Jean summte leise vor sich hin während sie den Tresen polierte. Ihr Arbeitstag verlief definitiv besser, als der gesamte Rest ihrer Woche.
Das Café war relativ leer, die wenigen anwesenden Gäste ruhig und freundlich.
"Hey Mer, danke nochmal, dass du neulich meine Schicht übernommen hast."
Meredith grinste.
"Kein Problem Jeany-Beany! So konnte ich mir eine urwitzige Geschichte verdienen. Vielleicht solltest du einige dieser Sachen für deine Stories nutzen! Du würdest urkomische Bücher mit Geschichten aus deinem Leben schreiben!"
Ihre Freundin war gerade dabei gewesen hinter dem Tresen aufzufegen und hielt sich nun am Stiel des Besens fest, um vor unterdrücktem lachen nicht vorne über zu fallen.
Jean schnaubte; mehr resigniert als verärgert.
"Wirst du jemals aufhören mich damit aufzuziehen?"
"Nope!"
Meredith schüttelte energisch ihren Kopf und grinste.
"Dann mach dich wenigstens nützlich und werd fertig mit auffegen."
Meredith kichertet belustigt, begann jedoch pflichtschuldig die Krümel vom Boden zu entfernen.
Jean wand sich zufrieden wieder ihrem Posten am Tresen zu. Barista zu sein war nicht unbedingt ihr Traumberuf, aber es ermöglichte es ihr ihre Miete zu zahlen und ihr Leben mehr oder minder zu genießen.
Sie räumte einige der Tische auf und warf leere Kaffeebecher weg, bevor das Geräusch der Türglocke sie aufhorchen ließ.
Eine hochgewachsene Blondine mit langen glatten Haaren und markanten Gesichtszügen stolzierte durch die gläserne Tür und machte sich auf den Weg zum Haupttresen.
Jean beeilte sich, zu ihrem Posten zurück zukehren, um die Bestellung der Frau aufzunehmen.
"Hallo, na wie geht's?"
Jean lächelte freundlich, den Notizblock gezückt."Gut."
Der Gesichtsausdruck der Blondine blieb neutral. Sie warf einen Blick auf die Bestelltafel und traf dann wieder Jean's Blick.
"Einen Venti Chai Latte für Linn und einen Java Chip Frappuccino mit doppelt Koffein für Alicia."
Jean kritzelte die Bestellung auf ihren Block.
"Einen Moment bitte."
Sie kassierte und sah zu wie Meredith sich eilig daran machte, die Bestellung der jungen Frau fertig zu stellen.
Kaum hatte sie bezahlt klingelte das Handy der Blondine.
"Hey Alicia. Ja, ich bin da. Ja, ich hab deinen blöden Kaffee. Ja, ich weiß, dass es ein Frappuccino ist. Es ist einfach ein dämlicher Name."
Jean versuchte sich ihr Grinsen zu verkneifen. Die junge Frau, Linn vermutete sie, verdrehte die Augen.
"Ja, ja, ja. Ich beeil mich Alicia. Du bist echt nicht du selbst ohne dein Koffein. Versuch niemandem die Augen auszukratzen, während ich unterwegs bin."
Jean konnte nicht umhin leise vor sich hin zu lachen.
"Chai Latte für Linn! Frappuccino für Alicia!", rief Meredith. Die junge Frau steckte kopfschüttelnd ihr Handy weg und marschierte zu ihr rüber, um ihre Bestellung abzuholen.
"Sehr interessante Kundin", wisperte Meredith ihr zu, als die Frau das Café verlassen hatte.
"Allerdings. Sie scheint noch unausstehlichere Freundinnen zu haben als ich", stichelte Jean grinsend und veranlasste Meredith einen Schmollmund zu ziehen.
"Naja vielleicht hat ihre Freundin ja eine tollpatschige Nachbarin die für ihre schlechte Laune verantwortlich ist."
Meredith streckte Jean trotzig die Zunge raus und Jean kicherte.
"Komm schon, ich hab heute noch mehr zu tun Mer! Ich hab einen Haufen Bücher auszupacken und mich häuslich einzurichten. Ich erwarte im übrigen, dass du nächste Woche vorbei kommst um mit mir zu feiern, dass ich endlich mit diesem Höllenumzug fertig bin."
Meredith schenkte ihr ein dreckiges Grinsen.
"Wenn Alkohol im Spiel ist kannst du immer auf mich zählen, das weißt du doch Jeany."
Jean rollte ihre Augen und machte sich wieder an die Arbeit. Noch 20 Minuten bis zu ihrem Schichtende. Freitag Abend gehörte ihr und ihrer Couch.
***************
Die Balkontür stand einen Spalt weit offen, so dass Benjamin nach draußen schlüpfen konnte, um seine neue Umgebungen zu erkunden.
Jean's Wohnung lag im zweiten Stock, doch sie wusste aus Erfahrung, dass Benjamin keine allzu gefährlichen Stunts wagen würde.
Jean nutzte die Gelegenheit um eine ihrer schweren Bücherkisten auszuräumen, während Benjamin draußen war und der übereifrige Jungspund ihr nicht vor die Füße springen konnte.
Sie hatte es bis zur Hälfte durch die Kiste durch geschafft und versuchte momentan eines ihrer Bilder an der Wand neben ihrem Regal zu befestigen, als der schrille Ton der Türklingel ertönte.
Jean seufzte sanft.
Es war erst kurz vor 9 und sie konnte sich nicht erinnern, jemanden zu erwarten. Es schrillte erneut an der Tür, laut und aufdringlich.
"Komme ja schon!"
Sie trabte zur Wohnungstür hinüber, schaffte es dabei fast über übergebliebenes Verpackungsmaterial zu stolpern und beeilte sich die Tür aufzuschließen.
Eine Sekunde später wünschte sie sich sie hätte es nicht getan.
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Katzenjammer
RomanceJean E. Harrison ist gerade erst in ihre neue Wohnung gezogen und schon schafft es ihr Kater Benjamin sie in große Schwierigkeiten zu bringen. Nicht nur muss er dafür sorgen, dass ihre direkte Nachbarin sie gleich vom ersten Tag an hasst, sondern er...