Kapitel 8; kaltes Wasser/Poppy

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AVA

Selbstverständlich hatte meine Mum eine filmreife Vorstellung hingelegt und sie tat mir beinahe schon leid, als ich sah, wie sie mich anschrie und kurz vor einem Tränenausbruch stand.
Doch als sie mir eine schallende Ohrfeige gab, verschwand sofort jedes Restgefühl von Mitleid, das ich für sie übrig hatte.

Ich lag in meinem Bett und starrte in die Dunkelheit, die mich umhüllte. Dann stieß ich ein lautes Seufzen aus, das sogleich von der Schwärze verschluckt wurde. Diese Frau machte mich noch fertig.

Und dann war da noch Sam. Was bildete sie sich bloß ein? Dass sie einfach so in mein Leben spazieren und alles auf den Kopf stellen konnte was noch nicht Teil des großen Chaoses war?
Morgen würde ich ihr zeigen wer an der Jefferson High der Boss war. Beruhigt von diesem Gedanken drehte mich zur Seite und schloss meine Augen.

Ein Tag begann, wie jeder andere in meinem Leben auch. Ich war total fertig und übermüdet, doch ich wusste, dass ich mir nicht noch mehr Fehlstunden leisten konnte, wenn ich nicht nachsitzen wollte. Ich brauchte meine Freizeit um trainieren zu können, dazu war jede einzelne Minute wichtig.

Und so quälte ich mich aus der weißen Bettwäsche von meinem weißen Bettlaken und tapste barfuß über den weißen Zimmerboden.
Um ehrlich zu sein, ja, ich mochte diese weiße Perfektion, diese Reinheit, die sich über mein ganzes Zimmer erstreckte. Und es war nicht nur irgendein normaler Raum, denn er war von einer ungewöhnlichen Größe.
Direkt an mein Zimmer grenzte ein Bad, dessen Weiß nur von blauen Akzenten und Seifenblasen an den Fliesen durchbrochen wurde.
Ich blickte in den großen Spiegel vor mir und musterte mich kritisch.
Ich mochte die Wildheit meiner Haare, aber dafür gefielen mir die Ringe unter den Augenbrauen noch viel weniger.
Ich schnaubte und widmete mich meiner Morgentoilette.

Eiskaltes Wasser prasselte auf mein Haupt nieder und ich unterdrückte einen Schrei. Meine Muskeln spannten sich auf einen Schlag an und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner ganzen Haut aus.
Dieses Gefühl schlug jeden starken Kaffee am Morgen. Ich duschte nur kalt. Jeden Tag. Und ich liebte es, es war schon fast wie eine Sucht.

Dann wickelte ich mich in ein Handtuch und tapste zurück in mein Zimmer. Vor dem Schrank ließ ich es wieder fallen, ich war schließlich allein und konnte so nackt sein, wie ich wollte.
Ich blickte in den Spiegel neben mir. Ein zweites Mal an diesem Morgen. Ich betrachtete die Wassertropfen, die meine Brüste hinabtropften und eine Spur aus Gänsehaut und Wasser auf meiner nackten Haut hinterließen.
Dann zog ich mich an und ging die Treppe hinunter, um zu frühstücken.

SAM

Ich bog gerade mit meinem Wagen um die Ecke, als ich das Mädchen mit den schwarzen Haaren wieder erblickte. Ich fragte mich, wie sie eigentlich geheißen hatte, als es mir wieder einfiel. Saara, sie hatte Saara gesagt.
Also stieg ich aus meinem Wagen und beschloss sie anzusprechen, da ich sie ja schon kannte.
Sie stand neben einem großen Typen, der genauso schwarze Haare hatte wie sie und wahrscheinlich ihr Bruder war.
Ich näherte mich den beiden und kündigte mich mit einem "Hallo Saara.", an, als sich beide zu mir umdrehten. Saara brauchte einen Moment, bis sie mich erkannte. "Oh, du bist die Neue! Ich hab dir doch mal mit deinen Büchern geholfen?
"Ja hast du, vielen Dank nochmal dafür.", sagte ich, doch sie winkte ab. "Ach, das war doch kein Problem. Das ist übrigens mein Bruder Derek."
Saara deutete auf den Jungen neben ihr und ich begrüßte ihn. "Ich bin Sam."

"Wer ist Sam?", hörte ich die Stimme eines Wesens, dass sich durch die parkenden Autos zu uns hindurchschlängelte. Und ich sage Wesen, weil ich im ersten Moment nicht wusste, ob sie ein Mensch war, oder eine bunte Fee. Sie hatte unzählige bunte Strähnchen in den Haaren, die sie zu einem Dutt hochgesteckt hatte. An den Ohren trug sie genauso vor Farbe explodierende Ohrringe und mir schien es, als sei ihr gesamter Körper ein ganzes Feuerwerk aus Rot, Blau, Grün, Gelb und noch vielem, vielem mehr. Ihr Gesicht schien als einziges frei von Farbe zu sein, sie trug keine Schminke.
Ich musste sie wohl ziemlich lange und erstaunt angestarrt haben, denn sie kicherte und sagte: "Mund zu, Fremde."
"I..ich, es tut mir leid." beschämt wandte ich meinen Blick ab, aber sie lachte wieder, diesmal herzlicher. "Keine Angst, jeder reagiert so, wenn er mich zum ersten Mal sieht. Ich heiße übrigens Poppy."
Mir fiel auf, dass mir dieses Mädchen ziemlich sympathisch war und ich gab ihr, zu ihrer Überraschung, meine Hand. "Sam. Freut mich dich kennenzulernen, Poppy."
Und auch wenn unsere erste Begegnung, ein wenig anders war, als erwartet wurden Saara, Derek, Poppy und ich Freunde und ich fühlte mich von diesem Tag an etwas weniger allein.

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