Nun stand ich da, in meinen zerknitterten Klamotten, in denen ich letzte Nacht geschlafen hatte und die leicht feucht von der Atmosphäre eben am Pool waren, und hoffte einfach an keinem Herzstillstand zu sterben.
Oder an Herzrasen, denn es fühlte sich nämlich so an, als wenn es gleich einfach aufgeben würde. Das arme Ding, was es schon alles durch hatte, seit dem ich Stone kannte.
Ihre Mutter also.
Atmen Bella!
Sie warf sich nur einen langen Seidenkimono über, durch schüttelte die Haare mit den Händen und tapste Barfuß nach oben zum Foyer.
An den Treppen blieb ich wie an gewurzelt stehen, versuchte Fassung zu gewinnen, doch merkte das ich immer mehr der Panik verfiel, je näher ich mich dem Ausgang befand.
"Beruhig dich Bella." sagte Olivia und klang genervt. Nun fühlte ich mich noch kleiner als davor.
Da saßen wir nun an der riesigen Kücheninsel. Olivia an einem Ende und ihre Mutter ihr gegenüber am anderen. Wie zwei Königinnen, zwei Dynastien.
Und ich dazwischen. Wie ein armer kleiner Knecht, über dessen Leben, was sowieso ein Nichts ist, entschieden worden wäre.
"Wie siehst du schon wieder aus." sagte Olivias Mutter. "Mitten am Tag und du eben aus dem Bett?" Sie war ein kleines Stückchen größer als ihre Tochter, hatte ebenfalls pechschwarzes Haar und helle graue Augen. Ihre Gesichtszüge waren die selben, bloß hatte sie leichte Falten auf den Lidern, ein paar um den Mund herum und wenige, nicht sehr tiefe auf der Stirn. Sie sah durchlebt aus, jedenfalls mehr als Olivia es tat. Und selbst das, wie ich dachte, sei schwer zu übertreffen. Ihre Hände waren knochig, die Haut sah müde aus. Lackierte, lange schwarze Nägel und ein schwarzer langer Mantel. Darunter trug sie ein sanftes rosa Kleid, mit langen Ärmeln, welches sich genau ihren Kurven anpasste. Sie hatte einen kürzeren Haarschnitt als Olivia, richtete ihre Frisur mit der linken Hand, als sie mir bei der Begrüßung die rechte reichte.
"Scarlett Stone." sagte sie mit einem sanftem Lächeln und tiefer rauer Stimme. "Und wer ist diese bezaubernde Gestalt?" fragte sie mich, ohne ihre Augen auch nur ein Mal von mir zu nehmen. Ich murmelte meinen Namen worauf Scarlett zu lächeln begann und einen Blick auf ihre Tochter warf. "Sind sie eine Freundin von Olivia?" fragte sie mich dann, weiterhin so überaus höflich, das es mir Angst machte. Olivia aber gab nur einen Seufzer von sich und sagte genervt, das ihre Mutter nicht immer alle Menschen so ausfragen solle. Worauf Scarlett sagte, das Olivia freundlich wie immer sei und sie nichts anderes erwartet hätte.
Und nun saßen wir am Tisch, die junge Angestellte von Olivia (Ob ich sie als Kollegin bezeichnen konnte?) machte mir einen Tee und den beiden Damen Kaffe, für Scarlett mit einem Schuss Baileys und Cognac.
"Ist schon wieder Montag, Mutter?" gab die jüngere Stone Augenrollend von sich und hob eine Augenbraue. Wahrscheinlich wegen dem Alkohol.
Scarlett nahm ihren Zeigefinger nach oben und zeigte auf Olivia, als sie an der Tasse nippte.
"Nein, aber das Wochenende ist schon wieder nah."
"Stimmt, man sollte sich ja keine Gelegenheit entgegen lassen." ihre Stimme klang provozierend. Ich bekam herzrasen. Wieso auch immer..
"Da hast du ja wenigstens etwas von mir."
Olivia strich sich durch die Haare, lehnte sich, mit verschränkten Armen vor der Brust, zurück auf die Hockerlehne und schaute ihre Mutter kritisch an.
"Was verschafft mir diese Ehre?"
"Darf man denn nicht mehr nach seinen Kindern sehen?"
"Grundlos ists bei uns ja nicht mehr aktuell." Scarlett lächelte und strich wahrscheinlich ihren Lippenstift von der Tasse.
"Bella also." sagte sie, ohne Olivias Bemerkung Beachtung zu schenken, und für ein paar Sekunden dachte ich, ich würde vom Stuhl kippen, als sie mich anschaute. "Was machen sie beruflich?" Fragte sie in einem Ton, der keine Widerworte erlauben würde. Nun wusste ich, vom dem dies Olivia hatte.
"Ich.. b..bin Designerin." sagte ich und verkroch mich, bei jedem meiner Worte immer tiefer in meinen eigenen selbstgebauten Schutzraum. Vielleicht würde es mir ja helfen, je kleiner ich aussah desto unauffälliger wäre ich geworden und dann hätten mich die beiden Stones gar nicht mehr gesehen.
Sie waren wie zwei Göttinnen, zwei solch stolze Frauen. Zwei von ihnen war scheinbar eine zu viel. So fühlte sich jedenfalls die Spannung an, die zwischen den beiden herrschte.
"Wie toll." erwiderte sie mit Begeisterung. "Und wo üben sie das aus?"
