Kapitel 2

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Jean schnaubte angestrengt, als sie eine weitere Umzugskiste auf dem Parkettfußboden ihres Wohnzimmers abstellte.

"Hey Jeany, mir ist gerade eine ziemlich angefressene Blondine im Flur begegnet."

Jean's beste Freundin Meredith kam mit einem der letzten Kartons durch die Tür und warf Jean einen fragenden Blick zu.

Diese hatte Benjamin in seiner Transportbox im Schlafzimmer eingesperrt, um sicherzustellen, dass der junge Kater nicht noch mehr Unheil stiftete.

"Sie hat irgendwas von Lärmbelästigung und Proletenpack gemurmelt und ist dann an mir vorbei gestürmt."

Jean seufzte schwerfällig.
"Das ist meine Nachbarin. Wir hatten neulich einen kleinen...Zusammenstoß", erklärte sie.

Die Ereignisse des vergangenen Morgens waren ihr noch allzu klar in Erinnerung. Jean kniete zwischen ihren Kisten nieder, um eine weitere von ihnen zu öffnen und den Inhalt auszupacken.

"Was für ein Zusammenstoß?", fragte Meredith, als sie sich auf einen der breiten Armlehnen des Sessel niederließ, den ihr Bruder Garett etwa eine Stunde zuvor die Treppe hinauf gehievt hatte.

Jean war mehr als begeistert gewesen, als die Collins Geschwister sich dazu bereit erklärt hatten, ihr beim Umzug zu helfen.

"Benjamin ist mir neulich entwischt und ihr auf der Treppe direkt vor die Füße gesprungen, ihr Kaffee ist daraufhin auf ihrem Outfit gelandet und sie war, nun ja sie war nicht begeistert", entgegnete sie und erntete einen amüsierten Blick von ihrer Freundin.

"Das kann ich glauben."
Meredith grinste. Dunkle Strähnen fielen aus dem lockeren Pferdeschwanz zu dem sie ihre lockigen Haare gebunden hatte. Eine ihrer Hände schoss hoch, um die Strähnen hinter ihren Ohren zu fixieren, damit sie ihr nicht die Sicht nahmen.
"Aber das sie sich deshalb gleich so nen fetten Stock in den Arsch schiebt."
Sie verdrehte die Augen.

"Wer hat nen Stock im Arsch?"
Garett wählte diesen Moment, um mit einer von Jean's Buchkisten ins Wohnzimmer zu kommen. Auch seine Haare, von der gleichen Struktur und Farbe wie die seiner jüngeren Schwester, hingen ihm wild ins Gesicht.

"Jean's Nachbarin", gab Meredith zurück und Garett gesellte sich mit gerunzelter Stirn zu ihnen.

"Blondie?", fragte er und die beiden nickten zustimmend.

"Sie wirft mir jetzt seit zwei Tagen böse Blicke zu", berichtete Jean, nachdem sie die Geschehnisse noch einmal genauestens für ihre Freunde rekonstruiert hatte.

"Du hast ein Talent für sowas weißt du Jean?" Garett grinste sie an.
"Ich dachte ja immer du seist nur tollpatschig, aber jetzt denke ich, dass du vielleicht einfach nur vom Pech verfolgt bist."

Meredith stieß ihn unsanft mit dem Ellenbogen in die Rippen.
"Du bist so sensibel Bruderherz", tadelte sie und Jean schmunzelte.

"Naja ich tu was ich kann."

"Wie viele Kisten sind noch unten?" Jean betrachtete das Ausmaß an Auspack-Chaos, die Anwesenheit ihres Eigentums kritisch abschätzend.

"Zwei, eine mit Büchern und ich glaube eine mit Bürounterlagen. Oh und eine Stehlampe die noch hoch muss", antwortete Garett und die drei seufzten im Chor.

"Du schnappst dir die Bücherkiste und ich die fürs Büro Brüderchen und Jean bestellt Pizza und macht das Bier auf. Die Lampe holen wir später noch", Meredith sprach mit entschiedener Stimme und die anderen beiden nickten zustimmend.

Etwa zwanzig Minuten später saß das dreier Gespann auf Jean's grauer Couch, Pizza vor ihnen auf dem hölzernen Wohnzimmer Tisch und halb leere Bierflaschen in Reichweite.

Das viele hin und her schleppen der Kartons und Kisten sowie das ein- und auswickeln von Jean's Sachen hatte ihnen in den letzten Tagen viel Energie abverlangt, die nun dringend wieder aufgetankt werden musste.

"Was meinst du wie es mit dir und Fräulein 'Stock im Arsch' weitergehen wird?"
Garett stopfte sich ein enorm großes Stück Pizza in den Mund und kaute genüsslich, während er Jean erwartungsvoll musterte.

Diese seufzte, wie so oft dieser Tage.
"Ich hab ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer. Also wenn es so weitergeht wie bisher wird sie versuchen mich mit Blicken zu töten und glaubt mir wenn ich sage, dass die Blitze die aus diesen blauen Augen schießen tödlich sind!"

Meredith kicherte. Sie lümmelte am rechten Rand der Couch und kuschelte sich tiefer in die Polster, als sie einen weiteren Schluck Bier nahm.
"Vielleicht hast du auch Glück und sie verzeiht es dir irgendwann."

Jean blickte ungläubig in Meredith Richtung und zog zweifelnd eine Augenbraue hoch, woraufhin ihre Freundin in heiteres Gelächter ausbrach.

"Eher treffen Weihnachten und Ostern auf einen Tag", grummelte Jean.

"Vielleicht ist es gut sich einfach unauffällig zu verhalten."

Ihre Freunde nickten zustimmend.

KatzenjammerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt