Kapitel 11

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Linn hatte das Café fast jeden Tag im vergangenen Monat aufgesucht und schnell herausgefunden, dass obwohl die beiden Frauen oft zusammen Schichten hatten, sie Meredith normalerweise nach der Mittagszeit an Donnerstagen alleine antreffen würde.
Wo auch immer Jean in dieser Zeit hin verschwand war irrelevant für ihre Pläne, Hauptsache sie tauchte in den nächsten paar Minuten nicht ungeplant auf.

"Hey", kündigte sie sich an, als sie das Café betrat, eine kleine Glocke über der Eingangstüt Lauf schellend.

Meredith Blick hob sich abrupt von ihren Händen in denen sie einen der Take Away Cups des Cafés hielt.
Sie hielt einen Finger hoch um Linn zu bedeuten, dass sie sich ihr in Kürze zuwenden würde und schloss dann die Bestellung eines jungen Mannes ab, der ungeduldig mit dem Fuß tippend am Tresen stand.

"Zuckerfreier, Non-Fat Latte", rief Meredith aus, als sie das Getränk schlussendlich vor ihm abstellte.

Linn zog fragend die Augenbrauen hoch und als sich der junge Mann abwandte um mit seinem Kaffee das Café zu verlassen verdrehte Meredith kurzer Hand die Augen, wie um zu sagen: frag bloß nicht!

Linn kicherte und trat zur Seite um den letzten Gast aus dem Café heraus zu lassen, bevor sie sich Meredith zuwandte, das Café nun leer, bis auf eine Handvoll Gäste, die auf den vielfachen Stühlen des kleinen Geschäfts saßen und sich nicht die Bohne für die beiden Frauen im vorderen Teil des Gebäudes interessierten.

"Was führt Sie hier hin, Miss Chai Tea Latte", fragte Meredith grinsend. Linn lehnte sich, ebenfalls grinsend, gegen die Theke.

"Nun ja, zum einen? Uns ist der Kaffee ausgegangen und unser Assistent könnte vermutlich eher Neurochirurg, als Barista werden!"

Meredith kicherte amüsiert.

"Zum anderen? Ich hab meiner besten Freundin in den Arsch getreten, dass mein Fuß fast stecken geblieben ist und sie hat sich schlussendlich bei ihrer sehr niedlichen Nachbarin entschuldigt und mit ihr Kaffee getrunken. Das Problem daran ist? Jetzt kann sie patu nicht mehr aufhören über besagte Nachbarin zu reden und wenn ich sie auf diesen Umstand aufmerksam mache betritt sie einen Zustand heftigster Verleugnung!"

"Das klingt sehr ernst", musterte Meredith die es schwer hatte sich das Lachen zu verkneifen.

"Schrecklich! Und natürlich ist es jetzt meine Aufgabe, als ihre beste Freundin, dafür zu sorgen, dass sie ihren Kopf aus ihrem Arsch zieht!"

Meredith nickte zustimmend.
"Ich kenn das, die Pflichten einer besten Freundin hören nie auf! Sie häufen sich an und überhäufen dich und du musst da durch!"
Sie zuckte hilflos mit den Schultern.

"Exakt! Und da es in dieser Geschichte meiner Meinung nach nur zwei Leute gibt die noch genügend Hirnmasse für schlaue Entscheidungen übrig haben, dachte ich mir, ich mache mich auf und spreche mit der zweiten im Bunde!"

Ein Kunde kam herein und lenkte Meredith für einen Augenblick von ihrem Gespräch ab. Der ältere Herr orderte und verließ kurze Zeit später mit seiner Bestellung den Laden. Meredith kam zu der Ecke der Theke zurück auf der Linn immer noch lehnte.

"Ich denke, die Idee war gut!
Es ist nämlich so, dass ich eine beste Freundin mit einem ganz ähnlichen Problem habe", erklärte sie und Linn grinste.

"Was für ein Zufall! Aber jetzt mal ehrlich, Alicia hat keine Ahnung, dass sie ein wenig in Jean verschossen ist und sie wird es vermutlich auch nicht alsbald begreifen. Ich weiß nicht wie Jean bei solchen Sachen drauf ist, aber nach ihrer letzten Katastrophe von einer Beziehung würde Alicia vermutlich eher in Betracht ziehen, dass der Wandschrank an ihr interessiert ist, als eine nette Frau ihren alters."

Meredith nickte nachdenklich.
"Ich denke, das gleiche Problem wird Jean auch haben. Wir müssen den beiden einfach weiterhin gut zureden und hoffen, dass die beiden ihren Mist in den Griff kriegen. Und vielleicht müssen wir ihnen bei der ein oder anderen Angelegenheit unter die Arme greifen!"

"Sehr wahr! Gut, dass wir einer Meinung sind, das erleichtert die ganze Sache! Nun, ich brauche meine übliche Order und dann versuche ich Licia mal ein wenig zu bequatschen!"

Meredith grinste.

"Alles klar Chef!", rief sie und machte sich dann an die Arbeit.

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Jean saß leise vor sich hin murmelnd auf ihrer Couch, Ben in seinem üblichen Spott auf dem alten Sessel neben dem Bücherregal, als es an ihrer Tür klopfte.

Merkwürdig, dachte sie. Postboten und Lieferanten würden ihre Türklingel im unteren Eingangsbereich nutzen, um ins Treppenhaus gelassen zu werden. Also musste es einer der Nachbarn sein. Sie hatte ihrer Nachbarin mit den drei Kindern bereits all ihren Papiermüll überlassen, aber vielleicht war sie zurückgekommen, in der Hoffnung, dass Jean ein wenig mehr aufgetrieben hatte.

Sie erhob sich mit einem sachten seufzen von dem Comfort ihrer Couch und schlenderte gemächlich zur Tür.
Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie den goldenen Türgriff hinunter drückte und sah wer sich auf der anderen Seite der hölzernen Barriere befand.

"Alicia!", wisperte sie grinsend und erhielt im Gegenzug ein sanftes Lächeln.

"Hallo Jean. Ich hatte heute einen langen Tag und wenig Freizeit und dachte, dass du vielleicht Zeit hättest einen spätnachmittaglichen Kaffee zu trinken."
Jean fragte sich, ob sie sich die leichte rötliche Färbung auf den Wangen der Blondine nur einbildete oder ob Alicia sich vielleicht beeilt hatte zu ihrer Tür zu kommen.

Ihre Lächeln verbreitete sich.
"Sehr gerne sogar! Heute ist mein freier Tag und ich muss gestehen, dass ich heute noch nicht viel mehr getan habe, als rumzusitzen und zu lesen!"

Sie ließ Alicia an sich vorbei und in ihre Wohnung treten und schloss die Tür hinter der jungen Frau.

Im Gegensatz zum ersten Mal als Alicia in ihr Heim gekommen war, um mit ihr Kaffee zu trinken, trat sie dieses Mal nicht schlichtweg auf das Sofa zu, um sich darauf niederzulassen, sondern machte sich auf dem direkten Weg auf in die Küche.
Während Jean ihre Kaffeemaschine anschaltete, öffnete Alicia kurzerhand den Schrank aus dem Jean das letzte mal die Tassen für ihren Kaffee genommen hatte. Sie überließ Jean das tatsächliche Kaffee kochen und beschäftigte sich damit die Milch und den Zucker ins Wohnzimmer zu transportieren.

"Danke für die Hilfe."
Jean ließ sich neben Alicia auf ihr Sofa fallen.

"Ich hasse es untätig herum zu sitzen", gestand diese grinsend. Dann vertieften sich die beiden in ein Gespräch über den Auftrag den Alicia erhalten hatte.

KatzenjammerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt