Kapitel 13

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Grelles Sonnenlicht fiel durch die vielfachen Fenster in Jean's Wohnung und tauchten ihre Wohnzimmer in goldenen Schein.

Benjamin hatte seinen üblichen Sesselplatz aufgegeben, um sich über Jean's Balkon auf Erkundungstour zu begeben.

Es war ein ruhiger Sonntag Morgen und Jean hatte bisher nicht mehr geschafft, als sich aus dem Bett und in die Dusche zu hieven bevor sie auf ihrer Couch erneut zusammengeklappt war.

Von nebenan waren Schritte zu hören.

Jean runzelte nachdenklich die Stirn.
Die Tatsache, dass sie Alicia seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen hatte irritierte sie ein wenig.
Für einen Moment überlegte sie, ob irgendetwas vorgefallen war, durch dass sie erneut den Zorn der jungen Blondine auf sich hätte ziehen können. Doch so weit sie selbst wusste, war sie in letzter Zeit eine Vorzeigenachbarin gewesen. Vermutlich war sie mit ihrer Arbeit beschäftigt und hatte deswegen keine Zeit gehabt bei Jean vorbei zu kommen.

Trotzdessen sie mit ihrer Annahme vermutlich richtig lag, konnte sie nicht umhin zu denken , dass die Tatsache, dass sie ihr weder bei der Arbeit noch auf dem Heimweg oder im Hausflur über die Weg gelaufen war, darauf hindeutete, dass Alicia sie mied.

Sie seufzte schwerfällig.
Es war einer der wärmeren Tage der letzten Wochen und trotz des dünnen Stoffes des alten T-shirts das Jean über ihren Oberkörper geworfen hatte, schwitzte sie. Ihre Beine waren in den Sport Shorts, in die sie geschlüpft war, nicht besser dran.

Freie Tage wie diese nutzte sie normaler weise nur zu gerne, um an ihrem Roman zu arbeiten, doch an diesem Tag schien ihr der Weg zum Schreibtisch in der Ecke des Raumes zu weit zu sein, um sie auf den Weg dort hin zu machen.

Sie wusste, dass sie besser daran wäre sich auf zu rappeln und sich an die Arbeit zu machen. Sie hatte ihre Muse für eine Weile verloren und nach einer unschönen Trennung war ihr die Lust auf Romantik in der echten, wie auch fiktionalen Welt vergangen.

Das war einer der Gründe für ihren Umzug gewesen. Und wie als hätte eben dieser frischen Wind durch ihr Leben geblasen, fühlte sie sich in letzter Zeit wieder frisch und befreit von Altlasten.
Ihre Muse war zurück gekehrt und sorgte dafür, dass Ideen wie Bomben in ihrem Kopf einschlugen und im Qualm ihrer Explosion ganze Fantasiewelten und Hintergründe für die fiktionale Welt die sie auf dem Papier zum Leben bringen wollte, hinterließen.

Sie seufzte erneut. Zu warm. Zu bequem. Kann. Nicht. Bewegen.
Jean schloss die Augen gegen das warme Sonnenlicht und ließ ihre Muskeln locker.
Gerade, als sie in seichten Schlaf driften wollte, ertönte ein Scheppern von draußen und eine nur allzu bekannt fluchende Stimme.

Sie sprang abrupt vom Sofa auf und eilte zur Balkontür hinüber, um zu sehen was vor sich ging und traf mit ihrem Blick auf eine sehr unzufrieden aussehende Alicia.

"Alicia?", fragte sie vorsichtig, die andere Frau abschätzend musternd. Sie hatte ihre Lektion gelernt. Wenn Alicia in schlechter Stimmung war blieb man lieber ein paar Schritte zurück.

Die Blondine sah erschrocken auf. Sie hatte ihren Blick auf den Boden geheftet gehabt, auf dem die Ceramicscherben eines kleinen Tontopfes lagen.

"Entschuldige", murmelte sie. "Ich wollte niemanden aufschrecken, ich bin selbst schuld..."

Jean's Blick fiel auf Alicia's Hände, die Linke hielt ihr rechtes Handgelenk fest umschlossen und nun da Jean Blick gesenkt hatte, sag sie das Blut das langsam aus einem Schnitt in ihrer Handfläche rann.

"Oh Gott Alicia! Das muss verbunden werden!"

Die junge Frau sah von ihrer Handfläche zu Jean hinüber, die immer noch hinter der Absperrung zwischen ihren beiden Balkons stand und sie nun besorgt musterte.

KatzenjammerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt