Kapitel 4.

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"JASMIN?!", schrie eine Frauenstimme.
"Es geht ihr gut", meinte eine Männliche.

Ich war zu müde um meine Augen zu öffnen. Es fühlte sich so an als hätte ich vier Tage nichts geschlafen.
Ich hörte wie eine Tür geöffnet wurde und spürte nichtmehr die kalte Luft um mich. Es war warm.
"Wohin? Sie schläft", sagte er.
"In ihr Zimmer. Danke", meinte die Weibliche Stimme die ich meiner Mutter zuordnete.
"Kein Problem."

Ich wurde auf etwas weiches gelegt, mein Bett warscheinlich. Ein warmer Stoff umhüllte mich bis zum Hals und neben wir sinkte das Bett.
"Wollen sie vielleicht hier übernachten Mister Jung", fragte sie
"Ich will keine Umstände machen. Ausserdem muss ich dann wieder los. Danke", meinte der Mann und ich hörte ihn lachen.
"Aber wenn es okay wäre würde ich gerne noch ein bisschen hier bleiben."
"Natürlich Mister Jung."
Die Tür wurde geschlossen und der Mann fing an zu summen.

"Du kannst doch nicht so lange im Wald bleiben. Und dann auch noch einschlafen", meinte er und strich mir über meine Haare.
Das ist voll gruselig irgendwie. Ich weiss ja nicht mal wer da vor mir sitzt. Aber es scheint als würde meine Mutter ihn kennen wenn sie ihn hier lässt.
Leicht öffnete ich meine Augen.
Endlich
Doch ich konnte nichts erkennen da es stockfinster war.

Neben wir wurde das Bett wieder gerade und eine Tür wurde geschlossen. Ich setzte mich auf und war plötzlich hellwach.
Na toll. Das hat mir geradenoch gefehlt. Wer war der Typ?
Ich blickte auf meine Digital Uhr, es war vier Uhr morgens.
Frustriert lies ich mich nach hinten fallen und stand dann auf.
"Mom?", rief ich runter.
Sofort stürmte sie zu mir und nahm mich in den Arm.
"Ist alles okay? Hast du irgendwelche Verletzungen?", fragte sie hektisch.
Ich schüttelte den Kopf.
"Wie komm ich her?", fragte ich
"Mister Jung hat dich hergebracht. Er ist der Freund von einem Bekannten von mir", antwortete sie.
"Wo is Greg?"
"Ist schon arbeiten mein Schatz", meinte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Ja, Greg war mein Stiefvater. Mein Vater ist vor etwa 10 Jahren verstorben, es hat ewig gedauert bis meine Mutter einen neuen Mann gefundet hat. Er kann manchmal nerven aber im Grunde ist er ganz nett. Außerdem sehe ich ihn eh nicht so oft. Er ist nur manchmal zuhause wenn, aber meistens ist er uhm 18:00Uhr weg und arbeitet bis um vier Uhr Nachmittags. Wenn er dann Zuhause ist, schläft er den Rest, weil er so fertig ist von seiner Arbeit.
Er ist Rettungsfahrer im Nachtdienst, jede Nacht und meint immer die Leute seien so anstrengend und das er auch schwer tragen muss wegen den Patienten.
Und meine Mutter? Tja die ist daweil noch auf Jobsuche, weil sie den letzten nicht mehr ausgehalten hat. Sie war Kindergärtnerin. Vor fünf Monaten hat sie jedoch gekündigt, weil sie das geschreie und gejammer von den Kleinkindern nicht mehr ertragen hat.

"Mom ich hab Hunger", sagte ich und sie lachte.
Sofort schob die mir das Mittagessen in die Mikrowelle und wartete darauf das die zwei Minuten schnell vergingen.
Ich hatte es schon gut bei ihr. Sie verwöhnte mich regelrecht, aber sie möchte das so.
Als ich mal aufgehört habe zu quängeln hat sie gebettelt das ich wieder damit anfangen soll, weil sie sonst nichts zu tun hätte.

Fertig gegessen hatte ich noch eine Stunde bis Schulbeginn also machte ich mich schon langsam fertig und zog mich an. Ich trug eine Blaue Röhrenjeans, dazu ein schwarzes einfaches Shirt und ein kariertes Hemd drüber. Meine Haare band ich zu einem hohen Zopf zusammen und trug leicht Maskara auf. Zufrieden mit meinem Ergebnis stolzierte ich zur Haustür. Ich zog mir die Schuhe an und nahm mir meine Tasche und meine Jacke.
"Bye Mom, ich nehme heute den Bus", rief ich ins Wohnzimmer und verschwand schon draussen.
Theoretisch könnte ich zu Fuß auch gehen. Ich hab ja noch Zeit.
Ich überlegte kurz und ging dann einfach zu Fuß in die Schule da es weder schneit noch regnet. Das Wetter war einfach perfekt.

In der Schule angekommen rannte Lin nicht wie üblich auf mich zu. Ich blickte sie an und lächelte doch sie schenkte mir nur einen wütenden und verachtenden Blick.
Was ist denn jetzt los?
Verwirrt ging ich in meine Klasse und setzte mich auf meinen üblichen Platz. Schüler und Schülerinnen gingen einfach an mir vorbei ohne mich auch nurbzu Grüßen.
Was läuft denn hier falsch?
"ICH HASSE DICH JASMIN. ICH HÄTTE NIE GEDACHT DAS DU MIR SO IN DEN RÜCKEN FALLEN WÜRDEST", schrie mich Lin an.
WAS?!
Ich blickte sie verwirrt an und sie rannte raus. Chris neben mir fing an zu lachen, ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Sofort rannte ich Lin nach und fand sie schließlich in den Toiletten.
"Lin? Lin komm raus und erklär mir bitte was los ist", sagte ich sanft und sie schlug die Klotüre auf.
"Was los ist? WAS LOS IST?!", fauchte sie und drängte mich an die Wand.
"Du hast also ernsthaft geglaubt ich erfahre nichts? Deine Affäre mit Mike", knurrte sie und ich erstarrte.
Wie kommt sie darauf?
"ICH WEISS ES GENAU. ALSO LÜG GARNICHT ERST", schrie sie.
"Lin... ich hab doch nic-"
"LASS ES. HÖR AUF ZU LÜGEN DAS TUST DU IMMER. DU LÜGST", fauchte sie und rannte raus.
Ich wollte ihr nach doch verlor sie schließlich. Frustriert rutschte ich die Wand runter und setzte mich auf den Boden.
Der Tag fing ja schon mal gut an. Ich bin gespannt wie viel besser er noch wird.
Ich ging zurück in meine Klasse und setzte mich auf meinen Stuhl.
Es läutete zur Stunde und Lin kam reingestürmt. Sie würdigte mir keines Blickes und setzte sich auf ihren Platz in der letzten Reihe.
Wieso dachte sie das? Ich würde doch nie mit Mike schlafen. Erstens war ich noch Jungfrau. Zweitens mag ich den Typen nicht mal wirklich. Drittens ist er gerade in Australien und viertens ist er IHR Freund. Wieso sollte ich sowas tun? Kennt sie mich den gar nicht mehr?

Die Stunden bis zur Mittagspause lies ich über mich ergehen und machte mich schlussendlich auf den Weg zur Caffetaria. Dort setzte ich mich an meinen üblichen Tisch und wartete darauf das Lin auftauchte. Doch das tat sie nicht. Auch Hannah und Sabrin gingen mit wütenden Blicken an meinem Tisch vorbei.
Nun saß ich da, ganz alleine an meinem Stammtisch.
Ich sah mich immerwieder um doch niemand schenkte mir ein lächeln oder winkte mir zu, so wie immer.
Mein Blick wanderte zu Lin als sie in den Raum trat. Sie lief direkt mit ihrem Brett zu Chris.
Wieso plötzlich zu Chris?
Er legte seinen Arm um ihre Schulter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Wut stieg in mir hoch.
Sollte sie als beste Freundin ihn nicht hassen? Schon allein wegen der Aktion gestern? Waren wir überhaupt noch Freunde?
Traurig stand ich auf und legte das leere Tablet auf den Speisewagen und verschwand wieder in meiner Klasse.
"Du bist eine Schande."
"Nicht zu fassen das ich mit dir befreundet war."
"Sie hat sogar bei mir übernachtet."
"Sie durfte sogar meine Klamotten anziehen. Die darf ich jetzt wegschmeissen."
Von überall kamen solche Sprüche, als hätte ich ihnen was getan, gingen sie alle mit Worten auf mich los. Mein Kopf drohte zu zerspringen und ich rannte los.
In der Damentoilette fing ich an zu weinen. Ich konnte mit dieser Situation einfach nicht umgehen. Mir wurde alles zu viel.
Plötzlich wurde mir übelst schlecht und mein ganzes Mittagessen landete in der Toilette.
Ich spülte mir den Mund aus und ging zurück in meine Klasse.

Auch die letzte Stunde verging ziemlich schnell und ich packte meine Sachen zusammen bevor ich aus dem Schulgebäude rauslief.
"Hey warte du hast da was auf dem Kopf", meinte ein Junge und ich drehte mich um.
CHRIS
"Was denn?", fragte ich leicht säuerlich.
Im nächsten Moment hörte man etwas klatschen und meine Kopfhaut brennte kurz.
"Das", lachte er und zeigte mir die zersprungene Eierschale.
DAS HAT ER NICHT GETAN!
Wütend ging ich auf dem schnellstmöglichen Weg nach Hause.

"Hallo mein Scha-"
mein Türknallen unterbrach sie sodass sie nicht fertigreden konnte.
Schnell stellte ich mich unter die Dusche und lies das Wasser auf mich herabprasseln. Krampfhaft versuchte ich das rohe Ei aus meinen Haaren zu bekommen. Ich stand sicher schon 45 Minuten unter der Dusche. Endlich war auch das letzte Eistückchen drausen und ich waschte mich ab.
Abgetrocknet nahm ich mir was zu essen und verschwand ohne auch nur mit meiner Mutter zu reden in meinem Zimmer.
Wieso? Was habe ich getan?
Ich saß Stunden in meinem Zimmer und dachte nach.
Plötzlich kam meine Mutter rein.
"Was ist denn los mein Schatz?", fragte sie.
"Sie hassen mich. Alle hassen mich", meinte ich und versuchte alles um nicht zu weinen.
"Wer denn? Warum?", fragte sie und setzte sich zu mir aufs Bett.
"Alle in der Schule. Ich weiß nicht wieso. Seit der Neue da ist tun es einfach alle. Lin glaubt ich habe mit ihrem Freund geschlafen und alle meinen ich bin eine Schande", schluchzte ich.
"Oh mein Schatz. Weißt du, du musst ihnen einfach beweisen das was auch immer der Neue gesagt hat falsch ist. Der rest regelt sich dann von alleine", meinte sie und ich nickte dankend.
Sie gab mir einen kuss und stand auf um mein Zimmer zu verlassen.
Ich rollte mich in meinem Bett ein und deckte mich zu um zu versuchen zu schlafen.
Meine Mutter war zwar nett aber sie wusste nicht wie es mir ging. Sie wusste nicht was ich durchmachen muss. Noch nie hat mir jemand so sehr das Gefühl gegeben fehl an Platz zu sein. Ich war nie der Mensch der gerne im Mittelpunkt stand und doch war ich nie eine Ausenseiterin. Sowas ist vollkommen neu für mich.
Eine Träne rollt mir über die Wange und ich wischte sie schnell weg.
"Hey Jas", kam es vom draußen und Greg öffnete die Tür.
"Ich hab gehört was passiert ist. Soll ich sie schlagen?", fragte er und knackste mit seinen Fingerknöcheln.
Ich lachte leicht.
"Schon gut Greg. Ich denke ich komme Klar. Danke", meinte ich und er nickte.
"Merke dir. Ich kann sie schlagen", lachte er und verschwand.
Ich grinste leicht und schüttelte belustigt den Kopf.
Dieser Komische Kautz kann alles was er sagt lustig klingen lassen.
Ich holte mir noch ein Glas Wasser und exte dies bevor ich wieder in mein Zimmer ging. Ich schmiss mich wieder auf mein Bett und deckte mich zu. Schnell schloss ich meine Augen und hörte Wölfe heulen, wie jede Nacht eigentlich. Mir fällt das jedoch erst seit ein paar Tagen so richtig auf.

Wieder grinste ich und schlief auch schon ein.

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AYO LADIES AND GENTLEMAN.

WIE FINDET IHRS?

I need you // Wird BearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt