Katzenjammer

Kapitel 9

"Nochmal, es tut mir sehr leid, dass Ben so viele Umstände bereitet hat."

Ein Lächeln schlich sich auf Alicia's Lippen.

"Ich hätte auch besser damit umgehen können. Ich hatte jahrelang Katzen und sollte es besser wissen, als zu zetern wenn ein junger Kater seine Teenager Launen hat", gestand sie.

Die Augen der anderen Frau waren weit aufgerissen.
"Sie hatten auch mal Katzen?"

Alicia zog fragend eine Augenbraue hoch.

"Ob ich meine...Sie sehen mit nur nicht gerade nach einer Katzenliebhaberin aus", entgegnete Jean und Alicia könnte das Zucken in ihren Mundwinkeln nicht unterdrücken.

"Ich war mal eine. Meine Ex hat unseren Kater nach unserer Trennung mitgenommen, ich vermisse ihn immer noch. Und hör mir mit dem Sie auf, wenn wir schon über meine schmerzliche Vergangenheit reden will ich mich nicht fühlen, als wäre ich noch älter als ich ohnehin schon bin!"

Jean verschluckte sich an ihrem Kaffee.
Meine Ex. Wie in meine Exfreundin. Wie in ihre Nachbarin war mal mit einer Frau zusammen gewesen.
Oh Gott, lass dir das jetzt nicht zu Kopf steigen Jean.

"Das ist wirklich beschissen! Ich würde Zustände kriegen, wenn jemand versuchen würde mir Ben wegzunehmen!"

Alicia nickte zustimmend. Es hatte mehr als einen Grund gegeben, dass sie die letzten paar Monate zu einer sehr unangenehmen Person mutiert war.

"Ich hatte überlegt mir eine neue Katze zu holen, hab mich aber nie bereit gefühlt. Ich dachte ich würde den Anblick mit meiner Vergangenheit verbinden, ich bin seit dem nicht mehr wirklich gut mit Katzen gewesen", gestand Alicia mit leiser Stimme und Jean grinste.

"Nun ja das scheint sich nun geändert zu haben", sie deutete auf Benjamin der es sich auf Alicia's Schoß gemütlich gemacht hatte und gemächlich seine Klauen in ihr Bein grub.

Alicia kicherte und warf Jean dann einen Blick zu, als seie sie selbst von dem Geräusch überrascht worden.

"Ich hab Ben von meiner besten Freundin bekommen."

Jean nahm einen großen Schluck Kaffee, sehr darauf konzentriert sich nicht an der heißen Flüssigkeit zu verbrennen. Ihre Nachbarin hatte it den Kopf zugewandt, eine Stimme Aufforderung für Jean ihren Kommentar weiter auszuführen.

"Ich hab...nun ja auch eine recht unangenehm Trennung hinter mir. Ist schon circa zwei Jahre her, aber es hatte mich ganz schön mitgenommen.
Ich hab mich zurück gezogen und mein Verleger hat meine Deadlines um Wochen verschieben müssen, weil mein Kopf wie leer gefegt war."

Alicia's Augenbrauen trafen beinahe ihren Haaransatz, so hoch zog sie sie.

"Ich bin freiberufliche Autorin. Noch nichts verlegt worden oder so, aber mein Verleger ist zuversichtlich, solange ich es schaffe mein Buch vor Ende des Jahres fertig zu stellen.
Naja ist ja auch egal, Meredith, du hast sie vor kurzem kennengelernt, beim Umzug und auch im Café, sie kam eines Tages vorbei mit diesem Korb.
Hat gesagt sie ist es leid, dass ich meine Zeit alleine verbringe und wenn sie mich nicht aus dem Haus kriegt, um Leute zu treffen, dann müsse sie halt dafür sorgen, dass drinnen immer jemand da ist.
Sie hat Ben als den kleinsten aus einem Wurf Kätzchen ihrer Nachbarin adoptiert. Er hat ein Haarknäul auf meinen alten Teppich gespuckt und sich danach an mein Bein gekuschelt und seid dem kann ich mir mein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Auch wenn er zerstörerische Tendenzen hat."

Beide Frauen kicherten leise als Ben abrupt den Kopf von Alicia's Bein hob um Jean zu betrachten, als hätte er ihre Worte erstanden und wolle sie mit einem vorwurfsvollen Blick zurecht weisen.

Jean räusperte sich. "Also, die Horror Ex die die Katze geklaut hat? Wie genau geht die Story?"

Alicia seufzte.
"Tara und ich hab uns im Studium kennengelernt. Kunst Studentin die ein Fotomodel brauchte. Es hingen Zettel aus die mit ein wenig Geld warben und ich hab mich bei ihr gemeldet. Nach dem Abschluss sind wir zusammengezogen. Hat keine drei Monate gedauert bis ich sie mit jemand anderem gesehen habe. Sie hat sich auf Jobsuche mit ein paar alten Kommilitonen getroffen und es hat sich rausgestellt, dass eine die ganze Zeit über Hals über Kopf in Tara verliebt war. Also hat sie sich kurzerhand von mir verabschiedet und ihre Sachen gepackt, die Katze inklusive.
Mittens. Bescheuerter Name für eine Katze, aber Tara hat darauf bestanden, dass es niedlich klingt." Alicia schnaubte irritiert.

"Ich stimme vollkommen zu, auch wenn jemand mit einer Katze namens Benjamin Cumberbutton nicht groß was sagen darf."

Alicia kicherte.
"Wie ist es dazu überhaupt gekommen?", fragte sie, ein lachen unterdrückend.

"Es ist wirklich Meredith Schuld! Den Abend an dem sie Ben vorbei gebracht hat saßen wir zusammen auf meiner Couch und haben ein paar Flaschen Wein geleert. Ben saß zusammengerollt auf meinem Schoß, er hatte sich zwar schon mit mir angefreundet aber er hatte noch keinen Namen. Wir haben Sherlock geschaut. Und Meredith Vorschläge variierten von Watson und Moriarty zu allen möglichen Obszönitäten die ihr in den Sinn kamen. Irgendwann hat sie angemerkt Ben sähe Benedict Cumberbadge so ähnlich und ich bin vor Lachen fast vom Sofa gefallen. Sie hat den Namen abgeändert und irgendwie hat es merkwürdig gut zu ihm gepasst."

Es gab kein Halten mehr für die Blondine, Alicia brach in lautstarkes Gelächter aus und verlor beinahe die Balance. Ben war über die ungewohnte Störung seiner Ruhe nicht sonderlich glücklich.

"Zumindest hat der Name eine ungewöhnliche Hintergrund Story", meinte Alicia als sie sich einige Minuten später wieder einigermaßen einbekommen hatte.

"Das stimmt allerdings!" Jean kicherte.

Sie war froh, dass sich Alicia entschlossen hatte ihr Angebot die Ereignisse der letzten Tage mit einem Kaffee wieder gut zu machen angenommen hatte.
Sie wäre auch mit Mr Jefferson und Mrs Hilston und ihrer Brut glücklich geworden, doch sie konnte nicht umhin zu denken, dass sie in Alicia eine gute Freundin finden konnte.

"Ich bin froh, dass ich den schlechten Eindruck den du von mir bekommen hattest in einen positiven verwandeln konnte", gestand Jean grinsend. Sie verdiente sich damit ein Lächeln von Alicia, die mit zufriednem Gesichtsausdruck Ben am streicheln war.

"Ich auch, ich auch", gab sie leise zurück, bevor die beiden Frauen sich wieder in ihren Kaffee vertieften.