Kapitel 38

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Da lag sie, die Arme an einander gedrückt, als wenn es dort nichts gäbe, woran sie sich sonst klammern könnte. Ihr Brustkorb hob sich langsam und sank wieder. Wenn ich mich nicht bewegte und meinen Atem anhielt, hörte ich ihren leisen Atem. Selbst wenn sie schlief, sah sie so unantastbar aus.
War sie eine Lügnerin? Jedes Game Over brachte eine neue Runde.
So wie dieses Mal, als sie wieder hier war. Vor meiner Tür stand.. eine neue Runde spielen wollte.
Sie sagte, dass sie mich bräuchte.
Eines der weiteren Karten dieses Spiels?
Ich schaute sie erneut an. Studierte nocheinmal jedes einzelne ihrer Gesichtsmerkmale, die rechte Wange die auf ihren Händen lag. Sie war ungeschminkt, ihre dunklen Wimpern kamen zur Geltung.
Da lag sie und schlief.. zum ersten Mal in meiner Wohnung. Zumindest so, das ich während dessen wach war.
Und je länger ich sie anschaute, desto mehr merkte ich, wie wenig sie hier rein passte. Und wie wenig sie auch zu mir passte.

*

Ruckartig wurde ich wach. Fast vom Bett aufgesprungen, die Augenlieder klebten gefühlt noch aneinander als ich die erste Angst des Tages spürte.
Ich schaute nach meiner rechten Seite.
Leere.
Ein kaltes Kopfkissen und einige Falten in der Bettdecke.
Alles nur ein Traum? Niemals! Das kann nicht sein! Nicht an diesem morgen.
Sie sagte sie bräuchte mich. Und dann sagte sie die andere Sache, die Sache die sie bräuchte und die Sache die gerade vier Jahre alt war.
Und keine 24, Bella!
Tränen sammelten sich in meinen Augen. Neuer Rekord, das vor acht Uhr morgens.
Ich fragte mich für einen kurzen Moment wann sie wohl weg ging, darauf beschlich mich die Frage ob sie überhaupt da war.. oder ob all dies nur ein dummer Traum gewesen ist? Ein dummer Traum mit dem ich die folgende Woche zu kämpfen hatte. Mir schien der Kampf endlos, rastlos, schmerzhaft und so weit fern, das ich die Krieges Schreie nur dumpf neben mir hörte.
Ich konnte mir nichts von all Besprochenem zu Herzen nehmen, konnte nichts davon in meine Welt aufnehmen, da es meiner Welt so fern war, so fern wie der Sex mit einer Frau, vor vielleicht einem halben Jahr. Da dachte ich auch noch, dass ich eines Tages einen klassischen Tod sterben würde, doch die Dinge ändern sich sekundenweise. Vorallem dann, wenn sich deine Chefin Olivia Stone nennt.
Irgendwann schlich ich mich leise in mein Büro, nachdem ich Olivia das letzte Mal früh am morgen, sehr ungewohnt tatsächlich, das letzte Mal in der Firma gesehen hatte. Fast fühlte es sich wie meine Anfangszeit an, dann als sie noch gar nicht so oft hier war. Doch jeden morgen beschlich mich die Angst, sie plötzlich vor meinem Büro anzutreffen, sie anzusehen, wieder schwach zu werden und wieder so überfordert mit der Situation zu sein, das ich fest daran glaubte einfach ohnmächtig zu werden. Oder schlimmeres. Und wenn ich ganz ehrlich war, war es insgesamt einfach zu viel.
Irgendwann, noch einige Tage später sah immer wiederholter einen schwarzen Wagen vor der Firma parken. Einen mir unbekannten. Und irgendwann hörte ich eine tiefe Stimme aus dem Büro von Olivia.
Mich überkam panische Angst und ich floh. Nach Hause. Weit weg aus dieser Umgebung. Aus der Umgebung sie überraschender Weise nach so vielen Tagen wieder zu treffen.
Und meldete mich krank. Per Anruf. Doch Stone, so der Info nach, war wohl auch in Abweseheit, einige Tage vor Weihnachten.
An dem "freien" Tag klingelte Celin Dions Weihnachtslieder meine Türglocke nieder. Ich überlegte eine Weile, bis das Leuten erneut aufhellte.
Ich ging zur Tür, legte meine Hand auf das Holz. Versank in dem Abend als Olivia hier war. Als ich sie auf der anderen Seute spüren und hören konnte. Doch das war sie nicht.
Mein Herz setze abtrupt aus als ich Kristen vor mir sah.
Solch ein Entsetzen habe ich in ihren Augen noch nie gesehen. Abgesehen davon, selbst dies hatte ich mir nie vorstellen können.
Mich beschlich Panik als sie ungebeten in meine Wohnung kam, sie langsam die Handschuhe von den Händen zog und still schweigend alles um sich musterte.
Ihr kritischer Blick trauf mich darauf hin so schmerzhaft, das ich glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Die Angst war also begründet.
Ob sie in Olivias Auftrag hier war?
Sie musterte mich, lange, wieder meine vier Wände. In ihrem Blick entpsannte sich rein gar nichts.
"Was denkst du eigentlich wer du bist?" fragte sie mich mit einer ruhigen Stimme. Die Frage überrannte mich so sehr, dass ich mich auf die Couch setzte und nicht wusste was zu sagen war.
"Weißt du, du lebst von dem Gefühl, dass du der einzige Mensch auf Erden bist, der solche Gefühle wie Ängste und Ratlosigkeit empfindet. " Ohne mich zu fragen zündete sie sich eine Zigarette an und bließ den Rauch in mein Wohnzimmer. "Weißt du Bella, du bist keine 15 mehr, weder ich und schon gar nicht Olivia. Ich frage mich woher du glaubst dir das Recht nehmen zu dürfen, einfach abzuhauen. Hast du eine Antwort für mich?" sie setzte sich mir gegenüber auf den Kaffee Tisch. Ihr Blick bohrte sich durch mich, durch meine Wände, durch alles was sich hinter mir befand.
Ich starrte sie an.
"Das dachte ich mir doch fast. " sagte sie, während ihre Zigarette immer weiter abbrannte. "Hast du gar nichts zu sagen?!" Ich fühlte ihre Wut und Enttäuschung und ich fühlte meine eigen Angst, meine Angst die gegen meine Rippen schlug und mich dazu drängte weg zu laufen. Weit weg, von all dem Geschehen. "Weißt du, ich dachte immer das Olivia und ich Egoisten wären, wir nahmen uns, seit dem ich sie kenne, alles von dem wir glaubten das es uns gehöre. Doch du bist so weit darüber. Unfassbar was für ein auf sich gestellter Mensch du doch bist. Hätte ich überhaupt nie gedacht. " Ihre Stimme bebte leise vor sich hin als sich ihr Blick in mich hinein bohrte. "Vielleicht solltest du etwas weniger Selbstmitleid empfinden und die Augen endlich zur großen weiten Welt aufmachen Bella! " Schrie sie fast. "Weißt du, man kann nicht immer Kind bleiben und schon gar nicht wenn man es schafft einen Menschen wie Olivia an sich zu binden! Ich hoffe du kannst in den Spiegel schauen, ohne dass dir schlecht davon wird! Du hast doch gar keine Ahnung was dieser Mensch braucht! Du hast gar keine Ahnung wie sie sich fühlt und trotzdem bist du die einzige von der sie immer spricht. " Sie wird mit jedem Wort leiser. "Weißt du, und trotzdem höre ich immer und immer und immer wieder deine Namen. Ganz egal was ich für sie tue. Meinst du nicht das es unfair ist? Irgendwo hasse ich dich, doch ich werde dich erst dann endlos hassen, wenn du es schaffst sie so weit in den Abgrund zu lassen, dass ich sie nie wieder darin finde. Werd endlich erwachsen Bella!" Sind ihre letzten Worte. Sie verlässt meine Wohnung und eine uneträgliche Stille kommt herein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 03, 2018 ⏰

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Nie (wieder) Sex || GirlxGirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt