Erinnerungen

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„Du kannst also echt zaubern?"

Yanic sah Malayka begeistert und aufgeregt an. Die beiden standen im Garten der Villa, neben einem großen Rosenstrauß, und das Wetter war angenehm warm.

„Jaahaa... Wie oft willst du mich das noch fragen?", kicherte Malayka und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe auf einmal ein ernstes Gesicht machte, „Aber du darfst es niemanden erzählen, ja? Und Granny und die anderen dürfen auch nicht herausfinden, dass ich es dir erzählt habe, sonst kriege ich gewaltigen Ärger. Granny sagt nämlich, es sei zu gefährlich, anderen von der Magie zu erzählen, und dass wir warten sollen. Aber worauf sollten wir denn warten?"

Sie seufzte, Yanic zuckte mit den Schultern und fuhr sich durch seine hellroten Haare, wobei er sie nachdenklich musterte.

„Ich weiß zwar nicht genau, was genau sie mit gefährlich meint, aber meinem besten Freund werde ich das wohl noch erzählen können", meinte Malayka schließlich und schenkte ihm ein leichtes Lächeln und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken.

„Natürlich, es gibt keine vertrauenswürdigere Person als mich", behauptete Yanic, stemmte die Hände in die Hüften und reckte seine Nase in die Höhe, woraufhin Malayka lachen musste.

„Ach übrigens", fiel ihr schließlich ein, und sie senkte unsicher ihren Blick, „Ich will mir demnächst irgendwann die Haare färben. Violett oder so."

Yanic ließ seine Hände wieder sinken und sah sie entsetzt an. „Auf keinen Fall! Du hast doch so tolle Haare", versuchte er sie von der Idee abzubringen.

„Was ist an braun so besonders?", fragte Malayka seufzend und wickelte sich resigniert eine Haarsträhne um den Finger.

Ungläubig sah Yanic sie an und machte einen Schritt auf sie zu. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Du hast die schönsten karamellbraunen Haare, die ich jemals gesehen habe!", sagte er und sah sie überzeugt an.

„Wirklich?", fragte sie unsicher und sah ihm in die Augen.

„Aber sicher!", bestätigte er und lächelte breit, wobei seine Grübchen sichtbar wurden.

Da musste auch Malayka lächeln, und umarmte ihn schließlich aus heiterem Himmel.

„Du bist der beste Freund, den man überhaupt haben kann, weißt du das?", murmelte sie leise und drückte sich an ihn.

„Natürlich weiß ich das", erwiderte er mit einem milden Grinsen und legte seine Arme um sie, „Aber nur weil ich dir sage, dass du tolle Haare hast?"

„Nein... Ich habe nur das Gefühl, ich sage dir das zu selten...", flüsterte sie leise und schloss ihre Augen...

Nach Luft schnappend schreckte Malayka aus dem Schlaf hoch und brauchte einige Momente, um zu realisieren, dass es nur ein Traum gewesen war.

Sie biss sich auf die Unterlippe, ehe sie sich die Hände vor ihr Gesicht hielt und anfing, leise zu weinen. Er hatte alles zerstört. Die Illusion einer Freundschaft war wie eine Seifenblase zerplatzt, und alles nur wegen ihm.

Seit drei Jahren war Malayka frei von den Yanic-Träumen, doch weil sie ihn wiedergetroffen hatte, kamen die Erinnerungen wieder hoch, und somit kehrten auch die Träume zurück.

Malayka schluchzte leise und wünschte sich in dem Moment nichts sehnlicher, als damals auf Granny gehört zu haben.

***

„Rosalia, du hast doch nicht ernsthaft ein paar Waisenkinder entführt, oder?", fragte Zacharias ungläubig und sah sein Gegenüber aus großen Augen an. Er war am Morgen zur Villa gegangen, um Rosalia zu sprechen, und hatte ihr sogar Croissants vom Bäcker mitgebracht. Nun stand er vor der Tür, da Rosalia in noch nicht hereingelassen hatte.

Rosalia seufzte genervt, bevor sie antwortete: „Erstens: Die Kinder sind aus dem Heim ausgerissen, womit ich nichts zutun habe... Fast. Zweitens: Das Waisenhaus, in dem sie waren, wurde nur drei Wochen nach ihrem Ausbruch geschlossen, aufgrund von schlechten Lebensumständen, es war ja auch das schäbigste Heim im ganzen Land. Drittens: es wurde nur einen Monat lang nach ihnen gefahndet, womit ich übrigens auch nichts zutun habe. Viertens: Wir wissen beide, dass sie nicht nur irgendwelche Kinder sind. Fünftens...-"

„Okay, okay, ich hab ja schon verstanden", unterbrach Zacharias sie und hob abwehrend seine Hände, in der Rechten befand sich die Tüte mit den Croissants. „Du bist ja genauso wie früher... Ich hab dir übrigens Gebäck mitgebracht", fiel ihm ein und hielt ihr die Papiertüte entgegen.

Rosalia verschränkte schnaubend ihre Arme und beäugte die Tüte kritisch, ehe sie sie sich schnappte. „Schön. Sonst noch was?"

Zacharias ließ seine Hände wieder sinken und lachte leise.

„Was ist so lustig?", fauchte Rosalia ihn an und schaute böse.

„Du benimmst dich so kindisch wie schon lange nicht mehr...", merkte er grinsend an, „Ich glaube, du wirst langsam wieder zur Rosalia von damals. Apropos, dein...-"

„Pscht! Kein gute alte Zeiten Gequatsche mehr! Verschwinde", unterbrach sie ihn zischend und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Sie hörte ihn draußen weiterlachen und drehte sich genervt von der Tür weg, ehe ihr auffiel, wie sie sich gerade verhielt. Entsetzt stellte sie fest, dass sie langsam tatsächlich wieder zur früheren, jugendlichen Rosalia wurde.

Wütend stapfte sie zum Fenster herüber, öffnete es, streckte ihren Kopf heraus und rief Zacharias, der sich auf den Heimweg gemacht hatte, aufgebracht hinterher: „Da versucht man mal eine alte Frau zu sein, es funktioniert ganze fünfundzwanzig Jahre, und dann kommst du um die Ecke und machst alles wieder kaputt!"

Dann schloss sie das Fenster wieder, wartete gar nicht erst seine Reaktion ab und drehte sich schnaubend in Richtung Treppe. Dort stand Taynara und sah Rosalia verwirrt an, doch als sie sich zu ihr drehte, wich die Verwirrung Entsetzen.

„Granny, d-dein Gesicht!", sagte sie und sah die Frau erschrocken an.

„Scheiße", murmelte Rosalia und beschwörte einen Spiegel herauf, in den sie schnell blickte. Sie sah, dass ihre eine Gesichtshälfte stark verjüngt aussah, und sich in der anderen, älter aussehenden Hälfte Risse befanden.

„Scheiße, Scheiße, Scheiße!", fluchte sie, ehe sie den Spiegel wieder verschwinden ließ und „Recensere" murmelte und die jüngere Gesichtshälfte wieder schlaff wurde und Falten bekam. Taynara sah ihr die ganze Zeit über mit heruntergeklappter Kinnlade und riesigen Augen zu, bis Rosalia ihren Blick wieder zur ihr wandte.

„Das hast du nicht gesehen! Obliviscar!", rief Rosalia ihr zu und machte eine Handbewegung, woraufhin Taynara irritiert blinzelte und sich umsah. „Was ist passiert...?", fragte sie langsam und rieb sich die Augen.

„Du bist gerade die Treppe heruntergelaufen", erinnerte Rosalia sie mit einem aufgesetzten Lächeln, bevor sie in ihr Büro flüchtete, die Tüte mit den Croissants auf ihren Tisch fallen ließ und sich dann vor das Fenster stellte.

„Okay, ganz ruhig Rosalia", sprach sie zu sich selbst und atmete tief durch, „Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren. Ruhe dich ein wenig aus und werde wieder zu einer alten Dame..."

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Falls sich jemand von euch sich schonmal gefragt hat, wo Lobra liegt oder warum dort so viele Franzosen leben:

Falls sich jemand von euch sich schonmal gefragt hat, wo Lobra liegt oder warum dort so viele Franzosen leben:

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...xD

Ich weiß, ich kann ganz toll Bilder bearbeiten.

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