25♡Hm....

579 72 9
                                    

John's Sicht::

Ich könnte alles darauf verwetten, dass er mich wieder angelogen hat. Er sieht nicht so verweint aus, wenn man ihn beleidigt. Er ist das gewohnt. Eigentlich treffen ihn solche Sprüche nicht mehr. Oder doch? Schätze ich ihn da zu schlecht ein? Kenne ich meinen Bruder doch nur so wenig, dass ich nicht einmal einschätzen kann, wie sehr ihn eine Beleidigung verletzt?

Am liebsten würde ich ihn in Therapie schicken. Aber wenn es etwas gibt, was ich über ihn weiß, dann ist es, dass er unter keinen Umständen Hilfe von einem Psychologen möchte. Dabei bin ich mir eigentlich sehr sicher, dass es ihm dann besser geht. Er ist psychisch ein Wrack. Das weiß er, das weiß ich und das weiß auch unser Vater.
Doch keiner von den beiden anderen will es sich anscheinend eingestehen.

Nach einer Zeit der Stille fing er wieder an zu weinen. Sofort fahre ich rechts ran. Ich kann das nicht weiter mit ansehen.
"Marik, sprich mit mir. Was ist passiert? Haben sie dich wieder verprügelt? Letztes mal hast du es mir doch auch erzählt. Tut dir was weh?", frage ich ihn und sehe ihn an. Er weicht meinem Blick aber nur aus und versucht mit dem weinen aufzuhören. "Marik?", frage ich erneut. Er schüttelt bloß den Kopf. Ich lege meine Arme auf das Lenkrad und stütze meinen Kopf darauf. "Wie soll ich dir helfen, wenn du mir nicht erzählst, was vorgefallen ist. Wie soll das denn dann mit uns funktionieren? Wenn du nicht mit mir sprichst, kann ich dich wieder zu deinem Vater schicken. Den interessiert es nicht.", sage ich und sehe ihn an. "Schick mich doch zu ihm. Da bin ich genauso wenig wert, wie bei allen anderen Menschen.", sagt er leise und versinkt förmlich in Sitz. "Mir bedeutest du aber etwas! Du bist mein Bruder, ich mache mir Sorgen!"
Verzweifelt versuche ich etwas aus ihm herauszubekommen, aber ohne Erfolg.

"Gut, dann sprechen wir später nochmal oder so. Was möchtest du essen?", gebe ich nach. "Nichts, danke!", sagt er nur und sieht mir nach wie vor nicht in die Augen. "Geht das hungern jetzt wieder los?", frage ich ihn und langsam bin ich genervt. Er zuckt bloß mit den Schultern. "Wenn du meine Hilfe nicht willst, dann sag mir das doch einfach.", gebe ich zurück und bin mittlerweile wieder los gefahren. "Ich möchte deine Hilfe annehmen...", kommt nach einer Zeit von ihm, doch mitten im Satz hört er auf  zu reden. "Aber?",frage ich und parke den Wagen auf dem Parkplatz einer Pizzeria. "Ich kann es dir nicht sagen.", sagt er leise und senkt seinen Blick. "Wieso? Nichts ist so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst. Marik, ich bin dein Bruder, alles, worüber wir sprechen, bleibt unter uns.", erkläre ich und lege eine Hand auf seine Schulter. "Können wir erst essen?", fragt er und nach langer Zeit sieht er mir in die Augen. Ich nicke und lächel leicht, um ihm zu symbolisieren, dass er nicht alleine ist.

Gemeinsam gehen wir rein und setzen uns an einen Tisch. "Also, was möchtest du essen?", frage ich ihn erneut und schaue mir die Karte an. Ich weiß selber noch nicht, was ich essen soll. "Ich denke, ich nehme eine Salami Pizza. Aber nur eine kleine bitte.", sagt Marik und legt die Karte zurück. Ich bin erstaunt. Irgendwas, was ich gesagt habe, scheint in seinem Kopf einen kleinen Schalter umgelegt zu haben. "Möchtest du was trinken?", frage ich noch und lege meine Karte ebenfalls zur Seite. "Eine Cola.", antwortet er und ich bestelle unser Essen.

Kostory ~ Schönheit muss leiden #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt