Nette Gespräche

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Blake saß auf seinem neuen Bett in seinem neuen Zimmer und betrachtete mit nachdenklichem seinen zukünftigen Zimmergenossen. Dieser schlief in Bett auf der anderen Seite des Zimmers. Er lag auf dem Bauch, und auf seinem Rücken lag ein kleines Mädchen mit hellbraunem Haar, welches ebenfalls schlief.

Im Nachhinein wusste Blake nicht mehr, warum er der alten Frau überhaupt zugesagt hatte. Er hatte zwar kein Dach über dem Kopf, war bis dahin aber auch ganz gut ohne zurechtgekommen.
Er hielt es auch allgemein für ziemlich fragwürdig, warum er bei anderen Magiern leben sollte. Immerhin hatten sie gegen ihn gekämpft, und Gaizard sorgte bestimmt dafür, dass er in der Presse als kaltblütiger Mörder dargestellt wurde. Sein Monster jedenfalls.

Blake seufzte und ließ seinen Kopf hängen, bis er schließlich aufstand und langsam seinen Mantel auszog, da ihm doch zu warm wurde. Wie jedes Mal blieb sein Blick an seinen Armen hängen. Vom Handgelenk bis zur Schulter war seine Haut nicht weich und beige, sondern steinhart und grau. An seinen Ellenbögen ragten jeweils drei kleinere Spitzen heraus, die an Stacheln von einigen Tieren erinnerten. Blake hasste seine Arme. Genau so, wie er die Leute hasste, die es ihm angetan hatten.

Er hoffte, dass sein Zimmergenosse, der eine schreckliche Ähnlichkeit mit dem schwarzhaarigen Kerl, der ihn überhaupt nicht riechen konnte, hatte, nicht aufwachte, und legte seinen Mantel neben sich.

***

„Ich bin gespannt, was das für ein Magier ist", sagte Coco aufgeregt zu Vermont, der mit ihr und Hyou in der Eingangshalle stand, sie warteten auf Anemos. „J'aussi", antwortete Vermont lächelnd und kratzte sich am Hinterkopf. „So, bin schon da!", kam es von Anemos, der mit schnellen Schritten die Treppe hinunterkam. „Super, dann können wir ja los", freute sich Hyou, auch er war gespannt, mit was für einem Magier sie es dieses Mal zutun hätten.

„Ich will auch mit...", beschwerte sich Cathéa bei Joel, sie beobachteten ihre Freunde beim Verlassen der Villa. „Du durftest aber letztes Mal schon die Welt retten", erinnerte er sie lachend. Cathéa verdrehte ihre Augen. „Die Welt... Übertreib nicht immer so."

„Das Essen ist fertig! Kommt ihr?" Taynara kam ans untere Ende der Treppe und sah fragend zu den beiden hoch. „Ja, ich komme", antwortete Cathéa wieder lächelnd und lief die Treppe herunter, Joel folgte ihr schweigend.

Am gläsernen Esstisch saßen bereits Malayka, Kiki, Rayn, Matteo und sogar Blake. Matteo und Blake saßen sich gegenüber, und Matteo warf ihm böse Blicke zu, während er es so gut es ging ignorierte.
Joel überlegte kurz, ehe er sich zwischen Malayka und Blake setzte, wo noch ein Platz frei war.
„Na? Wie findest du es bis jetzt hier?", erkundigte sich der Blonde lächelnd bei seinem Sitznachbarn, wofür er einen entsetzten Blick von Matteo erntete. Im ersten Moment sah Blake tatsächlich etwas überrascht aus, da er nicht erwartet hatte, überhaupt von jemandem angesprochen zu werden, geschweige denn von dem Typen, den er vor einem Tag verprügelt hatte. Dann setzte er jedoch schnell wieder seinen emotionslosen Gesichtsausdruck auf und antwortete schulterzuckend: „Ganz okay."

„Wir haben uns dir noch gar nicht vorgestellt, stimmt's?", fiel Cathéa ein. Blake wollte sagen, dass es ihn eigentlich nicht interessierte, jedoch wollte er sich nicht noch mehr Feinde machen, also zuckte er einfach erneut mit den Schultern.

„Ich bin Cathéa", begann sie lächelnd, „Das ist Matteo, der Blonde neben dir ist Joel, das Mädchen mit den blauen Haaren Malayka, der neben mir Rayn, de Kleine heißt Kiki und das rothaarige Mädchen in der Küche Taynara."

Malayka betrachtete den Neuen neugierig und lächelte ihn an, Rayn nickte ihm grüßend zu und Matteo warf ihm nach wie vor Todesblicke zu, Kiki konzentrierte sich auf ihr Besteck.

„Rain? Wie Regen?", fragte Blake stirnrunzelnd. „Nein, Rayn mit Y", erklärte dieser mit seiner tiefen, irgendwie beruhigenden Stimme. „Aha...", gab Blake von sich und schaute wieder auf den Tisch.

„Du heißt Blake, richtig?", erkundigte sich Malayka und neigte ihren Kopf leicht zur Seite. Er nickte, sie kannte seinen Namen wahrscheinlich von der Alten.
„Cooler Name", bemerkte sie grinsend, da kam Taynara mit jeweils einem Backblech in der Hand.
„Es gibt selbstgemachte Pizza von Granny!", flötete sie fröhlich und legte die Bleche auf dem Tisch ab. Die Anwesenden lachten darüber, nur Blake verstand nicht, was an Pizza so lustig sei.

***

Später, am Abend, saß Cathéa mit Coco im Wohnzimmer und fragte sie mit Malayka über den Magier aus. „Also", fing Coco grinsend an zu erzählen, „Es war eine Frau, sie war älter als wir. Sie hat Menschen in großen Kristallen festgehalten, die aussahen wie riesige Smaragde. Wenn die schon zehn Minuten drin waren, sind sie verschwunden. Jedenfalls, wir haben die ganze Zeit voll episch gekämpft, jeder von uns hat sein Bestes gegeben, aber das Weib ist total ausgerastet, als ich ihr Sand in die Haare fallen lassen hab! Sie hat aufgehört zu kämpfen und mich beleidigt. Diese Gelegenheit hat Hyou dann genutzt und ihr schnell die Handschellen mit der Magiesperre angelegt, die Frau wurde am Ende von der Polizei mitgenommen." Die beiden anderen Mädchen begannen zu lachen, bis Cathéa etwas auffiel:
„Warte mal – Ihr habt Handschellen mit einer Magiesperre von Granny bekommen?"
Coco nickte leicht. „Klar. Wie hätten wir diese Furie sonst im Zaun halten sollen?"
„Also wir hatten keine", sagte die Eismagierin stirnrunzelnd.
„Hm... Vielleicht war es Absicht", meinte Malayka nachdenklich und begann nebenbei ihr Haar zu flechten.
Cathéa sah neugierig zu ihr. „Wie meinst du das?".
„Ich weiß auch nicht genau", antwortete sie, „Aber Blake lebt doch jetzt bei uns. Vielleicht hat Granny etwas geahnt, vielleicht wollte sie, dass wir ihn herbringen."

***

„Edith wurde leider aufgehalten", teilte Aco dem Mädchen, welches auf einem Stuhl, der schon fast ein Thron war, mit und machte einen leichten Knicks.
„Wie viele?", fragte das Mädchen daraufhin monoton und spielte mit einer hellbraunen Haarsträhne von sich.
„Zehn Menschen", antwortete er und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken.
„Und wie viele Magier?", erkundigte sich das Mädchen und sah mit einem kalten, emotionslosen Blick zu ihm herunter.
„Gar keine", gab Aco zu und strich sich seinen tiefschwarzen Seitenpony aus dem Gesicht.
Das Mädchen knirschte verärgert mit den Zähnen. „Das ist nicht genug... Wir brauchen mehr Energie... Ich wusste, dass dieses Weib nutzlos ist", grollte sie, „Schickt jemanden anderes, am besten wieder in die Umgebung des Kuya-Kanals, dort gibt es die meisten Magier."
„Ja, Meisterin", grummelte Aco und machte erneut einen Knicks, ehe er sich wieder umdrehte und schnellen Schrittes den Raum verließ.

Draußen wartete Leándre auf ihn. „Und?", fragte er lächelnd.
Aco seufzte leise. „Wir sollen einen weiteren Magier in die Umgebung des Kuya-Kanals schicken. Sie ist zwar ein wenig nervig, aber das wird schon." Er lächelte düster.
„Da bin ich deiner Meinung", stimmte Leándre grinsend zu und legte seinen Arm um die Schultern seines besten Freundes.
„Übrigens, ist dir aufgefallen, dass es, seit du den Zauberspruch vom Alten kopiert und den Himmel manipuliert hast, immer mehr öffentliche Angriffe von anderen Magiern gab?"
„Natürlich ist mir das aufgefallen", sagte Aco finster grinsend, „So können wir noch weiter nicht allzu auffällig Energie absorbieren."
„Und es gibt ja offensichtlich eine Gruppe von Magiern, die immer wieder dazwischenfunken. Die haben auch Edith aufgehalten", erzählte Leándre weiter, „Das heißt, wenn wir zwei persönlich angreifen, können wir auch etwas Spaß mit anderen Magiern haben."
Aco lachte boshaft. „Oh ja, das wird bestimmt lustig. Stell dir nur die ganzen qualerfüllten Gesichter vor..."

Leándre grinste schief. Er freute sich auf seine Gegner, und es würde auch nicht allzu langweilig für ihn werden, wenn sie Edith besiegen konnten.

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