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Marik's Sicht::

Wusstet ihr, dass Jugendliche zwischen 15 und 17 grauenhaft sein können? Nein? Seid froh!

Ein ganz normaler Morgen um 6:30Uhr.
Wie jeden Morgen klingelt mein Wecker und ich drücke auf die Schlummertaste.
Ich stehe erst beim dritten Wecker auf und gehe ich duschen.
Wie jeden Morgen sitzt mein Vater am Frühstückstisch und wartet gedulig darauf, dass mein Bruder und ich runter kommen.

Wie jeden Morgen wird mir klar, wie sehr mir meine Mutter fehlt.

Vor vier Jahren ist sie von uns gegangen. Sie ist an Brustkrebs gestorben. Meine Mutter war mein Ruhepol überhaupt. Sie war bis zu ihrem Tod die Einzige, die von meinem größten Geheimnis erfahren hat. Ihr Tod ist jetzt schon vier Jahre her, ich bin 16 und kann es immer noch nicht glauben. Ich denke, ich will es auch gar nicht glauben. Mein Inneres will sich immer noch nicht eingestehen, dass sie nie wieder mit uns frühstücken wird. Sie wird nie wieder motzen, wenn ich mal wieder zu spät aufstehe. Ich weiß, es ist schon lang genug her und muss lernen damit klar zu kommen, aber ich will das nicht. Wir waren immer ein Herz und eine Seele und es kann und darf nicht sein, dass sie tot ist. Je älter ich werde, desto mehr wird mir klar, wie sehr sie mir fehlt. Wie sehr habe ich sie geliebt...?

Seit meine Mutter tot ist, versucht mein Vater eine gewisse Mutterrolle zu übernehmen, auch wenn das für ihn alles andere als einfach ist. Er gibt sein bestes für mich und für meinen Bruder, Vater und Mutter zu sein. Für John ist das eigentlich gar nicht mehr nötig. Er ist 18 und macht gerade sein Abitur. Er kann definitiv besser damit umgehen, dass sie nicht mehr da ist und auch nie wieder kommen wird. Oder er lässt es so aussehen. Er hat eine wirklich starke und gute Fassade.

"Morgen.", begrüße ich meinen Vater beim Betreten der Küche. "Morgen. Ist das nicht ein bisschen kalt, was du da an hast?", fragt er und sieht mich skeptisch an. Ich sehe an mir runter. Ich habe nur eine Boxershort an. "Passt schon.", sage ich kurz und mache mir einen Kaffee mit Milch. Kaffee ist zu meiner täglichen Droge geworden. Ich weiß nicht, aber irgendwie rundet eine Tasse Kaffee meinen Tag erst so richtig ab. Oder auf.

Wie jeden Morgen kommt auch mein Bruder in die Küche. Und woran sieht man, dass wir Brüder sich? Genau. Auch er kommt nur in Boxershort runter und auch er holt sich erstmal einen Kaffee. "Ich glaube ich werde meine Söhne niemals verstehen.", sagt mein Vater und verlässt kopfschüttelnd die Küche. Dennoch entdecke ich ein kleines Schmunzeln. John hebt nur die Hand und wir klatschen ein. Ziel für heute erreicht: Unseren Vater zur Verzweiflung bringen und dies sogar schon am Morgen.

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Kostory ~ Schönheit muss leiden #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt