Kapitel 6

411 26 0
                                    

"Meine Hoffnungen mich mit meinen Nachbarn anzufreunden waren alle vergebens Mer!", verkündete Jean, als sie am nächsten Tag das Café betrat.

Meredith stand bereits hinter der Theke und war dabei sich ihre Schürze umzubinden.

"Immer noch so schlimm?", fragte sie, während Jean sich auf den Weg in den Service Room machte.

"Sie kam gestern morgen vorbei. Und glaub mir, es war kein Freundschaftsbesuch!"

"Worüber hat sich die 'Gräfin der Ruhe und des Friedens' dieses mal ausgelassen?", fragte Meredith mit breitem Grinsen, das Jean dazu brachte ihre Augen zu verdrehen.

"Naja zuerst hat sie mir einen weiteren Vortrag über meine Lärmlautstärke gehalten und nun ja, ich hab versucht Frieden mit ihr zu schließen und sie zu einem Kaffee einzuladen, aber sie war...wenig begeistert."

Nun war Meredith damit dran die Augen zu verdrehen.

"Wirklich?! Du solltest die ganze Sache mit ihr aufgeben Jeanie! Sie ist es wirklich nicht wert. Du hast dir die größte Mühe gegeben eine gute Nachbarin zu sein und dich für das zu entschuldigen, was die Gute so stört und sie ist einfach nur unhöflich zu dir!"

Jean seufzte.

"Ich weiß Mer, aber ich hab wirklich kein gutes Gefühl dabei die Situation einfach dabei zu lassen. Und zu ihrer Verteidigung, es ist wirklich so einiges schief gelaufen, seit ich eingezogen bin. Vor allem was Benjamin angeht." Jean seufzte. "Ich hab so langsam das Gefühl, dass sie nicht der größte Katzenfan ist."

"Das ist noch lange kein Grund so dreist zu sein Jean! Gerade jemand der so nett ist wie du, verdient eine zweite Chance!" Meredith stieß ein empörtes Schnauben aus.

"Nun ja, mal von den Standpauken die sie mir so ziemlich jedes mal hält wenn wir uns sehen abgesehen, haben wir noch nicht wirklich miteinander geredet. Sie kann also nicht wirklich wissen, ob ich eigentlich eine sehr nette Person bin oder ob ich einfach nur eine unverschämte, lärmende neue Nachbarin bin."

Jean begann damit die Thekenoberfläche abzuwischen und alle weiteren, nötigen Vorbereitungen für den tag zu treffen, während Meredith die Tür des Cafés weit öffnete und fixierte.

"Gerade dann sollte sie sich der Chance öffnen, dich kennenzulernen! Sie wird sich sowieso mit deiner Anwesenheit abfinden müssen, da kann sie auch versuchen sich mit dir anzufreunden!"

Jean seufzte. Wenn alles immer so einfach wäre, wie es sein könnte, dann wäre das Leben wohl kaum das Leben.

"Das darfst du ihr gerne erklären, auf mich ist sie sauer genug. Wobei, nein halt dich da lieber raus, du machst es nur noch schlimmer!"

Meredith lachte schelmisch als sie nach draußen trat, um die Tische der Café Terrasse abzuwischen.

Jean wand sich wieder vollends ihrer Arbeit zu, machte sich daran die Kaffeemaschine ans Laufen zu bekommen und Tassen bereitzustellen. Es war ein ruhiger morgen für die beiden, das Café noch in Stille gehüllt, obwohl die meisten Leute bereits zu ihren morgen Kaffees aufgebrochen waren.

Sie war in ihre Aufgabe vertieft, als Meredith mit einem Affenzahn zurück ins Innere des Cafés schoss.

"Jeanie-Beanie halt dich fest. Anschnallgurte, Airbag und alles andere!", schnaufte sie, als sie vor der Theke zum Stehen kam.

"Was gibt's Mer? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", stellte Jean fest. Abgesehen von den sich schnell pink färbenden Wangen war Meredith Gesicht weiß, die blauen Augen weit aufgerissen.

"Unsere neue Stammkundin ist auf dem Weg hier her und sie hat neue Kundschaft mit dabei, deren Bekanntschaft du bedauerlicherweise schon gemacht hast!"

Jean runzelte die Stirn.
"Wovon redest du Meredith?"

Ihre Freundin schüttelte resigniert den Kopf.
"Dazu kann ich nur sagen: wenn man vom Teufel spricht. Wobei ich den vermutlich lieber hier hätte, als die Eiskönigin!"

Wie aufs Stichwort schallten zwei Stimmen durch die offnen Türen zu ihnen herein. Eine davon mehr als bekannt für Jean.
Sie zog scharf die Luft ein, als Alicia über die Schwelle trat, dicht gefolgt von einer ihrer Stammkunden.

Alicia's Blick war auf ihr Handy fokussiert.
"Ich sag dir Linn, nicht mal der Neuling im Büro ist so eine Nervensäge! Zumindest lässt er meine Pflanzen leben!", zeterte sie, ohne aufzusehen, während ihre Freundin zur Kasse überschritt.

"Venti Chai Latte für Linn", sagte sie lächelnd zu Jean, bevor sie sich zu Alicia umwandte.
"Komm ins hier und jetzt Lica!
Das ist mein neuer Lieblingsladen! Die Drinks sind gut und die Bedienungen sind hardcore eyecandy!"

Alicia schnaubte, wandte aber wiederwillig den Blick von ihrem Handy Display ab, nur um mit ihrem Blick an Jean hängen zu bleiben.

"Sie schon wieder!", schnaubte sie, sehr zu Jean's Missfallen.

"Ihr kennt einander?", fragte Linn mit verblüfften Blick.

"Das ist die Person die mein Leben zur Hölle macht!"

Linn's ungläubiger Blick wanderte von der Barista ihres neuen Lieblingscafés zu ihrer Freundin und zurück. Sie schüttelte den Kopf.

"Die Barista ist deine Nachbarin? Meine Güte wie klein ist die Welt?"
Sie schnaubte.

"So gut der Kaffee vielleicht auch sein mag Linn, ich verlasse diesen Laden jetzt! Schlimm genug, dass ich diese Person in meiner Freizeit ertragen muss, ich will nicht auch noch meinen Arbeitstag damit starten ihr zu ihrem Gehalt zu verhelfen! Wenn du aufhörst hier Kaffee zu kaufen kann sie sich hoffentlich bald nicht mehr die Miete zu ihrer Wohnung leisten!"

Vor Wut kochend verließ Alicia das Geschäft, eine betrübt aussehende Jean zurücklassend.

"Man was für ein Miststück", zeterte Meredith. Sie verließ ihren Posten an der Tür zum Personal Raum, um ihre Hand beruhigend auf Jean's Rücken zu legen.

"Oh man. Was ist denn da bloß zwischen euch beiden vorgefallen? So pissig hab ich Alicia nicht mehr gesehen, seid unser Büro Neuling ihren Laptop geschrotet hat..."
Linn musterte Jean neugierig.

"Ich bin sicher, dass du von den Zwischenfällen schon gehört hast...", murmelte Jean zerknirscht.

"Die Zwischenfälle die vermutlich alle Unfälle gewesen sind?", fragte Linn, Kopf leicht zur Seite gelegt als sie Jean aufmerksam musterte.

"Ja", gestand diese mit weiterhin hängenden Schultern.

"Mach dir nichts draus Jeanie-Beanie. Manche Menschen können einen einfach nicht leiden und nach der Aktion gehe ich davon aus, dass sie Chemie zwischen euch einfach nicht stimmt. Such dir einen von den anderen Nachbarn mit denen du dich anfreunden kannst", schlug Meredith vor, bevor sie sich daran machte Linn's Chai Latte vorzubereiten.

Jean seufzte und machte sich dann daran zu kassieren, während Linn die beiden ungläubig musterte.

"Ich glaub ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit Licia reden", murmelte sie, als sie zahlte und schließlich, Getränk in der Hand, das Café verließ um mit ihrer Kollegin zu diskutieren.

KatzenjammerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt