Kapitel 23 - Regina

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Regina und Zelena beschlossen ihr Glück im Apartment von Emma und ihren Eltern zu versuchen. Natürlich war auch hier alles mit weißen Laken bedeckt. Es lebte niemand in den Räumen. Gedankenverloren strich Regina das Laken von der Couch glatt und setzte sich auf die weiche Sitzfläche. Auf diesem Sofa hatte Emma sie das erste mal auf ihre Gefühle für sie angesprochen. Sie bereute es, dass sie abgehauen war, anstatt ihr sofort die Wahrheit zu sagen. So viel verschwendete Zeit, die sie zusammen hätten verbringen können. Regina schloss die Augen und versuchte sich so detailliert wie möglich daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte, als Emma sie berührte und ihre Wangen gestreichelt hatte. Sie spürte die Wärme durch ihren Körper fließen.

»Hier bin ich gestorben«, sagte Zelena und setze sich neben Regina. »Auf der echten Couch, die in Storybrooke steht. Im Apartment der Blanchards. Emma ist bei mir geblieben, damit ich nicht allein sein musste. Sie sind alle bei mir geblieben.«

»Wir hätten eine tolle Familie abgegeben.« Regina lächelte bei dem Gedanken daran, wie alle zusammen an einem Tisch saßen und aßen, als ob nichts gewesen wäre. Als ob sie eine total normale, völlig unmagische Familie wären.

»Ihr werdet eine tolle Familie abgeben«, bestätigte Zelena und nahm Reginas Hand.

»Wir. Du gehörst dazu.«

»Ich bin gestorben, Regina.«

»Ich auch.«

Zelena lächelte. »Der Unterschied ist, dass dich noch jemand retten wird. Mir kann keiner mehr helfen.«

»Sag das nicht, Sis.« Regina musterte Helenas schmerzverzerrtes, aber auch gleichzeitig glückliches Gesicht.

»Es ist in Ordnung. Schau«, sagte Zelena strahlend und fuhr über ihre Haut. »Keine Flecken mehr. Kein bisschen grün.«

******

Regina und Zelena steuerten auf das Granny's zu, indem kein Licht mehr brannte. Sie spähten durch die abgeschlossene Tür in den menschenleeren Raum. Es wurde immer kälter, sodass Regina bereits ihren Atem sehen konnte. Emotional erschöpft setzten sie sich auf die Stufen, die zur Eingangstür des Diners führten, und wärmten ihre Hände, indem sie hinein hauchten. Vielleicht kam es ihr nur so vor, aber der Nebel wirkte dichter als zuvor.

»Was passiert, wenn ich es hier nicht mehr heraus schaffe? Wer passt dann auf Emma auf?« Henry hätte Emma, aber wen hätte Emma? Gedanklich ging Regina die Leute in Storybrooke durch und überlegte, wer zu Emma passen würde. Hook auf keinen Fall, obwohl dieser durch Henrys Rettung wieder Pluspunkte bei Regina gesammelt hatte. Ruby würde Regina noch einfallen, aber die war ja nicht mehr da. Sicher war Emma stark genug alleine auf sich aufzupassen, aber der Gedanke daran, dass sie allein war, brachte Regina zur Verzweiflung.

»Soll ich dir etwas verraten?«, fragte Zelena verschmitzt.

»Ich bitte darum!« Sofort fühlte sich Regina in ihr achtjähriges Ich zurückversetzt.

»Ich wusste es.«

»Was wusstest du?«

»Dass du ein Auge auf die Retterin geworfen hattest.« Zelena grinste triumphierend.

Regina rümpfte die Nase. Wenn sie eines hasste, dann war es durchschaut zu werden. »Das ist unmöglich.«

»Ach so, und ich dachte freiwillig in die Hölle für jemanden zu gehen wäre eindeutig.« Zelena zwinkerte ihr zu und Regina verdrehte die Augen. Sie sprach von ihrem ersten Aufenthalt in Underbrooke.

»Ich wollte eben nicht, dass Henry seine Mutter verliert.« Richtig, wenn auch nur die halbe Wahrheit. Sie wollte Emma auch nicht verlieren.

»Ist es denn so schlimm für dich, dass deine Schwester dich wenigstens ein bisschen kennt?«

»Nein, ist es nicht. Du hast recht. Ich wünschte nur jemand hätte mir dabei geholfen eher mit der Sprache herauszurücken. Wir haben so viel Zeit verloren, die ich nicht mehr aufholen kann. Wenn ich hier nicht mehr rauskomme, dann war es das. Nie wieder Emma.«

Reginas zitternde Hände waren Zelena nicht entgangen. »Du hättest Emma mal sehen sollen! Sie wird dich nie, niemals aufgeben. Vertrau mir. Wir haben genug gelitten. Es ist jetzt an der Zeit, dass wenigstens einer von uns ihr Happy End bekommt.«

Regina war sich bewusst, dass das wohl die letzten Momente waren, die sie mit ihren Schwester teilen konnte.

»Danke. Danke, dass du der erste Mensch warst, der sich für mich interessiert hat. Dem ich nicht egal war.« Zelena drückte Reginas Hand fester.

»Wir sind Schwestern, du wirst mir nie egal sein.«

Plötzlich durchbrach ein lautes Motorengeräusch die angespannte Stille. Dieses Geräusch würde Regina von überall her wieder erkennen. Es war die gelbe Metallurne auf Rädern, die aus dem Nebel hervor schoss und direkt vor dem Diner zum stehen kam. Die Fahrertür öffnete sich, doch niemand stieg aus. Wie auch, wenn keiner darin saß.

»Dein Taxi ist da«, sagte Zelena und wischte sich eine Träne von der Backe.

Regina stand auf und drückte ihre Schwester an sich. »Grüß Mutter und Vater«, sagte sie, »Wir werden uns wieder sehen.«

»Pass auf Emma, Henry, und mein Baby auf. Ich hab dich lieb, Sis.«

»Versprochen. Ich hab dich auch lieb.« Regina grinste ein bisschen unter dem Schleier von Tränen, weil sie sich wie ein kleines Kind fühlte. Aber genau das war es, was zum Vorschein kam, wenn sie bei Zelena war: ihre Kindheit. Und zwar nicht die schlechten Seiten, von denen diese hauptsächlich geprägt war. Es gab niemanden mehr, der sie kannte, bevor sie zur Bösen Königin wurde.

Jetzt wusste Regina genau, was sie tun musste. Mit klopfendem Herzen nahm sie hinter dem Steuer platz. Der Wagen roch sogar nach Emma, aber Regina glaubte fest daran, dass sie sich das einbildete, weil sie sie so sehr vermisste. Die Scheiben waren von der Kälte beschlagen, sodass sie nur noch Zelenas Umrisse erkennen konnte. Offenbar war es auch nicht nötig, durch die Scheiben sehen zu können, da sich der Wagen von selbst in Bewegung setzte. Das kleine Auto verschwand so schnell wieder, wie es gekommen war. Regina spürte einen Druck, der sich auf ihrem ganzen Körper ausbreitete und ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie schloss die Augen und hörte Stimmen, die Mary Margaret und David gehören mussten. »Sind die beiden okay?«, fragte Mary Margaret panisch, worauf ihr niemand antwortete. Bis auf gleißendes, weißes Licht sah Regina aber nichts. Sie öffnete ihren Mund, um zu sprechen, aber es drang nichts nach außen, außer stumme Schreie.

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