Kapitel 12

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"Hey Jeany!"

Jean hob ihren Blick ohne zu zögern von den Tresen, den sie gerade am reinigen war und erspähte eine bekannte Gestalt im Eingangsbereich des Cafés.

"Garett! Lang lang ist's her! Was verschafft mir die außerordentliche Freude?" Sie grinste ihm entgegen.

"Ich dachte ich komme vorbei und sage Hey! Und da ich mir der Gefahr bestens bewusst bin, die hier auf mich lauert wenn ich zu Mer's Arbeitszeiten hier auftauche! Ich weiß gar nicht was sie dagegen hat, wenn ich vorbei komme!"
Garett sah sie entrüstet an.

"Vielleicht liegt es and er Tatsache, dass du sie normaler weise aufziehst wo ihr auch hingeht. Oder daran, dass du jedem der ein unfreundliches Wort zu ihr zu sagen hat, eins aufs Maul hauen würdest. Oder es liegt an dem einen Mal, als du den Leuten in der Warteschlange Baby Bilder von ihr gezeigt hast", bot Jean an und ein breites Grinsen erstreckte sich auf dem Bild ihres Freundes.

"Na wozu sind große Brüder denn da?", fragte er schelmisch. Jean versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf den Oberarm.

"Kann ich dir nicht sagen, ich hab keine. Aber wenn ich Meredith Glauben schenken darf, hat die Wissenschaft den Nutzen von großen Brüdern noch nicht ermitteln können", entgegnete sie und Garett griff sich rasch an die Brust, Hand über sein Herz verkrampft.

"Ah dieser Schmerz der Missachtung!"

Die beiden lachten ausgelassen.

"Wie wäre es wenn ich heute Nachmittag vorbei komme und wir ein bisschen quatschen? Ich hab seid dem letzten Tag deines Umzugs nichts mehr von dir gehört und wüsste zu gerne wie du dich eingewöhnst und wie es mit Blondie läuft!"

Er warf ihr einen dreckigen Blick und Jean rollte leicht die Augen. Kurze Zeit später grinste sie.

"Na gut. Ich hab gegen fünf Schluss, komm zu gegen sechs vorbei und bring was zu Essen mit, dann lass ich dich eventuell rein."

Garett musterte sie kurz ernsthaft und brach dann in herzliches Gelächter aus.

"Du spielst ein hartes Spiel Jeany! Aber ich werd meine Chance nutzen."

Er schenkte ihr ein letztes grinsen bevor er das Café verließ um Jean ihren Kunden zu überlassen.

***************

Alicia war auf dem Heimweg. Ihr Tag war lang und anstrengend gewesen und sie war am überlegen, ob sie lieber an Jean's Haustür klopfen und sich bei der jungen Frau auskotzen oder tot ins Bett fallen wollte.

Jean's offnes Ohr für sie hatte sie durch die letzten Tage gebracht und als sie auf dem zur ihrer Wohnung an der der Brünetten vorbei kam fiel ihr die Entscheidung nicht schwer.

Sie verschwand für einen Augenblick in ihren eigenen vier Wänden, um ihre Sachen wegzupacken und den Tag von ihren müden Gliedern zu waschen und kehrte dann in Jogginghose und übergroßem Pulli in ihren Hausflur zurück.

Als sie jedoch ihre Haustür öffnete, um hinaus zu treten, fand sie bereits jemand anders vor der Türe ihrer Nachbarin.
Sie lehnte sich in den Türrahmen, so dass sie von Jean's Tür heraus nicht zu sehen war.

Dort stand, neben Jean, ein hochgewachsener, junger Mann.
Sie erkannte die dunkeln Locken die ihm quer ins Gesicht hingen von dem Tag an dem Jean in ihre Wohnung eingezogen war. Er hatte ihr beim Tragen ihrer Möbel geholfen. Und nun stand er mit breitem Grinsen und zwei großen Pizzakartons vor ihrer Haustür.

Alicia runzelte irritier die Stirn.

"Hey Jeany!"

Jeany?!

"Dein Dinner für zwei, wie ich es versprochen habe!"

Dinner für zwei? Sie hatte Jean noch am Tag zuvor gesehen und die Brünette hatte nichts von einer derartigen Verabredung erwähnt.
Sicherlich hätte sie Alicia davon erzählt. Aber wenn sie es recht bedachte, sie und Jean kannten einander zu gut wie kaum und abgesehen von vergangenen Beziehungen in der Vergangenheit hatten die beiden recht wenig über ihr Privatleben gesprochen.
Sie wusste nicht einmal genau, ob Jean wirklich lesbisch war. Sie hatte es einfach angenommen, doch jetzt da sie Mr. Groß, Stark und Gutaussehend gesehen hatte, war diese Annahme wohl hinfällig.

"Guter Mann! Komm rein Garett!", hörte sie Jean rufen und die beiden verschwanden in ihrer Wohnung.

Alicia seufzte. So hatte sie sich ihren Abend nicht vorgestellt.
Sie mochte ihr Abende mit Jean. Wobei ihr bewusst war, dass sie seit weniger als einer Woche echte Konversationen mit einander führten konnte nicht umhin unzufrieden zu sein, dass Jean ihren Abend nun mit jemand anderem verbrachte.

Sie könnte auch nicht umhin, ein wenig eifersüchtig auf die Tatsache zu sein, dass Jean es offensichtlich geschafft hatte, über ihre letzte Beziehung hinweg zu kommen und jemand neuen zu finden.

Resigniert trat sie zurück in ihre eigenen vier Wände und zog die Tür sanft hinter sich zu.

Sie könnte Gelächter von der anderen Seite ihrer Wohnzimmerwand hören und spürte einen sachten Stich in ihrer Brustregion, als sie realisierte, dass Jean's Abend wunderbar zu verlaufen schien.

Ein weitere langes Seufzern verließ ihre Lippen. Sie nahm auf ihrem Sofa Platz und griff nach dem Buch, das sie vor einigen Wochen angefangen, aber bisher noch nicht zu Ende gelesen hatte.

Leises Kichern und Raunen war zu vernehmen. Alicia's Finger schlossen sich fester um die Seiten ihres Buches.

Sie überflog die Seite die sie zuletzt gelesen hatte, bis sie die Stelle wiederfand an der sie aufgehört hatte.

Es dauerte nicht lange bis sie merkte, dass ihr Versuch sich in die Geschichte zu vertiefen sinnlos war. Sie las zum fünften Mal die gleiche Seiten, das angespannte Gefühl in ihrer Magengegend ignorierend und versuchte das Buch nicht zu zerreißen.
Das Lachen und Kichern war verstummt, aber die Stille erschien ihr fast noch schlimmer.
Wer konnte nun noch genau sagen, was in der Wohnung nebenan vor sich ging. Sie hatte die Tür noch nicht erneut zufallen hören, also war Jean's männlicher Besuch noch da.

Leise knurrend klatschte sie das offene Buch neben sich aufs Sofa. Dann stapfte sie schlecht gelaunt aus dem Wohnzimmer, um sich früh zu Bett zu begeben. So wie Jean vermutlich auch...

"So viel zu deiner verrückten Vorstellung Jean hätte Interesse an mir Linn...", murrte sie, als sie kurze Zeit später ihre Bettdecke hob, um es sich darunter gemütlich zu machen.

Sie war bereits lange eingeschlafen, als die Wohnungstür des Apartments neben ihrem geöffnet wurde und Garett die Treppe hinunter jettete, um sich auf den Heimweg zu machen und Jean ihren Kopf um die Ecke streckte, um einen sehnsüchtigen Blick auf Alicia's geschlossene Haustür zu werfen.

KatzenjammerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt