➳ 28. Trauer

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Ich schaute mir die Szene von Daryl und Judy an, bis jemand die Holztreppe hinunterging. Ich schaute auf und sah einen verschlafenen Rick.

Rick hatte mich noch nicht bemerkt, denn er schaute gefesselt auf Daryl und Judith.
"Du?" schmunzelte Rick.
"Was den?" zischte Daryl.

Rick hob entschuldigend die Hände, und ging die restlichen Stufen hinunter. Da bemerkte mich Rick und kam auf mich zu, und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.

Danach nahm er sich aus dem Schrank ein Glas, und füllte es mit Wasser auf. Er stellte das Glas auf den Tisch, und zog mich dann vom Stuhl hoch und setzte sich dann auf den Stuhl, und mich platzierte er auf seinen Schoß.

Ich ließ es unkommentiert, und schaute weiterhin Daryl und eine lächelnde Judy an.
Als Rick einen Schluck aus seinem Wasser nehmen wollte, nahm ich es ihm aus der Hand und trank selber aus dem Glas.

"Hey!" schimpfte er.
"Hallo." antwortete ich trocken zurück. Er lachte leise, und ziehte mich dann näher an sich, und legte den Kopf auf meine Schulter.

Judith beobachtete uns lächelnd und streckte dann ihre kleinen Hände nach uns aus. Ich nahm ihre kleine Hand in meine, doch diese löste sie sofort wieder und streckte sie nach Rick aus.

Ich stand von seinem Schoß auf, und stellte mich dann neben seinen Stuhl. Rick nahm Daryl, Judith ab und setzte sie dann auf seinen Schoß.
Rick nahm ihre kleine Hand und mit der anderen Hand stupste er sanft ihre Nase, was sie zum Lachen brachte.

Langsam trudelten dann auch die anderen zu uns dazu. Ich bemerkte auch Liam, wie er die ganze Zeit auf den Boden schaut. Mir fielen sofort die dunklen Augenringe und die verquollenen roten Augen auf, daran merkte ich, dass es an ihm auch nicht spurlos vorbeigegangen ist.

Er hebt kurz seinen Blick, doch als er mich sah, senkte er seinen Blick wieder zu Boden.

Ich merkte wie im Mia nicht aus dem Kopf ging, doch mir erging es nicht anders. Mia wird immer in meinem Herzen bleiben, da kann keiner etwas daran ändern.

Ich stieß mich ab und ging hoch in unser Zimmer, dort zog ich mir neue Kleidung an. Ich stopfte die dreckige Kleidung in meinen Rucksack und setzte mich dann auf das Bett. Ich legte meinen Kopf auf meine Hände und genoss für kurze Zeit die Ruhe.
Ich hörte zwar gedämpft die Stimmen von den anderen, doch diese versuchte ich auszublenden.

Langsam kamen die verdrängten Gedanken hervor, die ich bis jetzt unterdrücken konnte. Der Gouverneur, Terminus und Mia.

Schnell versuchte ich die Gedanken umzuleiten, doch sie blieben dort und vernebelten meine Sicht. Ich krallte verzweifelt meine Hände in meine Haare.

"Mara?" fragte Liam hinter mir. Ich ließ sofort meine Haare los, und langsam verschwanden die Gedanken.
"Was?" zischte ich unabsichtlich.

Er kam langsam auf mich zu und setzte sich neben mich auf das Bett.
"Ich weiß, wie schwer es ist." murmelte er.
"Weißt du das wirklich? Weißt du wie schwer es war Philipp zu sehen, oder von einem eckligen Mann angefasst zu werden? Das Einzige was du weißt ist, wie schwer es ist jemanden zu verlieren der einem Nahe stand." zischte ich, währendessen er mich überrascht anschaute.

"Mara, stoß mich nicht wieder weg." hauchte er. Ich weiß ganz genau worauf er anspielt, er spielt auf die Zeit an, wo Philipp uns schlug und auf die, wo meine Eltern den tödlichen Autounfall hatten. Dort habe ich jeden von mich gestoßen. Es war eine Schwierige Zeit, die ich ohne meine besten Freunde nicht überlebt hätte.

Ich sackte in mich zusammen, und schaute auf die gegenüberliegende Wand, die Weiß gestrichen war, doch an manchen Stellen, die Farbe abblätterte.
"Liam, ich kann das alles nicht mehr." hauchte ich.

"Mara, du kannst das. Du hast schon so viel geschafft, außerdem sind Rick und ich an deiner Seite." munterte er mich auf.
"Dir gehts auch schlecht, dass sehe ich doch. Deswegen sollte ich dich eigendlich trösten, nicht andersherum." hauchte ich.

Ich schaute in seine Augen und erkannte, dass in ihm soviele Emotionen stecken, die er aber versucht zu verschleiern. Deswegen umarmte ich ihn, und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

"Liam, du bist stark und wirst es schaffen. Du wirst darüber hinwegkommen, aber nur wenn du mich zurücklässt, und du dich um dich selbstkümmerst." murmelte ich betrübt.

Liam riss sich von mir los, und schaute mich fassungslos an.
"Bist du noch ganz bei dir? Ich werde dich niemals alleine lassen!" rief er.
Ich merkte, wie die Gefühle aus mir herausbrachen, und mich langsam einnahmen.

Ich legte den Kopf in meine Hände, und spürte wie mir salzige Tränen die Wangen hinunterfloßen, und schlussendlich auf meine Hose tropften, um dort kleine dunkle Flecken zu hinterlassen.

Ich spürte Liams Arme um mir, die mir Wärme und Geborgenheit schenkten.
Ich weinte in seinen Armen, während er mir immer wieder über den Rücken streichelt und mir beruhigende Worte zuflüsterte.

Irgendwann hatte ich keine Tränen mehr zuvergießen, deshalb setzte ich mich langsam auf und schaute ihn an.
"Es tut mir leid, dass ich so eine schlechte Freundin bin." murmelte ich.
"Das bist du nicht! Du kannst mir nicht helfen, da muss ich wohl oder übel alleine durch." hauchte er und strich mir die Tränenreste von den Wangen.

Ich nickte, doch ich wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach, er wollte mir damit kein schlechtest Gewissen machen.
"Kopf hoch, wie schaffen das." motivierte er mich mit einem gezwungenen Lächeln, dass ich traurig erwiderte.

"Geht doch." antwortete er, und stand vom Bett auf und streckte mir seine Hand entgegen, die ich annahm. Er zog mich hoch, dabei nahm ich den Rucksack und ging dann mit ihm zu den anderen ins Wohnzimmer.

"Am besten gehen wir nach Süden, denn dort ist eine Siedlung." rief Rick, und zeigte auf eine Karte die in der Mitte des Kreises lag. Alle stimmten zu, und machten sie dann bereit aufzubrechen.

Rick schulterte seinen Rucksack und ging dann auf mich zu.
"Ist alles in Ordnung?" fragte er mich besorgt, und nahm mein Gesicht in seine rauen Hände, die zugleich warm waren.

Ich nickte und schaute in seine blauen Augen, die mich besorgt prüften.
"Wirklich?" bohrte er weiter nach. Als Bestätigung küsste ich ihm sanft auf die Lippen, den er sofort erwiderte und mir dann dabei sanft mit den Daumen über die Wange streichelte.

Wir lösten uns langsam und schauten uns in die Augen.
"Ich liebe dich." flüsterte er mir zu.
"Ich dich auch."

Er nahm meine Hand, und verschränkte seine Finger mit meinen. Danach machten wir uns mit den anderen auf den Weg in den Süden.

Undead ➳ R.G ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt