Das Erbe - Teil 1/3

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Der Garten

Sie hatte einen Garten geerbt: 16,4 qm.

Sie zögerte erst, das Erbe anzutreten, denn sie war noch nie mit Gärten und deren Pflege wirklich warm geworden.

Nachdem der Notar ihr jedoch eine Bedenkzeit von fünf Tagen gegeben hatte, mit den Worten: "Schauen Sie ihn sich doch zuerst einmal an, bevor Sie eine Entscheidung treffen" und ihr den Schlüssel ausgehändigt hatte, wollte sie sich dann doch erst ein Bild vom Garten machen, bevor sie eine Entscheidung traf.

Das war sie ihrer Großtante schuldig, fand sie.

Deshalb willigte sie ein.

Wildnis

Schon am nächsten Morgen, befand sie sich auf dem Weg dorthin.

Sie fand den Garten nicht auf Anhieb.

Das lag vor allem daran, dass der Garten nicht länger ein Garten war, sondern eher einem Stück Wildnis glich.

Es war gut fünf Jahre her, dass die Großtante irgend etwas in diesem Garten getan hatte.

Man durfte nicht vergessen, dass die Großtante fast neunzig Jahre alt wurde.

Die Treppe war zugewuchert, ein Weg fast unersichtlich.

Dort, wo Beete hätten sein sollen, wuchs alles mögliche an Gewächs dieser Gegend, fast mannshoch.

Und überall lag altes, verrostetes, fast undefinierbares Zeug.

Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

Was für ein beklagenswerter Anblick.

Überlegungen

Sie konnte dieses Erbe nicht antreten.

Unmöglich.

Ihre Großtante würde von ihr erwarten, dass sie den Garten wieder auf Vordermann brächte.

Doch wie sollte sie das alles bewältigen?

Die Zeit hätte sie schon, jedoch nicht die entsprechenden Mittel.

Natürlich würde es schon Spaß machen, wenn man die Resultate der Arbeit deutlich sehen könnte.

Und das würde in diesem Garten auf jeden Fall so sein.

Sie war erleichtert, als sie sah, dass es einen Wasseranschluss und eine kleine Hütte im Garten gab.

Wenigsten etwas.

Die Entscheidung

Sie würde noch eine Nacht darüber schlafen, bevor sie eine Entscheidung treffen wollte.

Der nächste Morgen brach viel zu früh an.

Die Sonne kitzelte sie wach und sie fragte sich, ob das ein gutes Omen darstellen sollte.

Sie seufzte schwer.

„Es fiel mir wirklich nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen, aber ich habe mich dazu entschlossen, das Erbe anzutreten.

Es wird nicht leicht werden, doch ich weiß, dass meine Tante das so gewollt hätte," antwortete sie auf die Frage des Notars, die er ihr nun noch einmal stellte.

Die Überraschung

Daraufhin erwiderte dieser: „Ihre Tante war sich natürlich ihrer finanziellen Lage bewusst, als sie dieses Testament aufgesetzt hat.

Sie wollte, dass sie, wenn sie diesen Garten übernehmen, wissen sollten, dass sie Geld für dessen Erhaltung beiseite gelegt hat, das Ihnen nun, da sie sich entschieden haben das Erbe anzutreten, zugute kommen soll."

Diese Wendung kam für sie vollkommen überraschend.

Ihr fiel ein Stein vom Herzen, denn in ihren Finanzen sah es nicht gerade rosig aus, was auch eine große Rolle bei Ihrer Entscheidung gespielt hatte.


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