Kapitel 29

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„Komm, Leándre. Wir müssen jemanden ausschalten."

Aco stellte sich vor die Bank, auf der Leándre saß, und verschränkte seine Arme.

„Schon wieder?", seufzte Leándre, während er aufstand.

„Ja, schon wieder", bestätigte Aco mit kühlem Unterton und lief los, Leándre folgte ihm.

„Wen dieses Mal?", wollte Leándre wissen und hatte seinen Blick zu Boden gesenkt.

„Edith", antwortete sein Freund knapp und behielt nach wie vor seine monotone Miene. Leándre hingegen sah ihn entsetzt von der Seite an.

„Edith? Aber... warum?"

„Der Alte sagt, sie nützt nichts mehr. Und was der Alte sagt, müssen wir auch machen."

„Aber sie ist doch unsere Freundin! Wir können sie doch nicht einfach-"

„Doch, können wir", unterbrach Aco ihn knurrend. „Sie ist nicht unsere Freundin. Du solltest aufhören, Gefühle zu haben. Am Ende zerstörst du dich damit nur selbst."

Leándre sah ihn etwas verunsichert an. Manchmal machte ihm Aco wirklich Angst. Er konnte töten, ohne mit der Wimper zu zucken, ganz egal wen. Und Leándre war sich sicher, dass Aco auch ihn irgendwann völlig selbstverständlich und ohne jegliches Gewissen umbringen würde.

Jedoch wiedersprach er nicht weiter, senkte seinen Blick wieder und murmelte nur: „Okay..."

***

Malayka saß mit Matteo, Coco und Vermont im Wohnzimmer, Anemos, Hyou und Rayn bekämpften einen dunklen Magier in Sontham, Taynara und Milan spielten mit Kiki und Joel half Rosalia beim Aufräumen.

„Ich habe ja bald einen Auftritt avec meiner Tanzgruppe, und werde probable die männliche Hauptrolle tanzen. Cela devient un plaisir!", erzählte Vermont den Anderen gut gelaunt. „Würdet ihr zum Auftritt kommen?"

„Oh ja, auf jeden Fall", meinte Coco mit einem breiten Grinsen, „Ich wollte dich schon immer mal in Strumpfhosen über eine Bühne hüpfen sehen."

„Pff, mach dich ruhig lustig. Du wirst schon sehen, dass ich un danseur fantastique bin", schnaubte Vermont eingeschnappt und verschränkte seine Arme.

„Ich würde auch kommen", sagte Malayka mit einem schiefen Lächeln und spielte mit einer Haarsträhne von sich herum, „Das wäre bestimmt interessant."

„Merci! Endlich jemand, der mein Talent zu schätzen weiß", nuschelte Vermont daraufhin und boxte Coco gegen die Schulter, woraufhin sie und Malayka lachen mussten.

Dann sah Malayka zu Matteo herüber, der neben ihr saß, und merkte, dass er mal wieder am Tagträumen war. Völlig geistesabwesend starrte er in die Luft, und die Illusion einer unheimlichen Wolfsgestalt stand vor ihm.

Gerade wollte Malayka ihn darauf ansprechen, als Jamie und Cathéa kichernd ins Zimmer kamen und Matteo so aus seinen Gedanken rissen. Er schüttelte kurz seinen Kopf, ehe er ohne ein weiteres Wort aufstand und den Raum an Jamie und Cathéa vorbei verließ.

Malayka sah ihm stirnrunzelnd hinterher, während sich Jamie und Cathéa zu den Anderen setzten.

„Vermont hat uns gerade erzählt, dass er demnächst einen Auftritt mit seiner Tanzgruppe hat", erzählte Coco ihnen grinsend.

„Echt? Ich bin mir sicher, dass ein Tütü ihm einfach fantastisch steht", lachte Cathéa, und Jamies Augen blitzten neugierig auf. „Tütü? Heißt das, du bist ein Ballerino?", fragte sie Vermont begeistert.

„Ja, c'est juste", bestätigte er stolz, „...Aber ich werde en aucun cas ein Tütü tragen!"

„Wow, das ist perfekt für eine Ausgabe vom Claruzz! Ich werde auf jeden Fall kommen", schwärmte sie völlig aus dem Häuschen.

„Wie läuft es eigentlich mit Milton?", wollte Malayka aus heiterem Himmel von Jamie wissen, und auch Coco sah sie gespannt an.

„Ganz super", antwortete sie und lächelte etwas schüchtern, „Er hat zwar viel zutun, aber er ist der beste und romantischste Freund, den man haben kann."

Malayka und Coco wollten sie weiter ausquetschen, als jemand an der Tür klopfte.

„Ich gehe schon!", sagten Vermont und Cathéa gleichzeitig, warfen sich einen kurzen Blick zu und rannten im nächsten Moment beide los.

Jamie sah ihnen lachend hinterher. „Ihr seid ja wirklich wie Geschwister", stellte sie grinsend fest.

Als Cathéa und Vermont im Eingangsbereich ankamen, war Blake gerade dabei, die Tür zu öffnen.

„Hey!", beschwerten sich beide gleichzeitig und sahen Blake böse an. Er sah nur etwas irritiert zurück, ehe er langsam wieder von der Tür wich und schließlich ins Wohnzimmer ging, ohne den Blick von den beiden abzuwenden. „Alles klar...", murmelte er dabei.

Da die Tür aber bereits geöffnet war, trat der Besucher ein – Es war Zacharias. Mit einem strahlendem Grinsen sah er sich um und entdeckte Cathéa und Vermont da stehen und winkte ihnen zu.

„Guten Tag, ihr Zwerge! Wo ist eure Meisterin?", fragte er scheinbar sehr gut gelaunt.

„Ich bin hier", kam es von Rosalia, die in dem Moment die Treppe herunter kam, gefolgt von Matteo. „Was möchtest du?", fragte sie ihn mit kühler Stimme, als sie vor ihm stand.

„Ich habe es geschafft!", sagte er zu ihr, und seine Stimme überschlug sich schon beinahe vor Freude. „Reden wir in deinem Büro darüber?", fragte er sie strahlend.

„Ähm, okay", antwortete Rosalia etwas überrumpelt, woraufhin Zacharias bereits vorging. „Ihr könnt kommen, Jungs", sagte er noch über die Schulter, bevor er die Treppe hinaufschritt.

Cathéa, Vermont und Matteo sahen wieder zur Tür, während Rosalia Zacharias folgte, und herein kamen Philipp und ein junger Mann mit etwa kinnlangen, dunkelblonden Haaren, grau-grünen Augen und einem Outfit, welches dem von Vermont von der Auffälligkeit und Exklusivität sehr ähnlich sah.

Cathéa winkte Philipp lächelnd zu, und Vermont sah sehr schockiert aus. Scharf sog er die Luft ein, ehe er völlig entsetzt sagte: „Das kann doch nicht sein... Jamais! Pourtant, ce n'est pas possible..."

Cathéas, Philipps und Matteos Aufmerksamkeit richteten sich auf den Jungen, der ein überhebliches Lächelnd auf dem Gesicht hatte und langsam auf Vermont zuschritt.

„Bonjour, Vermont... Du auch? Das ist aber une surprise", meinte er leise und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Nikolai...", knurrte Vermont nur und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Oui, freut mich auch, dich zu sehen, mon ami", sagte Nikolai mit ruhiger Stimme und stellte sich lächelnd vor ihn. „Was ist deine Macht?"

Die anderen drei verfolgten das Geschehen gespannt.

„Recensere", antwortete Vermont genau so leise und sah Nikolai feindselig an.

„Vraiment? Interessant, interessant...", meinte Nikolai milde grinsend und verschränkte seine Arme, „Ich beherrsche lumière."

„Das wollte ich nicht wissen", brummte Vermont und kniff missmutig seine Augen zusammen.

„Zickenkrieg...", flüsterte Cathéa Matteo derweil zu, und dieser nickte zustimmend.

„Vermont hat schon einmal von ihm erzählt... Er scheint ihn nicht gerade zu mögen", erzählte Matteo wispernd.

„Nikolai hat auch was erzählt von einem Vermont", mischte sich Philipp mit ebenfalls gesenkter Stimme ein, „Aber nicht gerade Negatives... Ich hoffe mal, dass das nicht in einem Duell ausartet, ich habe nämlich keine Sonnenbrille dabei."

„Sonnenbrille?", wiederholten Matteo und Cathéa gleichzeitig verwundert.

„Ihr werdet schon verstehen...", murmelte Philipp und beobachtete Vermont und Nikolai weiterhin gespannt.


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