Kapitel 23

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Eine dünne Schneeschicht bedeckte den Boden und die zarten Blätter der Pflanzen, die im Garten der Magiervilla wuchsen. Rayn und Taynara waren dabei, ein neues Heilgewächs zu züchten, Milan, Kiki und Coco lieferten sich eine wilde Schneeballschlacht, Anemos rannte mit Hyou auf dem Rücken durch den Garten und rief: „Ich bin ein Rentier!", während Blake und Vermont mit Malayka eine Debatte über das neue Claruzz Magazin führten, und Cathéa mit Jamie, die auf einen spontanen Besuch vorbeigekommen war, auf der Terrasse saß und plauderte.

Rosalia stand stumm lächelnd bei Cathéa und Jamie auf der Terrasse und betrachtete die Kinder zufrieden. Sie genoss es, alle so heiter zu sehen, jedoch wusste sie auch, dass das Ganze nur eine Seifenblase war, die jeden Moment zerplatzen konnte. Sie hatte schon eine düstere Vorahnung, wer hinter den Botschaften in den Sternen steckte, und diese Person kannte keine Gnade.

Langsam ließ die Marife ihren Blick wieder über die Kinder schweifen. Sie wusste, dass in jedem von ihnen eine ungeheure Macht steckte, die noch entfesselt werden musste, auch bei Kiki, Blake und Jamie, obwohl sie sie noch nicht so lange kannte, wie die Anderen.

„Cat, ein neuer Brief ist angekommen! Wieder von diesem komischen Benny. Da steht nur „Orangene, lockige Haare, krumme Nase, buntes Kostüm, grün-rot-schwarzer Zylinder. Auffälliges Erscheinen". Ich glaube, dass soll eine Beschreibung von diesem Kenny sein."

Joel kam mit einem Blatt Papier in der Hand aus dem Haus raus auf die Terrasse, jedoch hatte er keine Jacke an, also sprang er schnell wieder zurück ins Warme. Drinnen stand noch Matteo, der die Arme verschränkt hielt und leicht schmunzelte.

Jamie kicherte leise, und Cathéa sah ihn durch das Glas aufgeregt an.
„Echt? Dann sollten wir uns am besten sofort auf die Suche machen", meinte sie und stand auf.
„Oh, kann ich mitkommen?", fragte Jamie sie hoffnungsvoll und stand ebenfalls auf.

Cathéa grinste sie schief an und sagte: „Klar, was spricht dagegen?"

Jamie freute sich, während sich Vermont mit dem Claruzz Magazin in der Hand prustend zu Matteo drehte. „Du sabberst im Schlaf?", fragte er lachend.

Matteo sah ihn völlig irritiert an, und Cathéa und Jamie wechselten augenblicklich einen Blick aus, ehe auch sie begannen loszulachen.

Malayka nahm Vermont das Magazin aus der Hand und stellte grinsend fest: „Hey, schau mal, du bist nicht gerade besser..."

„Que?!" Er beugte sich über das Magazin und betrachtete das Bild von sich, auf dem er mit friedlichem Blick und leicht geöffnetem Mund schlief.

„Pff, ich sehe im Schlaf aber viel graziöser aus als Matteo", behauptete Vermont und tat so, als würde er seine Haare nach hinten werfen.

Auch Matteos Neugier war geweckt, und er trat heraus, um Malayka über die Schulter zu schauen. Er hatte zwar auch keine Jacke an, aber im Gegensatz zu Joel sprang er nicht wieder zurück ins Haus, sondern blieb einfach ohne mit der Wimper zu zucken draußen stehen.
Joel sah ihn skeptisch an, und Matteo fragte verwirrt: „Äh... Woher hat der Claruzz eigentlich überhaupt Bilder von uns, auf denen wir schlafen...?"

Cathéa und Jamie waren schneller verschwunden, als er sprechen konnte, und versteckten sich kichernd hinter einem Busch.

„Und nur von den Jungs...", bemerkte Blake brummend, froh darüber, dass es kein Schlaffoto von ihm gab, „Aber wir haben jetzt keine Zeit, um uns selbst beim Schlafen zu betrachten. Joel, du hast gesagt, wir haben jetzt eine Beschreibung von diesem Kenny? Ich komme mit, wenn wir jetzt suchen gehen."

Er stand auf und sah mit ernstem Gesichtsausdruck zu Joel. Matteo stöhnte genervt, und Joel nickte lächelnd. „Geht klar."

***

Cathéa, Joel, Matteo, Jamie und Blake waren auf dem Weg zum Lavourne-Platz, um Ausschau nach Kenny zu halten, Anemos und Malayka waren zuhause geblieben.

Jamie lief zwischen Cathéa und Blake und sah mit neugierigem Blick zu dem blauhaarigen Magier hoch. Blake bemerkte nach kurzer Zeit ihren Blick auf sich ruhen und fragte etwas unsicher, ohne zu ihr zu sehen: „Uh... Ist was, Peanut?"

„Woher hast du die Narbe an deiner Wange?", wollte sie wissen und sah ihn lächelnd von unten an.

Blake zögerte etwas, ehe er mit dem Blick noch immer nach vorne gerichtet antwortete: „Lange Geschichte... Aber sagen wir mal, ein verrückter Professor wollte mir wegen eines Experiments eine Haut aus Stein verpassen und ist mit dem Skalpell ausgerutscht."

Jamie kicherte leise und wandte ihren Blick wieder von ihm ab. „Okay, du hättest auch ruhig sagen können, dass du nicht darüber reden willst", ließ sie ihn wissen.
Da sah Blake sie doch kurz aus den Augenwinkeln aus, sagte aber nichts mehr dazu.

„Irgendwie fühle ich mich schon den ganzen Tag beobachtet...", fing Matteo wenig später ein neues Gespräch an und sah sich misstrauisch um.

„Sind wohl deine Fangirls", meinte Blake schief grinsend. Daraufhin verdrehte Matteo nur stöhnend seine Augen, auch wenn er bei Cathéa oder Joel wohl gelacht hätte.

Bei seiner Reaktion überlegte Blake kurz, bevor er etwas langsamer lief, bis er neben Matteo stand, welcher auch schon sofort wegtreten wollte, aber noch von Blake am Arm gepackt und festgehalten wurde.

„Hör mal her", zischte er ihm zu, „Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, und dass ich bei euch nicht erwünscht bin. Ich verstehe immer noch nicht, warum die Alte mich bei euch aufgenommen hat, immerhin hab ich ne halbe Stadt zerstört, aber wenigstens hat sie mir ne zweite Chance gegeben. Mir ist zwar nicht ganz bewusst, was dein verdammtes Problem mit mir ist, aber keine Sorge, bei der nächsten Gelegenheit verpisse ich mich wieder. Und nur mal so: Wenn ich euch was antun wollte, wärt ihr schon alle tot."

Mit diesen Worten ließ er Matteo, welcher ziemlich überrumpelt dreinsah, wieder los und stieß ihn von sich, bevor Blake wieder weiter nach vorne lief.

Matteo schaute ihm perplex hinterher und dachte etwas über Blakes Worte nach. Langsam begann er sich selber zu fragen, was für ein Problem er eigentlich mit Blake hatte...

Kurz darauf kamen die Magier am Lavourne-Platz an. „Ich finde diesen Platz echt schön...", seufzte Jamie verträumt, und rutschte kurz darauf auf dem eisigen Boden aus.

Cathéa fing sie auf, bevor sie auf den Boden fallen konnte, und fragte lachend: „Alles okay bei dir?"

„Ja, klar... Sowas passiert mir ständig", meinte Jamie etwas verlegen grinsend und richtete sich wieder auf.

„Also ich finde den Platz nicht so besonders...", sagte Joel schulterzuckend.

Jamie erklärte schwärmend: „Naja, der Platz ist für mich etwas Besonderes, weil mein Freund mich hier zum ersten Mal geküsst hat, und..."

„Okay, lasst uns mit der Suche nach dem Psycho beginnen", unterbrach Blake sie aus heiterem Himmel und rieb sich finster grinsend die Hände.

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