Regina begleitete Robin und Daniel zu dem Felssprung, in der sie bereits ihren Vater und ihre Mutter verabschiedet hatte. Zwischen diesen und dem anderen Ende lag die Schlucht, die mit glühend heißer Lava gefüllt war. Das erste mal hatte es Regina Unbehagen bereitet, jedoch wusste sie jetzt, dass den Menschen, die sie hier verabschiedete, etwas Gutes erwartete.
»Mal sehen, ob du recht hast, Dieb, und unsere Aufgabe jetzt erfüllt ist.« Daniel machte um seine Skepsis kein Geheimnis.
»Auf Wiedersehen, Daniel«, sagte Regina sanft. Dieses mal tat es nicht mehr weh. Es fühlte sich richtig an.
»Es wird mir eine Ehre sein Emma kennenzulernen, wenn die Zeit gekommen ist. Sie muss ein guter Mensch sein.« Es war kein Abschied für immer, daran schien Daniel fest zu glauben.
Regina lächelte verlegen. »Das ist sie. Und warte erst einmal ab, bis du unseren Sohn kennenlernst.« Wo auch immer der Weg die beiden Männer führen würde, jenseits der Schlucht würden sich alle wiedersehen.
Regina wandte sich an Robin. Sie musste nichts sagen, und er auch nicht. Was die beiden füreinander waren, hatten ihre Entscheidungen zu Robins Lebzeiten deutlich gezeigt. Er würde immer ein wichtiger Teil in ihrem Leben sein. Ein letztes Mal legte er seine Hand auf ihre Wange. »Pass auf dich auf. Und grüß meinen Jungen - meine beiden Kleinen.«
Regina nickte versprechend, als sie die beiden umdrehten und ihren Weg antraten. Ein strahlendes Licht - heller als weiß - erhellte die Schlucht und den Felssprung. Ein kräftiger Wind sauste ihnen um die Ohren. Nach und nach vervollständigte sich die Brücke. Es hatte funktioniert.
Daniel klopfte Robin auf die Schulter. »Das hätte ich nicht erwartet.«
»Einem Dieb kann man manchmal eben doch glauben, Stallbursche.« Ohne sich noch einmal umzudrehen bewegten sie sich auf das Licht zu. »Wusstest du, dass sie Henry nach dir benannt hat?«, hörte Regina Robin noch zu Daniel sagen, als die beiden vom Licht verschluckt wurden.
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Dann wurde es still. Bedrohlich still. Regina wollte keine Zeit verlieren und folgte ihrem Instinkt, der sie wieder mitten nach Underbrooke führte. Jetzt wurden die Straße allerdings nicht mehr von verlorenen Seelen heimgesucht. Sie waren leergefegt, verlassen und einsam. Außerdem war es frischer als vorher. Sie beschloss ihr Glück im Glockenturm zu versuchen. Das war noch nie der gemütlichste Ort in Storybrooke, doch jetzt wirkte er beinahe unheimlich. Sie setzte sich an die Stelle, an der Zelena ihr Leben beendet hatte. Regina schloss die Augen und versuchte sich so detailliert wie möglich daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte, als Emma Reginas Kopf in ihren Schoß gebettet und ihre Wangen gestreichelt hatte. Sie spürte die Wärme durch ihren Körper fließen. Sie spürte Emmas Kuss auf ihrer Stirn. Emma.
Ein eiskalter, beißender Windstoß heulte um Reginas Ohren. Sie öffnete die Augen und fuhr nach oben, als der grünen Hexe in die Augen sah. Allerdings wirkte diese überhaupt nicht mehr bedrohlich. Sie wirkte zerstreut. Zelena begutachtete ihre Arme und fuhr sich über den Körper.
»Wo... wo bin ich?«, fragte sie sich selbst, bis ihr auffiel, dass Regina direkt vor ihr stand.
»Willkommen in der Hölle, Sis«, antwortete Regina sarkastisch. Zelena hatte ihr ihr Leben genommen, und doch tat es ihr leid, sie hier zu sehen. Jetzt, wo sie wusste, was ‚hier' war.
Zelena legte die Hand auf ihren Mund und... weinte? Regina traute ihren Augen nicht.
»Regina, es tut mir so leid. Es tut mir alles so, so leid«, beteuerte sie und bewegte sich einige Schritte auf ihre Schwester zu, die daraufhin zurückwich.
»Wie bist du hierher gekommen?«, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wie du auch, schätze ich.« Zelena wandte ihren Blick auf den Boden. Erst dann fiel Regina auf, dass diese die Krone nicht mehr trug.
»Wo ist die Krone? Passte sie nicht mehr zum Outfit?«, fragte Regina provokant, um ihrer Schwester ein paar Antworten zu entlocken.
»Wenn wir Glück haben in Emmas Händen. Ich habe sie nicht freiwillig getragen.«, verteidigte sich Zelena, aber es war nicht nötig. Regina wusste Bescheid.
»Ich weiß. Irgendjemand hat das Dunkelste in dir ausgenutzt, um dich auf seine Seite zu ziehen.« Regina lief auf ihre Schwester zu und öffnete die Arme.
»Ich hätte niemals freiwillig meine Schwester getötet«, sagte Zelena und ließ sich auf die Umarmung ein.
Regina spürte, wie fest ihre Schwester sie hielt. »Ich weiß. Ich glaube dir, und ich verzeihe dir.« Sie drückte sie fester. Zelena war und würde auch immer ein Teil ihrer Familie sein.
»Jetzt sag mir, wer war es, der dir die Krone aufgezwungen hat?«
Zelena erzählte Regina, was sie bereits Emma und Mary Margaret erzählt hatte. Wie Gold sie angelockt und nicht mehr gehen gelassen hat. Auch davon, wie sie die Krone nicht mehr abnehmen konnte und sie ihre Persönlichkeit vollkommen übernommen hatte.
»Emma wird dich retten«, sagte Zelena und sah Regina tief in die Augen. »Sie muss. Damit ihr noch ein langes, glückliches Leben haben könnt.«
Es tat gut aber gleichzeitig auch weh, Emmas Namen zu hören. »Wie geht es ihr?«
»Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es ihr gut geht. Aber sie hält durch und sie ist stark.«, versicherte ihr Zelena. »Sogar so stark, dass sie mir beigestanden hat, als ich gestorben bin.«
»Gestorben? Wie?« Auf einmal wurde Regina wieder bewusst, wo sie war. Dass sie auch tot war. Dass alle hier tot waren.
»Nachdem Gold mir die Krone entrissen und ich wieder zu mir gefunden hatte, war nicht mehr genug von mir übrig. Ich bin dann sofort nach Storybrooke, um den anderen die Wahrheit zu sagen. Damit sie wissen, dass ich unschuldig bin. Dass ich meiner Schwester nie mehr etwas antun würde.«
»Ich weiß, ich weiß«, versuchte Regina sie zu beruhigen.
»Gold ist der Schlüssel. Wenn ihr die Krone zerstört, zerstört ihr auch ihn. Er war es, der damals die Krone mit Magie belegt hat, und zwar aus versehen. Er ist für immer an dieses Teil gebunden.«
»Gold und ein Versehen?«
»Selbst die schlausten machen mal Fehler, das weißt du doch. Es muss passiert sein, als er dich unterrichtet hat.«
Regina erinnerte sich an diverse Unfälle, die passierten, als sie und Gold mit Magie herumexperimentierte. Von zerbrochenen Spiegeln und heruntergefallenen Vasen bis hin zu verzauberten Ratten und kaputten Fenstern. Dabei war nicht auszuschließen, dass ein Teil der Magie auf der Krone gelandet war. »Das würde auch erklären, warum ich sie jederzeit abnehmen konnte, und du nicht.«
»Weil ihr beide das geschaffen habt.«
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Broken Crown
FanfictionAlles, was Regina Mills sich immer gewünscht hatte, war ein Happy End. Doch für dieses muss man kämpfen - und dazu ist sie auch bereit, als sie merkt, dass Ihres den Namen Emma Swan trägt. Eine dunkle Macht sucht Storybrooke heim. Als Reginas Leben...