Gestein

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Beim Umdrehen bröckelten einige kleine Steinchen von dem Wesen ab, es bewegte sich sehr langsam und machte dabei knarzende Geräusche. Als es Cathéa sah, brüllte es wütend, bevor es nach ihr ausholte. Sie sprang genau im richtigen Moment von der zerstörten Statue herunter und grinste das Monster übermutig an. „Lahme Schnecke!", rief sie ihm zu, bevor sie eine Bewegung mit den Händen machte, woraufhin ihre Hände anfingen blau zu leuchten. Sie rannte auf das Monster zu und berührte sein Bein, welches daraufhin langsam gefror. Das Steinwesen brüllte erneut auf und trat nach Cathéa, welche jedoch schnell genug auswich. „Was ist los? Schlaft ihr etwa?", rief sie ihren Kameraden, die noch immer wie gelähmt außerhalb des Geschehens standen, gut gelaunt zu.

Matteo löste sich als erstes aus seiner Starre, schien wohl kurz zu überlegen, dann schlich sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht. Während Cathéa das Monster mit riesigen Eisbällen beschoss, ließ er viele Cathéa-Klone um das Monster herum erscheinen, um es zu verwirren. Er erzielte auch den gewünschten Effekt, das Monster drehte sich aufgebracht um die eigene Achse und versuchte eine Illusion nach der anderen zu zertrampeln, während die echte Cathéa ein weiteres Bein von dem Steinwesen von unten gefrieren ließ.
Da kam auch Malayka eine Idee; Sie lief etwas näher zu Monster hin und ließ ein elektrisches Lasso erscheinen, welches sich darum schlang. Das Ende hielt Malayka fest und zog daran. „Cat! Eisboden!", rief sie Cathéa zu. Sie verstand, was ihre Freundin vorhatte, und fror den Boden unter dem Gegner zu.
Das Ungeheuer selbst versuchte sich entzürnt aus dem Lasso zu befreien, woraufhin es auf der Eisfläche ausrutschte und zu Boden fiel. Als es zu Boden fiel, bebte für einen kurzen Moment die Erde, dann war Ruhe. Das Monster war wegen seinem Gewicht beim Aufprall in viele Gesteinsbrocken zerbrochen, und regte sich nicht mehr.

Cathéa reckte triumphierend eine Hand in die Höhe. „Geschafft!". Sie lief strahlend zu Matteo und Malayka und gab ihnen jeweils ein schwungvolles High-Five. „Wir haben es geschafft!", wiederholte sie mit funkelnden Augen. Matteo lächelte leicht, bevor sie auch schon wieder zu der halben Statue gerannt war und erneut draufkletterte. Auf dem verwüsteten Marktplatz versammelten sich nach und nach Bewohner Gaizards mit ungläubigen Gesichtern, die sich zuvor versteckt hatten, und schauten abwartend zu Cathéa hinauf, die vor ihnen stand, da die Statue am einen Ende des Platzes stand. Sie tuschelten aufgeregt miteinander, fragten sich, was gerade passiert war. Wahrscheinlich erwarteten sie eine wichtige, ernste Ansprache von der Eismagierin, diese rief jedoch nur glücklich: „Hoch lebe die Magie! Wir Magier werden uns nicht länger verstecken!".

Da sprang sie auch schon wieder von der Statue herunter und ging zurück zu ihren Freunden. Sie strahlten sich gegenseitig an, bis Matteo etwas bemerkte: „Uhm... Wo ist Joel eigentlich?". Malayka und Cathéa schauten sich überrascht um. „Gute Frage", murmelte Malayka. „Ich glaube, er ist den Magier suchen gegangen, der dahinter steckt", fiel Cathéa plötzlich ein. „Dieser Idiot...", knurrte Matteo und sah sich um, „Wo könnte der Magier sich verstecken?". „Vielleicht da oben", sagte Malayka und zeigte auf einen hohen Turm, der ziemlich im Zentrum der Stadt lag, nicht unbedingt weit entfernt vom Marktplatz. Der Turm war ziemlich groß, er war aus Stein und sah aus wie ein Wachturm aus dem Mittelalter. „Stimmt, von dort aus könnte man das ganze Geschehen gut beobachten", meinte Matteo und lief los, die Mädchen kamen ihm hinterher.
Malayka und Cathéa beantworteten den Anwohnern beim vorbeigehen einige Fragen, während Matteo sie schlicht ignorierte. „Was ist das für ein Turm da vorne?", fragte Cathéa eine Frau mittleren Alters freundlich. „E-ein alter Wachturm aus d-dem Mittelalter. Er-er ist ein Denk-Denkmal unserer Stadt", antwortete sie stotternd, offenbar hatte sie Angst vor Cathéa. „Okay, Dankeschön", sagte diese lächelnd und lief weiter.

„Wie kommen wir da hoch?", fragte Cathéa nachdenklich, als sie vor dem Turm standen. „Vielleicht durch die Tür?", schlug Malayka lachend vor. „Aber das ist doch viel zu unspektakulär", schmollte die Blonde, während Matteo schon dabei war, das alte Holztor mit den eingeritzten Verzierungen zu öffnen. Als die Türen knarzend aufschwangen, trat er wortlos ein, Cathéa und Malayka kamen ihm leise hinterher.

Im Inneren des Turms war es sehr dunkel, es gab nur wenige, kleine Fenster in den Felswänden, und es roch ziemlich modrig. Matteo lief stur die schmale Wendeltreppe hinauf, Cathéa lief hinter ihm und Malayka schaute sich unbehaglich um, bevor sie ihm ebenfalls folgte. Keiner von den Dreien sagte ein Wort, sie alle nahmen eine der alten Steinstufen nach der anderen, bis die Treppe schließlich endete. Sie befanden sich in einem ziemlich kleinen Raum, waren aber noch nicht ganz oben. „Da ist eine Leiter", stellte Cathéa schließlich fest und stellte sich prüfend davor. Sie war aus altem Holz und erschien ziemlich morsch, Cathéa zuckte aber nur mit den Schultern und kletterte hoch.  Matteo kletterte ihr hinterher und Malayka ebenfalls, auch wenn sie die Leiter vorher mit größter Skepsis betrachtete.

Der obere Raum war um Einiges größer als der andere, aber auch dort war es ziemlich dunkel. Das einzige Licht fiel aus den schmalen, rechteckigen Fenstern in den Raum hinein.
Sie hörten ein unheimliches Lachen und eine dumpfe Stimme, die den Lachenden wohl beleidigte. Malayka hob ihre Hände und machte eine Bewegung, woraufhin an der Decke des Turms einige kleinere Blitze zuckten und so den Raum erhellten. Cathéa warf ihrer Freundin für die Idee ein breites Grinsen zu, während Matteo sofort die Umgebung in Augenschein nahm. Das Erste, was er sah,war ein ziemlich großer, breit gebauter Junge mit blau schimmernden Haaren, der so gut wie direkt vor ihnen stand. Er hatte eine Narbe an der Wange, und seine Augen leuchten in einem gespenstischen gelb-grün, seine Kleidung war lang und komplett in schwarz gehalten. Von ihm kam das Lachen.
„Oh, sieh an, noch mehr kleine Magierlein, die es mit mir aufnehmen wollen", grinste er und knackste bedrohlich mit den Fingerknöcheln. Cathéa betrachtete ihn stirnrunzelnd und schien wohl nachzudenken, während Malayka bei seinem Anblick große Augen bekam und schluckte.
„Was hast du Joel angetan?", fragte Matteo ihn knurrend, seine Augen funkelten bedrohlich und er ballte seine Hände zu Fäusten.
„Ach, meinst du das arrogante Blondchen?", fragte der Junge gelangweilt, „Der liegt da hinten." Er deutete auf einen Haufen Steine hinter der Leiter, merkte aber nicht, dass ein Stein nach dem anderen sich in die Luft erhob und neben dem Haufen wieder landete.
Matteo sah den Jungen gefährlich an und holte sofort mit der Faust nach ihm aus, was Cathéa ziemlich überraschte. So kannte sie Matteo gar nicht, sonst war er immer ziemlich ruhig und gelassen. Malayka sah derweil nur besorgt zu, da sie die Blitze zur Beleuchtung erhalten musste und nicht mehrere Dinge auf einmal beschwören konnte.
Matteos Faust hätte den Gegner wohl ziemlich hart getroffen, hätte er sie nicht ohne mit der Wimper zu zucken aufgehalten. Matteo schaute ihn ungläubig an, daraufhin schoss Cathéa schnell ein Eisspeer auf ihn, was er jedoch auch auffing und in seiner Hand zerbrach. „Sieh an, sieh an", spottete er, „Ein Idiot, der versucht meinen Willen zu besitzen, Möchtegern-Zeus, die kriegerisch veranlagte Eiskönigin und ein Schwachmat, der doch tatsächlich versucht mich zu schlagen."
Diese Worte machten Matteo nur noch wütender, er riss seine Hand wieder an sich und schuf die Illusion eines Schwertes, das auf den Gegner zuraste. Er gab Cathéa ein Zeichen, woraufhin sie den Boden unter dem Jungen unauffällig vereiste. „Waffenmagie?", fragte dieser desinteressiert und wollte einfach ausweichen, rutschte aber auf der Eisfläche aus. Cathéa wollte schon den nächsten Angriff starten, da flog ein Stein von hinten auf den Jungen zu und traf ihn mit voller Wucht an der Stirn, und der Gegner fiel einfach bewusstlos um.
Cathéa ließ perplex ihre Hände sinken, Malayka sah irritiert drein, und Matteo drehte sich sofort um. „Selbst schuld...", brummte Joel, während er sich Blut aus dem Mundwinkel wischte. Er hatte einige Schürfwunden an den Armen, eine Platzwunde am Kopf und humpelte.
„Joel!", rief Cathéa erleichtert aus und wollte ihn umarmen, jedoch war Matteo zuerst bei ihm und boxte ihm feste in den Bauch. Entsetzt sah Joel seinen Freund an und krümmte sich leicht zusammen. „Wofür war das denn?!", fragte er. „Idiot...", murmelte Matteo nur und wandte sich wieder von ihm ab. Joel schaute ihn völlig verständnislos an, und die beiden Mädchen kicherten leise. Malayka ließ ihre Hände wieder sinken, woraufhin auch die Blitze verschwanden, und sagte: „Lasst uns wieder gehen." „Aber... Was machen wir mit dem Kerl da?", fragte Cathéa stirnrunzelnd. „Oh. Den habe ich ganz vergessen", lachte Malayka, und Joel schlug vor: „Wir könnten ihn doch zu Granny bringen und sie entscheiden lassen was wir am besten mit ihm anstellen sollten." „Gute Idee!", stimmte Cathéa begeistert zu, „Aber wie wollen wir ihn tragen?". „Ach... überlasst das mir", meinte Joel mit einem selbstzufriedenen Grinsen, und im nächsten Moment erhob sich der Körper von dem Jungen in die Luft. „Wie hast du das gemacht?", fragte Malayka beeindruckt. Joel antwortete grinsend: „Naja... Granny hat nie etwas von Gedankenkontrolle gesagt. Wir haben es so genannt. Sie sagte immer Frenus, was Kontrolle bedeutet." „Das ist ja total cool", meinte Malayka  beeindruckt, während Matteo nur seufzend seinen Kopf schüttelte und schon einmal voranging.   

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