Philipp & Akira

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Akira sah Cathéa und Joel noch einmal prüfend an, ehe er sich plötzlich mit einer Hand an den Kopf fasste und konzentriert dreinsah.

Cathéa fragte sich etwas irritiert, was er da machte, als er sagte: „Geht klar. Sicher, dass er es ist? Was, wer hat es bestätigt? Alles klar. Treffpunkt? Okay."

Dann nahm er die Hand wieder vom Kopf und streckte sich etwas.
„Was... war das gerade?", fragte Joel stirnrunzelnd und begann etwas am Verstand des anderen Magiers zu zweifeln.

„Scipio und Scorpio haben ihn gefunden. Zwei von euch haben bestätigt, dass er das ist, und Philipp entschärft die Bombe", erklärte er simpel und machte sich auf dem Weg durch den großen Raum zur Tür zurück.

„Woher weißt du das auf einmal?", fragte Joel, auch wenn er es sich schon denken konnte, und lief ihm mit Cathéa hinterher.

Akira sah ihn über die Schulter an, als hätte er ihn gefragt, was 1+1 sei. „Telepathie?", antwortete er, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, und richtete seinen Blick wieder nach vorne, um die schwere Tür aufzustemmen.

„Wie cool!", meinte Cathéa begeistert und folgte dem jungen Mann weiter nach draußen.

Auf den Treppen sah Akira die beiden Jüngeren zweifelnd an, ehe er vorsichtig fragte: „...Wie kommuniziert ihr denn im Kampf?"

Joel überlegte ein wenig, ehe er etwas verlegen antwortete: „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht... Rufen?"

Akira sah ihn einige Momente wortlos an, ehe er sich von den beiden wegdrehte und weiter seines Weges ging. Er murmelte irgendwas von wegen „Unprofessionell" und „Anfänger".

***

„Warum genau folgt ihr mir?", wollte Akira nach einiger Zeit wissen, als er an einem alten Brunnen stand und sich daran anlehnte.

„Das ist eine gute Frage", stellte Cathéa stirnrunzelnd fest, „Ich schätze mal, wir sind schlicht neugierig."

„Aha", gab Akira daraufhin von sich und warf den beiden einen abwertenden Blick zu, bevor er wieder in die Ferne schaute, seine Arme vor der Brust verschränkte und schwieg.

Nach kurzer Zeit kam ein Junge mit orangenen Haaren, blauen Augen und schwarzer Brille zu dem Brunnen geschlendert, er hatte Blake und Malayka im Schlepptau.

Cathéa erkannte den Jungen sofort – Es war Philipp, der mit ihr auf dem Ball getanzt hatte. Überrascht sah sie ihn an, während Akira sich vom Brunnen abstieß, Philipp entgegenkam und die beiden dann einen komplizierten Handschlag vollführten, wobei sich Blake und Malayka sich zu Cathéa und Joel stellten.

„Scip und Scorp bringen den Psycho, der die Bombe hatte, gerade zum Meister. Der Bombentyp hat die ganze irgendetwas von wegen ‚Das werdet ihr noch bereuen', ‚Es ist noch nicht vorbei' und ‚Mein Sohn wird euch alle in die Luft sprengen' geschrien, aber er wird fürs Erste wohl keine Bedrohung darstellen", berichtete Philipp mit einem schiefen Grinsen und rückte seine Brille zurecht.

„Gut", gab Akira knapp von sich und zog wieder seinen Füller aus seiner Jackentasche. Derweil bemerkte der Junge mit den orangenen Haaren Cathéa, welche hinter Akira stand, und sah sie freudig überrascht an.

„Cathéa? Nett, dich wiederzusehen", sagte er lächelnd und lief an Akira vorbei zu ihr.

„Gleichfalls", erwiderte sie fröhlich, und die Anderen sahen die beiden etwas irritiert an.

„Ihr kennt euch?", fragten Malayka und Akira gleichzeitig, woraufhin sie einen stummen Blick austauschten.

„Jep. Wir haben auf dem Ball vor ein paar Wochen getanzt", erklärte Philipp grinsend und klopfte Cathéa leicht auf die Schulter. „Was machst du hier?", fragte er sie freundlich.

„Wir sollten auch den Bombenmann aufhalten", antwortete sie und deutete auf sich und Joel. „Du bist also auch ein Magier?"

Als sie die Worte aussprach, fiel ihr plötzlich auch auf, dass er und Akira die beiden Unbekannten auf dem Bild von Jamie gewesen waren. Sie wunderte sich, dass ihr das nicht früher aufgefallen war.

„Auch? Ich schätze mal, das heißt, du bist auch eine", riet Philipp nach wie vor lächelnd.

„Ich möchte euren Kaffeeklatsch ja nicht unterbrechen", sprach Akira mit genervtem Unterton dazwischen, bevor Cathéa antworten konnte, „Aber der Meister erwartet uns. Leela hat sich gerade gemeldet." Auffordernd sah er seinen Freund an.

„Oh... Dann muss ich jetzt wohl leider gehen." Bedauernd sah Philipp Cathéa an. „Wir müssen uns mal verabreden. Ich werde dir schreiben." Er zwinkerte ihr zu, Akira verdrehte seine Augen, dann wandten die beiden sich ab und gingen los.

Grinsend drehte sich Cathéa wieder zu Joel. Dieser sah jedoch nur skeptisch drein und grummelte: „Was war das denn?"

Cathéa zuckte nur mit den Schultern. „Eine nette Unterhaltung?", schlug sie vor und sah sich um. „Wo sind Blake und Malayka hin?"

„Sie suchen Anemos und Matteo, um ihnen zu sagen, dass sich die Kenny-Sache erledigt hat... Ich mag ihn nicht."

„Kenny? Wer mag den schon?", fragte Cathéa lachend und machte sich langsam auf den Rückweg.

„Nicht Kenny...", murmelte Joel, „Ich meine Philipp."

Als Cathéa ihm einen verständnislosen Blick über die Schulter zuwarf, meinte er aufgebracht: „Ich bitte dich! Wenn ich nicht aufpasse, rutsche ich noch auf seiner Schleimspur aus."

***

„...und die ganze Zeit führt er sich auf, als würde er schon seit Ewigkeiten zu uns gehören! Und das Schlimmste ist, dass die anderen ihn auch noch so behandeln", beschwerte sich Matteo verärgert bei Vermont.

Sie saßen im Kaminzimmer auf dem hellblauen Sofa, draußen war es bereits dunkel, und nur das flackernde Licht des Kaminfeuers was die einzige Beleuchtung.

„Oui, je sais, was du meinst...", murmelte Vermont, „Es gibt da einen Jungen, der plötzlich in meinem Tanzkurs war. Il apelle Nikolai. Er ist erst seit etwa drei Wochen dabei, aber er wird von allen behandelt, als wäre er schon immer dabei gewesen, und darf sogar schon mit uns an Wettkämpfen teilnehmen! Und er ist so arrogant... Er gibt ständig mit seinem französischem Akzent an und redet manchmal eine Mischung aus lobrisch und französisch. Bah, comme cela tape sur les nerfs! Und das Schlimmste ist, seit einer Woche ist er auch bei mir im Fechten, und auch da wird er wie ein König behandelt! Er ist so nervig..."

Als er geendet hatte, verschränkte er schnaubend seine Arme, während Matteo ihn etwas zweifelnd ansah, aber erstmal nichts dazu sagte.

Schließlich meinte er: „Ich wundere mich immernoch, dass Granny ihn einfach angenommen hat... Ich meine, Blake kam als Feind zu uns, und jetzt geht er mit uns auf Aufträge? Manchmal verstehe ich sie wirklich nicht..."

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