Katzenjammer

Kapitel 14

"Ich hab recht Licia und du weißt es!", trällerte Linn fröhlich. Sie lief guten Mutes hinter ihrer Kollegin her durch die Räumlichkeiten der beiden und grinste.

"Hast du nicht", grunzte Alicia unzufrieden. Sie beschleunigte ihre Schritte auf dem Weg zu ihrem Büro, in der Hoffnung ihre Freundin abzuhängen, doch für Linn gab es kein Halten.

"Klingt für mich aber ganz so!", entgegnete sie selbstzufrieden und erntete ein Knurren von der anderen Blondine.

Die beiden traten durch die Tür zu Alicia's Büro. Diese fuhr auf der Höhe ihres Schreibtisches herum und funkelte Linn böse an.

"Oh komm schon Licia! Ich kenn dich seit ner halben Ewigkeit! Der Blick zieht bei mir nicht, hat er noch nie und wird er auch nicht. So guckst du immer, wenn du dich bedroht fühlst. Das bestärkt mich nur in meiner Annahme."

Wenn dem überhaupt möglich war verfinsterte sich Alicia's Gesichtsausdruck weiter.

"Ich. Bin nicht. An Jean. Interessiert", knurrte sie leise.

"Naja du hast sie für mehrere Tage gemieden, weil du dachtest, sie sei in einer Beziehung mit irgendeinem Kerl den du einmal bei ihr gesehen hast!
Du warst zickig und eingeschnappt deswegen, was für mich ziemlich nach Eifersucht klingt und du redest kaum noch über irgendwas anderes, seit ihr euch vertragen habt!"

Linn sah zu wie die Emotionen nur so über  Alicia's Gesicht flogen. Sie war offensichtlich im Konflikt mit sich selbst und Linn wünschte nichts mehr, als ihr dabei helfen zu können, doch das war etwas, dass Alicia alleine auf die Reihe kriegen musste.

"Selbst wenn! Ich kenne sie kaum und niemand sagt, dass sie auch Interesse an mir haben würde!"

Linn seufzte resigniert.
"Warum fragst du sie nicht einfach?"

"Klar, weil ich mich dabei nicht komplett blamieren würde!", schnaubte Alicia und ließ sich dann resigniert auf ihren Schreibtischstuhl fallen.

"Selbst wenn sie nein sagen würde, was ich bezweifle, ich bin sicher sie würde es als Kompliment auffassen!"

Alicia warf ihr einen letzten düsteren Blick zu, bevor sie den Kopf schüttelte und sich auf ihren Computer fokussierte.

Sie wusste, dass es Zeit war die Konversation für den Moment dabei zu belassen also wandte Linn sich ab, um mit ihrem Assistenten über eine Order von Platzhaltern zu unterhalten.

***************

Meredith grinste.
"Für mich hört sich das ganz so an als mussten wir ihren Spitznamen in Miss 'Grün äugiges Monster' ändern!"

Jean schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ich glaube sie war einfach nur unglücklich, weil sie dachte ich hätte ihr verschwiegen, dass ich mich jemandem treffe. Sie dachte ich hielte sie für schwach und das hat ihr nicht gepasst."

"Oder ihr hat nicht gepasst, dass sie dachte du seist vergeben!"

Jean kicherte.
"Du weißt von wem wir reden oder? Ich glaube wenn Alicia etwas will hat sie kein Problem damit das deutlich zu machen!"

Meredith zuckte die Schultern.
"Jeder Mensch ist da anders und nur weil sie normaler weise sehr gerade heraus ist, heißt das nicht, dass sie das auch ist wenn es um ihr Liebesleben geht!"

Die beiden Freundinnen saßen in einem Café um die Ecke von Jean's Apartmentgebäude und genossen einen freien Nachmittag.
Jean nahm einen großen Schluck ihres Lattes und kräuselte die Nase.
Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Alicia Interesse an ihr haben würde. Sie, Barista und Möchtegern Autorin. Alicia hatte ihr ganz eigenes Geschäft und dieses auch noch aus dem nichts ausgebaut.
Jemand wie Alicia würde nach jemandem von ihren eigenen Kaliber suchen.

Gerade in diesem Moment machte sich ihr Handy mit einem sachten Vibrieren bemerkbar. Sie sah zu Meredith hinüber die mit ihren Augen am eigenen Bildschirm festklebte und tadelte sich selbst dafür, darüber nachzudenken, ob an ihr Handy zu gehen unhöflich wäre. Meredith und ihr Handy waren untrennbar und Jean erlebte selten einen Tag indem ein Gespräch mit Meredith ohne das Handy ihrer Freundin stattfand.

Sie grinste, als sie ihres aus ihrer Hosentasche zog. Das Grinsen wurde nur noch breiter, als sie sah wer versucht hatte sie zu kontaktieren.

Alicia:
Hello Jean. Hope coffee mit Meredith is fun. This job is shit, tell me why I decided to do this again?
Anyway, I was wondering if you'd be interested to come over for a drink later? I could do with some liquor and some ranting.

"Wer hat dir geschrieben? Du siehst aus, als hätte gerade jemand die Sonne für dich angeknipst!"

Jean entschied sich den letzten Kommentar zu ignorieren.

"Alicia wollte wissen, ob ich heute Abend vorbei kommen will."
Sie missachtete Meredith aufgeregtes Quietschen und tippte eifrig auf ihr Handy ein.

Jean:

Hey Licia (ist es zu früh für Spitznamen?). Kaffee mit Mer ist wie es ist mit Mer immer ist, nervig, anstrengend...vllt solltest du mich daran erinnern, warum ich mit ihr befreundet bin?
Du hingegen kannst dich selbst erinnern, warum du deinen Job machst. Und zwar weil du und Linn die besten dafür sind!
Heute Abend klingt super!

"Erde an Jean! Wirst du Zusagen?!"

Sie sah von ihrem Handy auf, genau im richtigen Moment, um Meredith vor Aufregung in ihrem Stuhl auf und ab hüpfen zu sehen und schüttelte missbilligend den Kopf.

"Hab ich gerade. Aber ehrlich Mer du musst dich mal ein bisschen abregen.
Ich bezweifle, dass Alicia was von mir will, aber ich verspreche dir, sollte sich das Gegenteil bewahrheiten, dann wirst du die erste sein, die davon erfährt!"
Ihr Handy vibrierte erneut.

"Na gut Jeany-Beany, aber wehe du hältst dich nicht daran und erzählst es irgendwem, selbst meinem Schwachmaten von Bruderprimaten, zuerst!", Meredith fuchtelte drohend mit ihrer Hand.

"Versprochen Mer!"
Ihre Freundin fokussierte sich wieder auf ihr Handy und Jean war beeilt, die Messenger App auf ihrem Handy erneut zu öffnen.

Alicia:
Nein es ist nicht zu früh, aber auch nicht fair! Ich kenne deine Freunde nicht gut genug, um irgendwelche Spitznamen zu kennen!
Du weißt mein erster Eindruck von Meredith war nicht der beste und ich befürchte sie wird mir vermutlich drohen, wenn ich sie treffe, weil ich so unfreundlich war. Vllt magst du sie, weil sie dir deinen Kater geschenkt hat? Guter Grund meiner Meinung nach.
Wir sehen uns um 8!

Jean grinste in sich hinein.
Sie war gespannt, wie ein Abend mit alkoholischen Getränken und einer frustrierten Alicia wohl enden würde.