Kapitel 7 - Regina

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»Es tut mir leid, Regina«, sagte Emma, als das Tor ins Schloss fiel und sie Regina in die Zelle einsperrte.

»Nein, es ist richtig so.« Regina hob besänftigend die Hände nach oben und sah sich mir gerümpfter Nase in ihrem neuen Zuhause um. Es unterschied sich nicht viel vom Rest des Büros des Sheriffs, außer, dass Gitter den Weg nach draußen versperrten und es nur beschränkte Sitzmöglichkeiten gab. Gleichzeitig fühlte sie sich wie ein Tier im Käfig, weil jeder sie beobachten konnte. Außer Emma und ab und zu mal Ruby waren allerdings sowieso fast nie Leute im Büro, hatte Emma ihr versichert. Eine Stimme in ihrem Kopf fragte Regina, wieso sie nicht einfach alles niederbrannte und sich mit Magie befreite. Die andere Stimme sagte ihr, dass sie der blonden Frau vor den Gittern vertrauen konnte und sie wirklich unter einem Vergessenheitszauber litt. Die zweite Stimme war lauter.

»Wir werden eine Lösung finden. Du wirst dich erinnern.« Emma stand das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben. Die Bürger von Storybrooke fürchteten sich allerdings so sehr vor der Bösen Königin, dass Emma nichts anderes übrig blieb, als die Regina ohne Erinnerung einzusperren.

»Ich weiß, dass ihr das werdet.« Regina zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr müsst. Denn ohne mich habt ihr keine Chance gegen - wie sagtest du heißt die Hexe von Oz noch gleich? Zelena?« In Wirklichkeit war sie sich nicht so sicher, ob irgendjemand außer sie selbst in der Lage dazu war einen Vergessenszauber rückgängig zu machen. Emma wirkte vertraut und doch völlig fremd. Henry sah zwar aus wie immer, aber er steckte in einer Art älteren Version seiner selbst fest. Und dass Snow White, die Regina um jeden Preis tot sehen wollte, auf einmal ihre Familie sein sollte, konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Dafür hasste sie sie zu sehr. Jedoch konnte sie sich nicht erklären, wieso alle von dem Fluch wussten. Es musste etwas Wahres dahinterstecken.

»Ja, Zelena. Sie ist deine Schwester. Halbschwester, um genau zu sein.« Emma steckte die Hand zwischen den Stangen hindurch in der Hoffnung, dass es Regina ein bisschen Kraft gab. »Brauchst du noch irgendetwas?«

»Nein, es ist alles gut, danke.« Zögerlich strich Regina den schwarzen Lederhandschuh von ihrer Hand und legte sie in die von Emma. Mit dem Daumen streichelte diese Reginas Handoberfläche. Wärme kletterte ihren Arm entlang und löste das Gefühl von Vertrautheit in ihr aus. Sie glaubte Emma, auch wenn sie sich wünschte, dass nichts davon wahr wäre.

»Ich bin jeden Tag hier. Auch nachts, wenn du das willst«, versicherte sie ihr.

Die Zärtlichkeit in Emmas Stimme verwirrte sie. Regina war es nicht gewohnt, Mitleid und Zuneigung von anderen zu bekommen. Sie war das Objekt von Angst und Furcht. »Du solltest dich lieber um Henry kümmern.« Regina befreite sich von ihrem schweren Mantel und setzte sich auf die unbequeme Pritsche. Sie quietschte ein wenig und Regina befürchtete schon, sie würde unter ihr zusammenbrechen. Was hatte diese blonde Frau nur an sich, dass sie sich freiwillig von ihr einsperren ließ? Mit Leichtigkeit hätte sie sie vernichten können. Diese ganze gottverdammte Stadt hätte sie dem Erdboden gleichmachen sollen. Stattdessen fand sie sich an einem Ort wieder, der einer Königin so gar nicht gerecht wurde.

»Henry hat seine Großeltern. Du brauchst mich gerade dringender.« Emma schnappte sich einen Stuhl und setzte sich direkte neben sie, nur eben auf der anderen Seite der Gitterstäbe. »Du hast dich für mich geopfert, Regina. Die Böse Königin hätte das nie gemacht. Henry hat uns zusammengebracht und du kannst dir das jetzt nicht vorstellen, aber irgendwie glaube ich du hast gerade angefangen... glücklich zu sein.« Emma lief zu ihrem Schreibtisch und kam mit Henrys Märchenbuch zurück. »Henry ist jetzt der Autor.« Sie zeigte Regina Illustrationen und Ausschnitte von Geschichten, die Henry geschrieben und hinten in das Buch hineingelegt hatte. Regina war beeindruckt von dem Talent ihres Sohnes und fast zu Tränen gerührt als sie erkannte, wie sehr ihm das Glück seiner Mutter am Herzen lag. Seiner beiden Mütter. In Reginas Erinnerung war Henry immer noch zehn Jahre alt und gerade dabei herauszufinden, dass seine Mutter die Böse Königin war. Seit Wochen hatte er sich geweigert Regina als seine Mutter, sein Elternteil, anzuerkennen. Dafür hatte sie ihn dafür zur Behandlung bei Archie, dem Psychologen, geschickt. Die Vergebung in Henrys Augen und die Tatsache, dass er sie eben wieder als seine Mutter bezeichnete, gab Regina Hoffnung darauf, dass sich ihr Leben endlich zum Guten gewendet hatte. Wenn sie sich nur daran erinnern könnte.

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