Wieso bloß war das die Frage, die ich am aller meisten vermeiden wollte?
"B..bei der Firma.. Stone.."
"Ach." sagte sie dann mit einem tiefen Atemzug. "Sie arbeiten für meine Tochter?"
"Genau, Mutter. " Sprang Olivia dann ein.
"Livie, du lässt die Leute ja kaum aussprechen."
"Muss ich wohl auch von dir haben." platzte es aus Olivia.
"Da ist ja jemand besonders gereizt heute." sie nahm noch einen Schluck von ihrem Kaffee. Doch dann traf ein spitzer Augenaufschlag, wie ein Schuss aus einer Kanone, Olivias Augen. Beiden starrten sich penetrant an, kämpften darum wer als erstes nachgibt und weg schaut, doch wie es aussah, wollte keine von beiden. Nun war scheinbar der richtige Krieg angesagt, dies war der Anfang. Mein Herz begann noch mehr zu rasen.
Dann gab Scarlett nach und sagte etwas, was Olivia völlig aus dem Konzept brachte. So empfand ich es jedenfalls.
"Was ist mit Grace?" Die Augen der jüngeren Stone weiteten sich, sie ballte eine Hand zur Faust und erhob sich schließlich.
Wer war Grace..? Moment..
Sie brachte ihre Tasse weg und drehte sich zu ihrer Mutter.
"Ich muss gleich leider gehen, tut mir leid das unser Treffen so kurz war. " sagte sie zu Scarlett und diese hatte sich ebenfalls erhoben und ging einen heiteren Gang um den Tisch zu mir.
"Bella, hat mich sehr gefreut." sagte sie als sie meine Hand schüttelte. "Vielleicht sehen wir uns irgendwann noch einmal." Ich nickte kurz und sah den beiden zu wie sie die Küche verließen. Dann knallte die Eingangstür und Stille erfüllte das Haus. War ich allein?
Wieso.. nein.. was war passiert?
Hatte ich mich nur getäuscht.. oder sah ich in Olivias Augen.. die selbe unerreichbare Tiefe.. wie am Abend zu vor..? Der Abend, von dem ich immer noch gehofft hatte, das dieser nur ein böser Traum war. Doch das war er nicht.
"Ist das dein Ernst?" hörte ich plötzlich gedämpft hinter mir. Ich drehte mich und sah das Fenster, aus dem ich Stone und ihre Mutter an einem schwarzen Audi stehen sah. Das Fenster war offen.
Ich weiß, Mama hatte es mir oft genug gesagt, man sollte bei fremden Gesprächen nicht lauschen.. doch es ging einfach anders nicht. Es musste sein.. Vielleicht.. hätte ich ja etwas erfahren.. was mir helfen würde Olivia zu verstehen.
"Ich glaube das ist eher die Frage, die ich dir stellen sollte mein Kind."
"Mein Kind?"
"Was, bist du es etwa nicht mehr?" Olivia begann auf Scarletts Aussage zu lachen an. "Ich verstehe überhaupt nicht was mit dir los ist Olivia."
"Wann hast du es je überhaupt?"
"Du klingt wie ein kleines Kind. Ich dachte du wärst erwachsen geworden, und wir hätten das Thema schon lange durch."
Einen Moment schwiegen beide. Das Gespräch und Temperament, welches beide aufbrachten, machte schon das Zuhören schwer und jagte Angst ein. Fast bekam ich das Gefühl selbst was falsch gemacht zu haben.
"Ich mache mir Sorgen um dich Olivia." sagte dann Scarlett. "Was ist mit Grace los?" ich trat näher an das Fenster und sah wie Stone sich umdrehte und eine Runde um die eigene Achse ging. Dann legte sie beide Hände auf ihre Augen und strich sich durch das Gesicht.
Wer war Grace?!
"Sie ist weg.. hab ich recht..?" sagte dann Scarlett ruhig.
"Seit wann interessierst du dich überhaupt dafür?! Sag mir das bitte!"
"Weißt du was Olivia? Ich habe mir lange genug Mühe mit dir gegeben. Ich habe nie behauptet, immer eine gute Mutter gewesen zu sein, doch ich kann auch Dinge einsehen und mehr als du es zulässt, kann ich nicht tun! Sieh einfach zu, wie du selbst klar kommst. Doch statt hier mit deiner Angestellten, dir schöne Abende zu machen, was ich ja sowieso witzig in deiner Situation gerade finde, hättest du dir mehr Mühe geben können! Wo ist Grace nun?! Aber gut, bleib hier, bei Bella, scheint ja wichtiger zu sein, als der Kampf um Gracie! Und da, wird dir niemand anders mehr bei helfen können!" sagte Scarlett, steig ins Auto und fuhr davon. Da blieb nur noch eine perplexe Olivia Stone.. und ich..
Denn mich traf es wie ein Schlag ins Gesicht.. ein Schuss in meine Brust.. Plötzlich tat es so verdammt weh. Meine Augen füllten sich mit Tränen und rollten über meine Wangen..
Wer..wer war Grace..?
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Nie (wieder) Sex || GirlxGirl
RomanceWARNUNG!! Diese Story beinhaltet sexuelle Inhalte. Lesen auf eigene Verantwortung. Was passiert wenn sie plötzlich vor dir steht? Und eigentlich hast du ja gar keine Gefühle, geschweige denn, du bist noch nicht mal lesbisch, und doch pocht dein Herz...