AVA
Ich wollte noch nicht nach Hause gehen, selbst wenn meine Mutter deshalb vor Wut an die Decke springen würde.
Aber wozu hatte man Handys? Sie konnte mich ja anrufen wenn sie wollte.
Und da ich nicht wusste, was ich sonst mit meiner Zeit anfangen sollte, beschloss ich meinen Onkel Andrew zu besuchen. Er war der Bruder meines Vaters, mein Lieblingsonkel und betrieb in der Nähe der Armenviertel einen Elektronikladen.
Von ihm hatte ich meine Begeisterung für Technik geerbt und ich hatte fast meine ganze Kindheit in seinem Laden verbracht.Mein Weg dauerte nicht lange und ich entkam schon bald der hereinbrechenden Nacht, als ich mich dem Laden näherte. Bald würde er schließen, stellte ich mit einem Blick auf die Uhrzeit auf meinem Handydisplay fest.
Als ich die Tür öffnete empfing mich die stickige Wärme des Ladens und ich bahnte mir meinen Weg zwischen den Regalen mit all den technischen Gerätschaften und Erstzkabeln weiter in den Raum hinein, als ich plötzlich Paul entdeckte. Er trug die blaue Arbeitskleidung des Ladens und war gerade dabei, die Glühbirnen im Regal aufzufüllen.
"Ava!", lächelte er. "Du hast dich ja lang nicht mehr blicken lassen." Paul lächelte strahlend als er mich sah."Ich weiß.", gab ich zu, ich hatte meinen Onkel seit drei Monaten nicht gesehen und den Laden vermutlich noch länger nicht.
Paul zog mich in eine Umarmung, die wie immer viel zu fest war. Er erinnerte mich mit seinen großen Armen immer wieder an einen sehr starken Bären. Paul arbeitete nun schon seit ein paar Jahren für meinem Onkel und war mittlerweile 26 Jahr alt.
Nach der Begrüßung informierte er mich kurz darüber, was ich die letzten paar Monate verpasst hatte. Und dann sagte er: "Inzwischen ist eine Stelle frei geworden.""Tatsächlich? Wie praktisch, dann kann ich ja auch mal helfen."
Und ich sagte das nicht, weil ich unbedingt einen Job brauchte, oder massig Zeit hatte. Ganz im Gegenteil. Ich liebte diesen Laden einfach und liebte es auch in meiner Freizeit an technischen Geräten zu basteln. Als Nichte hätte ich normalerweise schon längst bei meinem Onkel arbeiten können, er musste mich ja nicht einmal bezahlen. Aber jedes Mal wenn ich versuchte ihn dazu zu überreden mich einzustellen, meinte er altklug ich solle mich erst mal auf die Schule konzentrieren. Und dann erinnerte er mich jedes Mal an meinen Vater, der wollte, dass ich aufs College ging und Karriere machte und dieses Argument zog jedes einzelne Mal.
Paul schüttelte den Kopf. "Ne, sorry, is grad jemand hinten, um nach der Stelle zu fragen."
"Wer?", wollte ich von ihm wissen und dabei gelang es mir nicht die Neugierde in meiner Stimme zu verbergen.
"Irgend so ein Mädchen aus der Stadt. Sie hat kurze braune Haare. Vielleicht kennst du sie ja."
Kurze braune Haare? In meinem Hirn ratterte es und dann machte es Klick, als sie gerade um die Ecke bog, gefolgt von meinem Onkel und dann zusammen mit ihm stehen blieb. "Vielen Dank, dass ich bei Ihnen arbeiten darf Mr. Phillipson.", sagte sie freundlich und schüttelte die Hand meines Onkels, der sein tausend Wattlächeln zurücklächelte. "Klar, ist doch selbstverständlich Sam. Und grüß bitte deinen Vater von mir."Wie angewurzelt stand ich neben Paul und beobachtete ungläubig, was dort gerade vor meinen Augen geschehen war.
Erst jetzt bemerkte mich mein Onkel. Und kurz darauf wanderte auch Sam's Blick in meine Richtung."Ava! Du hast dich ja lang nicht mehr blicken lassen.", sagte er schritt zu mir und drückte mich fest an sich. Ich konnte nur eine unverständliche Begrüßung in seine Brust murmeln. Plötzlich hörte ich jemanden kichern. Es war Sam. Und sie grinste mich an.
Doch sie wartete meine Reaktion nicht ab, sondern verabschiedete sich von den anderen, nicht ohne mir vorher noch zuzuzwinkern, und verließ den Laden.
SAM
Als ich wieder in meinem neuen Zuhause ankam, machte ich mich daran das Abendessen zu kochen. Ich stellte einen Topf mit Nudeln auf den Herd und in dem zweiten rührte ich eine vegetarische Tomatensoße an. Die Nudeln ließ ich köcheln und setzte mich mit meinen Hausaufgaben an den Küchentisch, um ein Auge auf den Herd haben zu können, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Stattdessen dachte ich über den heutigen Tag nach. Irgendwie schien es, als könnte die ganze Sache mit dem Mädchen ziemlich interessant werden, so oft wie wir einander inzwischen begegnet sind. Ich erinnerte mich daran, dass ihr Onkel sie Ava genannt hatte. Das war vielleicht auch kein sehr gewöhnlicher Name, doch er klang sehr schön.
Dann aßen wir.
"Wie waren deine ersten Tage bis jetzt?", fragte mich mein Vater.
Ich erzählte ihm von meiner Begegnung mit dem Trainer und von meinem neuen Wochenendjob, die Details über das Mädchen Ava ließ ich jedoch aus.
Dann verabschiedete sich mein Vater von mir und ging zur Arbeit, während ich das Geschirr spülte.
Ich wusste selbst nicht, warum ich meinem Vater nichts von der Platzverwechslung im Englisch Literatur Kurs ehrzählt habe, wo wir doch sonst miteinander über alles sprachen. Doch mir schien es, als könnte die ganze Sache mit Ava ziemlich interessant werden und ich beschloss sich das ganze entwickeln zu lassen.
Entweder sie hasste mich, oder wir wurden Freunde, schließlich begegnetwn wir uns inzwischen ziemlich oft.
Als sich mein neuer Arbeitgeber mit dem Namen Phillipson vorstellen, hatte ich so eine Ahnung, dass sie miteinander etwas zu tun haben mussten. Und natürlich hat sich diese Ahnung bestätigt.
Ava verhielt sich in der Schule ganz anders als in der Anwesenheit von Mr. Phillipson. Irgendwie nicht ganz so stolz und obercool. Sondern eher menschlich. Sie schien in der Schule auch ziemlich beliebt zu sein und ich wusste, dass es ziemlich problematisch für mich werden konnte, wenn ich mich mit ihr anlegte.
Doch ich beschloss mir keine weiteren Sorgen zu machen und setzte mich wieder an meine Hausaufgaben.
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H(er)oes | gxg #Wattys2018
Romance**************************************** "Ein bissche depressiv, aber trotzdem entspannt, denn glückliche Menschen sind nicht interessant." - KRAFTKLUB **************************************** Genau so würde sich Ava beschreiben, denn ganz so glückl...