Kapitel 3

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Ich denke oft darüber nach wieso ausgerechnet ich.
Wieso waren es nicht andere Eltern?
Ich wünsche es zwar keinen, aber ich oder sie haben nie wirklich etwas falsch gemacht.

Ich habe mich immer bemüht eine gute Freundin, Schülerin und vor allem Tochter zu sein.
Klar ich war 15 Jahre alt, ein pubertierendes Kind das manchmal sehr anstrengend sein kann, aber ist das in diesem Alter nicht jeder ?

" Your Homewokes...."

Ich notiere die endlos erscheinende Hausaufgabenliste welche Miss Halsey, unsere Englischlehrerin, an die Tafel pinselt um unseren Tag noch etwas schlimmer zu machen als er ohne hin schon ist.

Ich sitze ganz hinten, zusammen mit einem weiteren Mädchen.
Ihr Name ist Liv.
Sie ist recht klein, jedoch hat sie schöne, lange, schwarze Haare und grüne Augen. Sie sieht sehr gut aus, doch sie ist eine der Kandidaten die eigentlich ein penetrantes Miststück sind. Wieso genau ich neben ihr sitze weiß ich nicht, doch irgendwie ist sie vorneherum eigentlich ganz nett. Sagen wir, sie scheint ganz nett zu sein, doch das ist sie nicht. Nicht wirklich. Sie ist eine dieser Menschen, von denen man denkt das sie deine beste Freundin sein könnte, doch wenn du Ihnen zu nahe kommst verbrennst du an ihrer Nähe, an ihren Lügen, an ihrem Reden, an ihrem alleinigen Dasein. Ein Mensch, eine Menschensart mit der ich mich zu gut auskenne und mit der ich nichts zu tun habe, weil sie dich zerstören und deinen Willen brechen. Menschen die ekelhaft sind, doch eigentlich auch einen Hintergrund haben, der für mich in dieser Hinsicht aber auf keinen Fall existiert da sie sich auch keine Mühe gibt meine Hintergrundgeschichte zu kennen.

Als die Stunde zu Ende ist, gehe ich mit Bedacht den Gang entlang und hoffe inständig, dass ich heute nichtmehr auf Noah treffe, denn ich habe es mir mit meiner letzten Aktion verscherzt und das ist mir mehr als bewusst.

Reife Leistung Abby!

Ich habe ein großes Talent mich mit fremden anzulegen.

"Applaus für Abigail Johnson, das Mädchen ohne Eltern"

Mein Atem geht schneller und ich fühle wie meine Augen brennen, ich habe mir geschworen nie wieder darüber zu reden oder nur zu denken, was aber scheinbar nicht so einfach ist.

Es ist wirklich total scheiße. Mal habe ich eine große Klappe, manchmal bin ich zufrieden mit meinem Leben und manchmal könnte ich wirklich einen Heulkrampf bekommen. Es ist fast so als hätte ich Depressionen. Den bei Depressionen folgt auf ein kurzes Hochgefühl, ein langes, dunkles Gefühlschaos.

Wow.

Nachdem ich mein Leben durch den Umzug wieder in den Griff bekommen habe und beschlossen habe zu versuchen die Vergangenheit so gut wie möglich hinter mir zu lassen, werde ich doch durch kleine Rituale meine Eltern am Leben halten. Für mich am Leben, auch wenn sie schon lange weg sind sollen sie für immer bei mir bleiben.

Wegen mir sind sie gestorben, wegen mir mussten sie ihr Leben lassen.

Sie für mich.

Das Tanzen gegen Sie.

Das Tanzen gegen Mich.

Ich habe nie mehr getanzt, denn das Tanzen hat mir das wertvollste genommen das ich besitze.

Meine Eltern.

Ich habe mich eigentlich vollkommen zurückgezogen, meine einzige Freundin zu der ich kontinuierlich Kontakt habe, ich meine beste Freundin Rose. Sie weiß von meinen Eltern, von dem Geld, der Firma und dem Tanzen.

Rose meinte an einem Freitagabend mal zu mir:

'Ich erkenne dich nicht wieder, tanzen ist deine Bestimmung, es macht dich verdammt nochmal aus verstehst du ?
Deine Eltern wollen auch das du glücklich bist, glaub mir!'

'Nein, sie können nichts mehr wollen verstehst du ?" frage ich aufgebracht "Sie können nicht mehr wollen das ich mein Zimmer aufräume, da sie nichtmehr da sind okay? Ich hab mich damit abgefunden und es ist jetzt gut. Es wird gut und es bleibt gut.'

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als mein Name durch die Flure der Montrose High hallt.

Ich schaue mich kurz um kurz darauf von meinem Lieblingsidioten zu Boden gerissen zu werden.

NOAH - Tanzen als würde niemand zusehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt