Kapitel 26

6.6K 218 32
                                    

Ich umhüllte meinen Körper mit der Decke von Stones Bett.
Sie saß unten in der Küche, was man zwar nicht wirklich Küche nennen konnte, oder doch, jedenfalls war der Raum viel zu groß und umfangreich an Geräten um es mit einem einfachen Wort wie Küche zu beschreiben.
Ihre Augen waren schon am frühen morgen geschminkt, die Haare waren hoch gesteckt und zwischen ihren beiden Fingern war wie immer eine Zigarette. Sie trug eine grüne Karottenhose, weiße Bluse und braune Mokassins. Das eine Bein lag wie immer auf dem anderen, sie stützte ihren Ellbogen auf die Kircheninsel mitten im Zimmer und blies Rauch in die Luft. Neben dem Aschenbecher stand eine dampfende Tasse. Ich nahm an, es sei Kaffee.
Als ihre Augen  mich erwischten funkelte ein Lächeln auf ihren Lippen.
"Guten Morgen." sagte sie und tippte die Asche ab. Sie betrachtete mich durchdringlich und schweigend als mich auf einmal Blitze am gesamten Körper überkamen.
"Gut geschlafen?"
Wir setzten uns an den Tisch doch frühstückten nicht. Sie erzählte mir das sie morgens nie etwas essen konnte und bald sei sowieso Mittag. Ich verneinte ebenfalls als sie mir was anbot und goss mir eine Tasse Tee ein. Ich konnte mich jetzt nicht blamieren, mit meinem Überschuss von Milch im Kaffee.
"Ich werde gleich wahrscheinlich Besuch bekommen." sagte Olivia mit einem ernsten Augenaufschlag. Was sollte das heißen?
"Soll ich gehen?"
"Ich würde sagen, ich fahre dich nach Hause und komme dich am Abend besuchen." Ein Strom schlug durch meinen Körper, Olivia bei mir zu Hause. Schon wieder.
Als wir im Auto saßen war es still und es spielte leise Musik im Hintergrund. Trompeten.. nein Saxophon war es.. mit Klavier.
"Was ist das für Musik?"
"Das ist Miles Davis, Jazz Musiker der fünfziger Jahre."
"Magst du die fünfziger Jahre?" sie schaute zu mir, ihr Mund zuckte.
"Schon. Sie haben etwas reizend verbotenes." Die Musik war so angenehm, ich wusste nie das einfach Trompeten so schön klingen konnte. Noch ein kleiner Teil den ich über sie erfahren hatte.
Am liebsten hätte ich etwas gesagt, doch mir fehlten jegliche Worte und ich spürte unendliche Spannung auf jedem einzelnen meiner Muskeln.
Und wenn wir gleich ankamen, sollte ich sie hoch bitten? Ihr noch einen Tee anbieten oder ihr sagen das sie bleiben soll? Nein, sie hätte Besucht bekommen und wahrscheinlich war dieser wichtig genug das ich nach Hause musste. Sie schämte sich doch nicht für mich...? Oder..? Was kann es denn auch, so ein kleines Mädchen neben solch einer präsenten , schönen Frau.
Dieser Gedanke machte mich traurig, passten wir denn überhaupt zusammen?
Und wenn schon, wahrscheinlich war es überhaupt noch viel zu früh um über solche Sachen nachzudenken. Und dumm.. Was.. wenn es nur ein Mal war?
"Da sind wir." sagte sie und schaute mich durchdringlich an als wir anhielten.
"Scheinbar schon." ihre Augen lagen auf mir, während sie einen Arm auf ihrem Lenkrad stützte. "Kommst du heute Abend?"
"Kochst du wieder etwas für mich?" Die Röte schoss mir in die Gesichtshaut. Wie peinlich! "Nein, quatsch. Du brauchst nichts machen. Ich denke ich komme gegen sieben Uhr, wenn es dir recht ist natürlich."
"Natürlich!" Sie lächelte spitzbübisch, nein schon wieder! Wieso musste ich mich immer verplappern?!
"Wenn das so ist, dann sehen wir uns heute Abend." sie schaute mich an.  Sollte ich ihr einen Kuss geben oder so etwas..? Oder wäre die Verabschiedung einfach nur kalt werden? Mir fehlte der Mut, sie aber neigte auch nicht dazu mir näher zu kommen, also griff ich nach dem Griff und stieg aus. Sie fuhr davon.
Als ich oben ankam und durch meine, plötzlich mir so leere, Wohnung schaute fühlte ich mich einsam. So, als wäre ich der einzige und letzte Mensch auf der Erde, der nun nicht wusste was er zu tun hatte und wohin mich sich selbst.. bis zum Abend jedenfalls.
Ich versuchte mich schlafen zu legen, um die Zeit schneller zu vertreiben, stellte mir einen Wecker auf vier Uhr Nachmittags um duschen gehen zu können und etwas zu essen zu machen. Ich hatte Nachrichten von Maik und Maxima, mir fiel auf das deren beider Namen mit einem M anfingen, doch ich ignorierte beide und legte mich hin. Und blieb wach, bis mein Wecker klingelte.
Was war es denn nun, das zwischen ihr und mir? War es nur.. naja.. Sex? Oder.. schämte sie sich für mich? Dabei war sie so sanft und vorsichtig. So verständnisvoll. So liebenswert. Das konnte doch nicht alles gespielt sein oder? Oder war ich zu paranoid, da sie mich zur Verabschiedung nicht geküsst hatte? Oder weil ich gehen musste, wegen dem Besuch? Wer war dieser Besuch überhaupt? Sie hatte mir nichts gesagt. Nur das sie Besuch bekäme. Und scheinbar war ihr dieser sehr wichtig.
Und auf ein Mal merkte wie wenig ich von ihr wusste. So gut wie gar nichts, außer ihrem Namen, ihrer Arbeitsstelle, ihrer Neigung zur Dominanz und Sarkasmus und ihre Freundin Kristen.
Ich wusste wo sie wohnte mittlerweile, ja, wusste welches Auto sie fuhr.. das sie Jazz mochte. Mehr nicht.
Mit diesem Gedanken stand ich auf, ging duschen und machte etwas zu essen. Reis mit Schnitzel und Champignon Soße. Ein wenig peinlich, das ich mit 24 Jahren immer noch nicht kochen konnte.
Wie alt Olivia wohl war? Sie konnte bestimmt herrlich kochen.. Mein Laune war traurig gestimmt. Ich war traurig.
Als ich jedoch auf die Uhr schaute und mir auffiel das bald sieben war, was mir wohl entgangen ist, lief ich wie eine Irre, ja.. "wie", in mein Schlafzimmer. Scheiße! Das Bett war nicht gemacht! Ich  warf mich darauf, zog die Decken und die Kissen zurecht und lief an meinen Schrank. Und als ich daran dachte, an ihren Geruch dachte, musste ich plötzlich lachen. Gleich wäre sie gekommen und ich würde sie wieder sehen. Ich würde diese, wunderschöne, bezaubernde Frau wieder sehen!
Ich zog mich in Gedanken an sie an, mein Herz klopfte! Und wie es klopfte...
Bis es klopfte und es klopfe nicht mehr mein Herz sondern die Tür.
Mit aufgerissener Tür grinste ich dem strengen Gesicht von Olivia entgegen.
"Du siehst ja glücklich aus." sagte sie und ein verharrendes Lächeln huschte über ihre Lippen. Bei allen meinem Gedanken fühlte ich mich wieder so gelähmt in ihrer Nähe. Mein Herz schlug mir bis zu meinem Hals wie am ersten Tag als ich diese Frau, diese wunderschöne Frau zum ersten Mal gesehen habe!

"Lässt du mich rein oder muss ich dich erst dazu nötigen?" Wie auf Knopfdruck lief ich rot an.
"N.. natürlich." Sie kam herein und ich fühlte mich plötzlich wieder so klein und unnützlich. Wie ein Nichts..
Sie ging langsam in mein Wohnzimmer, lies ihre Jacke auf dem Sofa und stellte die Tasche darauf ab. Als sie zum Tisch hinüber ging streifte sie sich Leder Handschuhe von den Händen. Ihr Blick schwiff kritisch durch jede Ecke meiner Wohnung und ich hatte plötzlich das unverwechselbare Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.
Und ich war nicht in der Lage etwas zu sagen. Ich lief erneut rot an, als ich daran dachte, das ich es am liebsten gehabt hätte, das sie einfach zu mir kommt, mich umarmt, küsst und mir erzählt wo sie war. Im selben Moment kam Eifersucht in mir auf, ich würde so unbeschreiblich gerne wissen wo sie war.
"Das Wetter ist so schrecklich schön, doch ich friere." Stimmt, es war ja mittlerweile Winter.
"Ich kann eine Decke holen."
"Oder du wärmst mich auf." es überkam mich, erneut rot im Gesicht und sie kicherte. "Du brauchst nicht sofort rot anlaufen, ich mache mir einen Tee. Möchtest du auch einen?"
Ich nickte und ging ins Badezimmer.
Starrte in den Spiegel und sprach mir Beruhigung zu. Benimm dich seriös, sonst wirst du nie erfahren wo sie war... und wer sie überhaupt ist.
Als ich zurück kam, stand sie an meiner Küchen Theke und goss heißes Wasser in zwei Tassen. Einen Moment lang stand ich da, beobachtete sie und merkte das es mir nichts ausmachte, dass sie sich in meiner Küche frei bewegte und bedienen konnte.
Sie konnte alles von mir haben. Ich würde ihr alles geben.
"Du hast ja gekocht."
"Möchtest du was essen?"
"Nein, ich habe keinen hunger."
Sie reichte mir die Tasse Tee und ging an mir vorbei auf meine Couch. Nahm Platz und den ersten Schluck ihren Tees.
Ich ging zu ihr rüber doch setzte mich erst nicht. Schaut sie an und merkte wie heiß das Porzellan in meinen Händen war. 
Sie schaute mich an, als ich dann doch schweigend Platz nahm und dachte auch nicht daran weg zu gucken, als ich dann saß und sie nicht mehr anblickte. 
Vielleicht sollte ich was sagen. 
"Wie war es, dein Besuch?" 
"Gut, wie immer eigentlich." Wie immer? Was sollte das denn heißen wie immer?
"Oh. Klingt schön." 
Und erneut erfüllte Stille den Raum, welche zwischen durch, durch das Pusten auf den heißen Tee unterbrochen wurde. 
Ich nahm meine Brille ab.
"Bist du sicher das du nichts essen willst?"
"Sicher." 
Sie war so still, warum war sie so still? Sie sprach nicht, schaute durch die Gegend und antwortete nur kurz und knapp auf meine Fragen. 
Mich erfüllte hemmende Angst etwas falsch zu machen. 
"Ich glaube ich möchte was trinken." 
"Du trinkst doch Tee.."
"Ich meine Alkohol.." 
War so klar, das ich sowieso so gut wie nie verstanden habe was sie meinte. 
Erneut fühlte ich mich so klein.
"Komm, wir kaufen was schönes. " 
Wir setzten uns in ihr BMW, irgend ein übergroßes Auto, welches schnell fuhr, und suchten den nächst besten Laden. Olivia kaufte eine Flasche Wermut, klassischen Gin und Oliven. Was das wohl werden sollte?
"Hast du Martini Gläser zu Hause?" 
Was waren bitte Martini Gläser? Sie lächelte schmunzelnd und kaufte irgendwelche Trichter förmige Gläser. 
"Du kaufst extra Gläser? Nein hör auf, entweder ich zahle diese oder wir trinken aus normalen." 
"Hör mal, ich kann es mir leisten. Und ich möchte welche haben. " ihr Tonfall klang herrisch, so schwieg ich ihr nur entgegen und sie zahlte die Getränke und Gläser. 
Zu Hause mischte sie Schnapsglas artig etwas Wermut, doch der größte Teil bestand aus Gin. Da legte sie eine Olive rein und das Getränk sah edel aus. Jetzt wusste ich auch was es ist, vom Sehen her kannte ich es.
"Und, schmeckt es dir?"
"Ist irgendwie leicht trocken aber es schmeckt."
"Was hast du heute noch alles gemacht?" fragte sie mich. Sie fragte mich nie danach, nun wirkte unser Gespräch sogar normal, wie der zwischen zwei normalen Menschen.
Sie war komisch, so still und runtergebracht. So nachdenklich. Was war es für ein Besuch, wer war es der Olivia so zum Nachdenken verholfen hat?
Scheiße!
In mir stauten sich schon wieder die Tränen, als die Flaschen gut geleert waren. Wieso musste Alkohol mich so bloß peinlich emotional machen?!
Wieso, wieso verdammt war sie so anders. Es war nicht Olivia, nicht diese Olivia Stone die ich kannte. Es war ein anderer, fremder Mensch der vor mir saß. Und ich merkte wie wenig ich sie in Wirklichkeit kannte. Und wie gut sie mich dafür.
War ich es vielleicht? Hatte es ihr gestern nicht gefallen und sie saß nun da, um mit mir diesen Martini zu trinken und irgendwann dazu zu kommen das es nun vorbei war? Und überhaupt, hatten wir denn was, das sie es überhaupt beenden konnte?
"Wie alt bist du?" fragte ich kleinlaut.
"Was denkst du denn?"
"Weiß ich nicht."
"Zu alt."
"Ende zwanzig?"
"Sechsunddreißig."  
Niemals! Das konnte doch nicht sein!
"Du siehst jünger aus." sagte ich und quälte mir Lächeln auf.
"Danke." 
Und nun merkte ich wie wenig ich sie kannte. Was mir alles fehlte um ihr so nah zu sein wie Kristen. Ich dachte daran wie gut sie sich verstanden hatten und wie wortlos sie sich lesen konnten. Doch Olivia war ein alter Klassiker aus der Reformation, auf einer anderen Sprache, die für mich unmöglich zu entschlüsseln war. Ich habe sie nicht verstanden und würde sie wohl nie verstehen. 
In ihren Augen und ihrem Verhalten erkannte ich, das etwas nicht stimmte. Das da irgendetwas war, was sie beschäftigte. Und ich würde es nie erkennen können was es ist, geschweige denn, sie würde es mir wahrscheinlich nie sagen. Nun sah ich, was ihr wahrscheinlich alles durch den Kopf flog und was sie alles an Lasten auf den Schultern zu tragen hatte. Und wie klein und dumm ich doch neben ihr war. Ein kleines Nichts, mit Null Erfahrung, jemand der das Leben nicht mal im geringsten geschmeckt hatte. Ich wurde den Gedanken nicht los, das nicht nur der Martini es war, welcher ihr so bitter auf der Zunge lag.
Ich wusste einfach nichts über sie. Sie war ein Rätsel für mich, obwohl ich doch so wenig Spielregeln hatte. 
Ich war so klein und so dumm, um auch nur im Geringsten verstehen zu können wie ihr Leben, ihr wirkliches Leben, aus Sorge und Freude zu gleich, wohl aussah.
Sie nahm mich an der Hand und wusch mir eine Träne aus dem Gesicht.
"Shh.." sagte sie und küsste meinen Scheitel. "Nichts. Du brauchst nicht weinen. " Sie führe mich in mein Schlafzimmer, machte alle Lichter in der Wohnung aus und legte sich zu mir. Sie nahm mich fest in den Arm, zog die Decke über uns hielt mich fest an sich.
"Lass uns schlafen."
Ja, so war es. Ich war ein kleines, unerfahrenes Kind neben ihr. Nicht mehr und nicht weniger. 
Sie war für mich die größte und quälendste Frage und ich, ich war ein offenes Kinderbüchlein in ihren Augen.

*

Hallu meine Lieben,
wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt, habe ich es nicht mehr so mit dem Schreiben in letzter Zeit. Irgendwie zieht das alles bei mir so hin und ich komme nicht dazu und mir fehlt absolut die Motivation, sowie die Inspiration. Das ist kake. 
Ja was soll ich sagen... die Ideen lassen sich Zeit bei mir. Ich kann mich nur bei euch entschuldigen.
Versuche aber auf jeden Fall dem nächst WIRKLICH öfter zu schreiben. 
Ich hoffe es gefällt euch weiterhin so gut. 
Ich (jaja voll die Eule, immer noch wach.) wünsch euch ne schöne Nacht und einen angenehmen Montag meine Lieben. 
Euro Charlotte :*

Nie (wieder) Sex || GirlxGirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt