Human beings

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Du musst mal hier raus. Du bist nur noch am lernen. Die mündliche Prüfung ist doch ein Klacks im Gegensatz zur schriftlichen. Keine Widerrede, jetzt wird Mal wieder gefeiert!

Mit dieser Rede meines Mitbewohners Thommy fing das Schlamassel an. Doch ich greife voraus. Ich habe mich also von ihm überreden lassen Party zu machen. Natürlich war mein bester Freund Simon auch mit am Start. Wir warfen uns in Schale und machten uns auf zu unserem Lieblingsclub. Ein Drink hier ein Drink dort. Tanzen. Mehr Drinks.

Als ich am nächsten Morgen, besser gesagt Mittag aufwachte, wusste ich nicht mehr viel von dieser Nacht. Das einzige was ich wusste war, nach meinem dröhnenden Kopf zu Folge, dass ich megamäßig gebechert hatte. Dass ich in meinem eigenen Bett aufgewacht war, war ein Wunder. Ich stopfte mich mit Aspirin voll und lebte mein Leben weiter, was zur Zeit hieß, dass ich lernte.

Ein Monat später war meine mündliche Prüfung gelaufen und ich hatte meine Ausbildung in der Tasche. Die folgenden anderthalb Wochen hatte ich mir Urlaub genommen und spannte so richtig aus. Dann war mein Urlaub auch schon vorbei.

An dem Morgen, an dem ich wieder in die Arbeit gehen wollte, war mir plötzlich so schlecht, dass ich mich übergab und zum Arzt ging. Ich wollte mich eigentlich nur krank schreiben lassen und meine Magenverstimmung auskurieren, doch der Arzt und das Leben machten mir einen Strich durch die Rechnung.

Der Arzt machte einen routinemäßigen Ultraschall und tada, ich war schwanger. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen und durch den Wind, sodass mich mein Arzt für den Rest der Woche krank schrieb mit den Worten:

Lassen Sie sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen!

In diesen Tagen ging mir alles mögliche durch den Kopf. Wieso ich, warum jetzt? Behalten oder Abtreiben? Und wer zur Hölle war der Vater?

Weißt du wie ich nach Hause gekommen bin, damals nach dem Club?

Keine Ahnung. Ich bin erst am nächsten Morgen wieder gekommen, da hast du noch tief und fest geschlafen. Warum?

Das war wohl eine Sackgasse! Verzweifelt, was ich noch tun könnte, um die Identität des Vaters auszumachen, ging ich in den Club. Ich hoffte auf Überwachungskameras, die mich mit dem Unbekannten zeigten.

Vor ungefähr anderthalb Monaten, sagten Sie? So lange bewahren wir die Aufzeichnungen eigentlich nicht auf!

Sind sie sich absolut sicher? Bitte, es ist wirklich sehr wichtig!

Sie scheinen wirklich verdammt großes Glück zu haben! Das Video von dem besagten Abend existiert tatsächlich noch, muss wohl durch gerutscht sein beim Löschvorgang!

Ich sah mir das Video an, in dem ich alleine aus dem Club kam. Ich blieb eine Weile im Sichtfeld der Kamera stehen, bis die Sicht auf mich durch jemanden versperrt wurde. Es war mein bester Freund. Jetzt wo ich es sah, erinnerte ich mich auch wieder an das Gespräch.

Ach hier steckst du Lia.

Heeey Sssiiimooon!

Wie viel hast du getrunken?

Eeeiiin biiissssscheeen, waaaruuum?

Ich denke du hast genug!

Aaach kooommmm schooon, Sssiii! Miiir geeehtsss priiimaaa! Laaassss uuunssss noooch eeeiiin biiissssscheeen feeeiiieeern!

Nein! Wir gehen jetzt!

Ooooooch maaan!

Das war das einzige, woran ich mich erinnerte. Danach war alles ein schwarzes Loch. Auf dem Video war noch zu sehen, wie ich mich noch an meinen besten Freund klammerte und er mich kurzerhand im Brautstil hoch nahm. Das war alles. Etwas niedergeschlagen bedankte ich mich und zog von dannen.

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