung Bushaltestelle.
Es war Herbst und alle Bäume färbten ihre Blätter in kunterbunten Farben. Durch meine Schritte, die ich richtung Bushaltestelle ging, wirbelte ich etwas Laub auf, welches leise raschelte.

Eigentlich war ich um die Uhrzeit immer die Einzige an der Haltestelle. Doch heute war es anscheinend nicht der Fall. Von weitem sah ich schon die Silhouette einer Person, die dort an der Bushaltestelle stand. Ich konnte zwar nicht viel erkennen, aber ich glaube es war ein Junge.

Getrieben von meiner Neugier ging ich etwas schneller. Um so näher ich kam, desto mehr bestätigte mich meine Vermutung.

Nun war ich dort angekommen und stellte mich neben diesen mysteriösen Jungen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er mich forschend musterte. Als er schließlich wieder weg schaute, nahm ich ihn ebenfalls genauer unter die Lupe. Er war groß, größer als ich, und hatte braue verstrubbelte Haare. Er trug eine Lederjacke und darunter einen dunkelblauen Pulli, um sich gegen die Kälte zu schützen. Es war nur gefühlt 10 °C.

Ich kuschelte mich etwas tiefer in meine Jacke, weil mir langsam wirklich kalt wurde. Ich ließ meinen Blick über die Straße und den Horizont wandern, der sich gerade, durch den Sonnenaufgang, rosa färbte. Schließlich sah ich den Jungen doch wieder an und bei seinem Anblick viel mir etwas auf.

Er hatte eisblauen Augen. So wirklich eisblau. Ich hatte sie zwar nur kurz gesehen, als er mich ansah, doch sie waren auf jeden Fall blau. Und ich mochte blaue Augen.

Anscheinend bemerke er, dass ich ihn schon wieder anstarrte, denn er drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. Er hatte wirklich blaue Augen. Aber es war nicht irgendein Blau. Es war eine Mischung aus eisblau und himmelblau. Um seine Iris hatte er einen dunkelblauen Ring.

Ich konnte den Blick nicht abwenden. Er fesselte mich und ich verlor mich in seinen Augen.

Auf einmal sprach er: „Warum starrst du mich so an?" „Es passiert nicht oft das ich hier jemanden begegne. Du bist neu hier oder?", antwortete ich leicht verunsichert weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er mich ansprechen würde. „Ja, ich bin vor einer Woche her gezogen." „Cool...." Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte und er anscheinend auch nicht, denn es entstand Schweigen. Es war aber kein unangenehmes oder peinliches Schweigen. Es war einfach nur ein vertrautest Schweigen, als ob wir uns schon ewig kennen würden und nichts sagen müssten.

„Du hast schöne Augen....", flüsterte ich.

Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Oh mein Gott, wie peinlich. Hoffentlich hatte er es nicht gehört. Bitte, bitte, bitte!! Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er hat es wohl doch gehört. Aber warum lächelte er?

„Und du bist wunderschön.", antwortete er mir und drehte sich wieder zu mir um. „Ich habe noch kein Mädchen gesehen, dass so schön ist wie du."

Und nun war ich an der Reihe mit Lächeln. Ich glaube ich habe mich soeben in ihn verliebt.

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