Kapitel 1 - Regina

1.8K 75 3
                                    


Gedankenverloren klammerte sich Regina um die Tasse heißen Kakao, die vor ihr auf dem Tresen des Granny's stand. Hin und wieder trank sie einen Schluck, aber dann dachte sie an Robin, den Sarg und die Pfeile mit aufgesteckten Rosen, die darauf drapiert waren und die Lust auf das süße Getränk verging. Er und Daniel waren die einzigen Menschen in ihrem Leben gewesen, in deren Anwesenheit sie sich gewollt gefühlt hatte und beide waren nicht mehr bei ihr. Sie konnte die Angst, die in ihr hochkroch, nicht verleugnen. Die Angst davor, wieder mit sich selbst und ihren Gedanken allein zu sein. Die Angst davor, erneut jeden Tag wie eine Löwin um das Vertrauen anderer kämpfen zu müssen.

»Setz dich doch zu uns«, forderte sie Mary Margaret auf.

Regina hatte sie nicht einmal bemerkt. Kritisch musterte sie das Geschehen am Fenstertisch. Henry und David unterhielten sich angeregt, während Belle sich mit Rumple amüsierte. Zelena hielt ihre und Robins Tochter im Arm, sehr zum Missfallen von Granny, die die kleine am liebsten selbst großziehen und nicht mehr hergeben wollte. Bis auf das Kind war nichts mehr von Robin übrig geblieben. Sein Sohn und seine Anhänger waren zurück nach Sherwood Forest gezogen, damit dieser in der Heimat seines Vaters großwerden konnte.

Was Regina eigentlich störte war, dass Hook die Finger nicht von Emma Swan lassen konnte, die dies sichtlich zu genießen schien. Den Piraten hatte sie von Anfang an nicht leiden können und sie konnte es nicht im geringsten nachvollziehen, was Emma an ihm fand. »Nein, danke«, antwortete sie und verdrehte die Augen. Den Teil, dass sie sich lieber ihr eigenes Herz herausreißen und zerquetschen würde, als den beiden bei dem Vorspiel für Arme zuzusehen, ließ sie besser weg. Heute übertrieben sie es besonders. Vielleicht, weil Hook gerade erst von den Toten zurückgekehrt war. Wieder und wieder ließ er seinen Kopf auf Emmas Schultern fallen und sie schob ihn daraufhin immer kichernd von sich weg. In den Augen der anderen waren sie das perfekte Paar. Für Regina hingegen sah es so aus, als wäre Hook betrunken und Emma nicht sie selbst.

»Oh, es tut mir leid, das war blöd. Killian ist zurückgekehrt und Robin nicht - du darfst wütend sein«, sagte Mary Margaret mitfühlend und legte eine Hand auf Reginas Schulter. »Aber bitte lass es nicht an Emma aus. Sie kann nichts dafür und sie ist so glücklich.« Mit liebevollen Blick beobachtete sie ihre Tochter.

»Ich bin nicht wütend auf Emma«, entgegnete Regina patziger als beabsichtigt. Sie war auf niemanden wütend und genau da lag das Problem. Regina konnte nicht beschreiben, was sie fühlte, und warum sie nichts dagegen gehabt hätte, wenn Hook sich von jetzt auf gleich in Luft auflösen würde.

»Wir sind für dich da, Regina. Ich hoffe das weißt du.« Mary Margaret bestellte noch ein Getränk, doch gerade, als sie dieses zu den anderen tragen wollte, fing der Boden unnachgiebig an zu wackeln, wie bei einem Erdbeben. Die Flüssigkeit schwappte über den Tassenrand und verteilte sich auf ihrem Oberteil.

»Henry, unter den Tisch!«, rief David und zog den Jungen mit sich, damit er nicht verletzt werden konnte, wenn die Decke dem Druck nicht standhalten konnte und instabil wurde.

Zelena drückte ihr Kind fest an sich, das daraufhin zu schreien anfing, weil man es offenbar gegen seinen Willen aus dem Schlaf gerissen hatte.

Instinktiv suchte Regina am Tresen halt, um nicht vom Barhocker zu rutschen, bis sich der Raum wieder stabilisiert hatte. Sie lebte schon zu lange in einer Welt mit Magie, um zu wissen, dass es sich nicht um ein Erdbeben handelte.

»Was war das?«, fragte Emma in die Runde. Hook hatte schützend seine Arme um ihren Kopf gelegt.

»Bestimmt kein Erdbeben«, antwortete dieser.

»Was du nicht sagst«, murmelte Regina, ohne, dass es jemand hören konnte. Gefolgt von den anderen eilte sie nach draußen, um den Himmel nach Anzeichen für Magie abzusuchen. Sie legte die Hand an die Stirn, konnte aber nirgends irgendwelche Portale oder Unnormales erkennen.

Broken CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt