Kapitel 1

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"Tut.. tut mir Leid." stotterte ich und schaute auf. Ich meine, es war genau der perfekte Weg, sich am ersten Arbeitstag vorzustellen. Mit einem Knall vor meinem ganzen neuen Kollegium, fiel die Tür in den Besprechungssaal und ich ihr hinter her. Baam!! Mitten auf die Knie, meine Unterlagen, und die vielen einzelnen Blätter, begleiteten meinen dramatischen Abflug und landeten sanft und ruhig wie Schnee um mich herum, während ich, nach meinem Landen, meine Brille aufhob die mir von der Nase gefallen war und unbeholfen hoch schaute. So schnell ich konnte, setzte ich mir das komisch gemusterte Ding wieder auf die Nase, wieder mit dem Gedanken ich hätte nicht auf meine Mutter hören und die schwarze nehmen sollen, dann würde ich wenigstens, auch wenn nur optisch, ein kleines Stücken seriöser aussehen, und fühlte wie mein Gesicht rot anlief.
Ich sammelte meine Unterlagen, so schnell ich konnte, ein bis ich irgendwann merkte, das sich jemand neben mich kniete. Im Gesicht immer noch rot, was deutlich sichtbar war, schaute ich hoch und erkannte einen jungen Mann, der mir half alles aufzusammeln. Er sah gut aus, lächelte mir verlegen zu als er aufstand und mir ein paar meiner Mappen in die Hände drückte. 
"Danke schön." sagte ich mit beschämten Blick auf den Boden und richtete meine Brille. 
"Guten Morgen Frau Liebert. Schön das sie uns so energisch begrüßen." erklang die Stimme meiner neuen Chefin, Olivia Stone. "Bitte nehmen sie doch Platz." sagte die große Frau im caramellfarbenden Hosenanzug und zeigte auf den Stuhl neben ihr an der Ecke. "Wenn ich euch vorstellen darf, das ist Bella Liebert unsere neue Outdoor Designerin und meine Assistentin." Ich blickte in die Runde. Belächterne, teilweise auch ernste und strenge, Gesichter schauten mich an. Ich warf einen Blick zu Frau Stone die darauf wartete das ich endlich Platz nehme, was ich eilend tat damit sie die Päsentation weiter führen kann. 
Na gut gemacht Bella! Du kannst es ja auch nicht anders, als dich zu blamieren. Und das gleich am ersten Tag.. Als wenn es nicht schon schlimm genug wäre, das dir, bei deiner wieder so gut hin bekommen Show, nicht nur die Menschen zusehen mit denen du arbeiten wirst, sondern auch deine Cheffin. Der du wohl so gut wie jeden Tag entgegen treten wirst. Wie immer, anders hätte ich es auch von mir gar nicht erwartet! Nach einigen Sätzen von Frau Stone, die grade über die neuen Außendesigns sprach, einige davon habe ich entworfen, wagte ich endlich einen Blick zu ihr. Sie war groß, was wahrscheinlich an ihren Schuhen lag, hatte schwarze zurück gesteckte Haare und ein dezentes und strenges Gesicht. Sie war so seriös. Der Hosenanzug, saß perfekt auf ihrem schlanken, weiblichen Körper. Sie hatte sanfte Hände und dünne lange Finger. Wenn sie sprach, klang das dominant, so streng. Sie war die perfekte Chefin. Freundlich doch mit Durchsetzungsvermögen dazu temperamentvoll und auch noch gut aussehend. Es war die perfekte Business Frau, wie man sie sich immer vorgestellt hatte. Im Saal herschte Stille und man hörte nur den strengen Tonfall von Frau Stone. Zum Glück hatte mich niemand mehr beachtet und ich schaute erneut verunsichert in die Runde und zählte. Am langen Tisch saßen zwei Plätze weiter von mir drei Frauen. Danach ein Mann, eine Frau, fünf Männer, wieder drei Frauen und der Mann der mir geholfen hatte. 14 Leute also, ich war die fünfzehnte. Olivia Stone sagte mir, einige Tage zu vor, ich würde hauptsächlich an ihrer Seite arbeiten und das 'Außen' der Firma entwerfen. Die Firma Stone, benannt nach Frau Stone, produzierte Herren- Business Kleidung. Sie waren erfolgreich in der Produktion, auf der ganzen Welt bekannt. Meine Aufgabe war, für die Werbeplakate, Verpackungen und all das was die allgemeine Außenwelt mitbekam, einen Design für eine neue Produktionsreihe zu gestalten und sie erst Frau Stone und dann dem Rest, der Gruppe, die gerade alle am Tisch saßen, vorzustellen. Sie würden das weiter an die Produktion und weitere Designer leiten. Das wäre dann nicht mehr mein Problem. Mein Problem wäre bestimmt das Vortragen geworden. Geschweige davon, das ich mit Frau Stone zusammenarbeiten musste. Der Gedanke verwirrte und verängstigte mich stark. Ich war im allgemeinen, seit ich klein war, eine stille und ruhige Person. Ich habe immer wenig gesprochen und sagte höchtens dann was, wenn man mich gefragt hatte. In der Schule, und auch erst in der Mittelschule, habe ich endlich gelernt, auch wenn nicht viel, auf Kommunikation mit Menschen einzugehen und selbst fort zu führen. Als meine beste Freundin nach der Zehnten die Schule verließ, hatte ich mich wieder verschlossen. Abitur, dann das fünf jährige Studium und nun, nach einem Jahr billiger Arbeit, bin ich hier gelandet. Mit 24, dann wenn andere schon wissen was sie wollen, hatte ich meinen ersten ernsten Job, bei dem ich nicht wusste, wie ich ihn auf die Reihe bekommen sollte und immer noch einen verunsicherten Ausblick aufs' Leben. Ja.. eigentlich, um ehrlich zu sein, spätestens jetzt, hätte ich bemerken müssen das ich grade am falschen Ort saß. Mit den falschen Leuten und der falschen Umgebung. Doch irgendwie war es zu spät um alles abzubrechen.
"Nun gut. Das wäre es dann für Heute. Wie gesagt, sie bekommen alle Entwürfe und in den nächsten Wochen die komplette Produktion." sie nahm eine kleine Fernbedienung in die Hand und schaltete damit den Projektor aus und das Licht ging wieder an. "Und ich hoffe natürlich." plötzlich richtete sich ihre Hand auf mich. "Das sie unsere neue Kollegin gut aufnehmen werden." Ich lächelte erst Frau Stone dann der Gruppe entgegen und fühlte mich schrecklich unwohl. Alle standen auf und legten ihre Unterlagen zusammen. Frau Stone schaute mich an.
"Frau Liebert, ich würde sie bitten mitzukommen. Dann zeige ich ihnen gleich ihr Büro und ein kleines Stücken der Einrichtung in der sie sich am meisten aufhalten werden." sie lächelte mich an und ich lächelte zurück. Ich fühlte mich schrecklich unwohl in ihrer Nähe. Wie eine Unterworfene und doch habe ich es eigentlich genossen bei ihr zu sein. Keine Ahnung ob es der Respekt zu ihr war oder schlicht und einfach nur Angst. Denn sie war wirklich angst einjagend, mehr oder weniger. 
"Und wie gefällt es ihnen bisher?" fragte sie mich als wir einen Flur mit vielen Türen entlang zum Fahrstuhl gingen. 
"Bisher finde ich alles gut." sagte ich obwohl mich dieses mulmige Gefühl schrecklich plagte. Ich versuchte freundlich und aufrecht zu klingen, weiß nicht ob ich es hin bekommen habe, sollte es nicht so gewesen sein, hatte Frau Stone es anscheinend ignoriert.
"Was ich sie noch fragen wollte." sagte sie und drückte auf den Fahrstuhlknopf. "Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich sie Bella nenne."
"Natürlich." obwohl ich nicht wusste wie ich damit umzugehen hatte das sie mich beim Vornahmen nennen wollte. Wir stiegen in den normalgroßen Fahrstuhl, fuhren 5 Stockwerke auf die 15 nach oben und stiegen in einer nicht besonders großen Eingangshalle aus. In der standen zwei Leder Sessel und einer Couch. Auf dem Kaffetisch, zwischen den Sitzplätzen, lagen Broschüren und Magazine. Alles erinnerte mich an ein einfaches Wartezimmer. auf der linken Wand war eine Tür, die die dem Fahrstuhl gegenüberlag, hatte zwei.
"Die linke Tür führt zu meinem Büro, die rechte zu ihrem. Von Innen können sie auch zu mir, und ich zu ihnen, gelangen." sagte Stone. "Die linke Tür ist eine Toilette. Da haben nur sie und ich Zutritt zu." sie ging auf die linke Tür zu, zu ihrem Büro. Öffnete diese und ging hinein. "Kommen sie ruhig rein." erwähnte sie und ging an ihren Schreibtisch. Da ich mich immer noch so unsicher fühlte, und jetzt auch noch nerös, blieb ich in der Tür stehen. "Heute können sie es sich gemütlich im Büro machen und ob sie Heute arbeiten überlasse ich ihnen. Morgen aber wird angefangen." sie erhob sich wieder mit zwei Schlüsseln und kam auf mich zu, doch statt sie mir zu geben, ging sie an mir vorbei und zu der Tür meines Büros. Sie öffnete die Tür und ging an den Bücherregal. Da nahm sie einen zweiten Bund hervor und reichte mir ihn. "Wie sie sehen werde ich einen Schlüssel zu ihrem Büro haben." Was?! Nein! "Also denken sie nicht ich werde sie irgendwie kontrollieren. Das ist für den Fall der Fälle." sie lächelte mich an und ich betrat den nicht besonders großen Raum. Meine Fenster reichten vom Boden bis an die Decke und ich hatte eine perfekte Sicht auf die Hauptstraße und weit über die restlichen Häuser hinaus. Das Büro war grau und leblos, am Fenster, an der weißen Gardine, stand eine kleine Palme. An der rechten Wand ein Bücherregal und links mein Schreibtisch. Vor ihm zwei Ledersessel. Sonst war der Raum bis auf zwei Bilder an den Wänden leer.
"Okay." ich war zu überfordert um mehr zu sagen. Sie beobachtete jede einzelne meiner Bewegungen. Ich spürte ihren Blick auf mir. Von wegen sie würde mich nicht kontrollieren, ich würde mich nicht wundern wenn es hier Kameras gibt. Sie war bestimmt ein Kontrollfreak. Ich meine, ich war schon ihre Assistentin, wozu hatte sie dann noch einen Schlüssel zu meinem Böro gebraucht?
"Gut, dann kann ja sein das wir uns Heute noch sehen werden." sagte sie und bewegte sich zur Tür. "Ach und Bella." sie drehte sich kurz bevor sie den Raum verließ. "Ich mag es mehr wenn sie ohne Brille sind. Steht ihnen mehr." ein Lächeln zeichnete den Ton. Sie drehte sich und verließ mein Büro. Verdammt, wo bin ich hier gelandet. Eingebildete, besonders noble Menschen die sich meine Mitarbeiter nennen werden und eine Psycho Chefin. Wie immer. Ich kriege mein Leben lang das Beste vom Besten, aber ich habe mich mittlerweile an meinen schadenfrohen Schicksal gewöhnt und habe nicht mehr gelebt sondern überlebt. Ich schloss die Augen, nahm einen tiefen Atemzug. Alles wird gut Bella. Alles wird gut.

Nie (wieder) Sex || GirlxGirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt