„Ich hatte gedacht, ihr liebt Kinder über alles! Aber dem scheint ja nicht so zu sein, wenn ihr einen unschuldigen Jungen kurzerhand wegen der Mutter verbannt! Ihr habt seine Mutter beschrieben, aber warum hängt ihr Kathárys die Schuld der Mutter an?" „Weil wir ihm und seiner Mutter nicht vertrauen." Antwortete Yilána sofort. Die Elfen nickten, doch konnte man ihren Gesichtern nach wie vor nicht die leiseste Emotion ablesen.
„Der Junge, Kathárys, könnte auf sehr vielen Wegen von seiner Mutter verdorben worden sein! Und wenn dem so ist, ist er eine Gefahr für die Drachen! Insbesondere, dass er unseren Dauthdaert besitzt."
„Ihr vergesst das Wort ‚könnte', Yilána! Ihr, die Elfen seid diejenigen, die es absolut missbilligen, wenn Kinder aufgrund ihrer Eltern ausgeschlossen werden! Und nun tut ihr selbst! Lasst dem Kleinen doch eine Möglichkeit zu zeigen wie er ist! Was, wenn er unschuldig ist? Wollt ihr ein unschuldiges Kind aufgrund seiner Mutter auf ewig in eine kalte und tote Eiswüste verbannen? Wollt ihr den Kleinen seine einzige Möglichkeit nehmen, mit anderen Lebewesen in Kontakt zu treten? Ich habe auch meine persönlichen Probleme, mit dem Kleinen beisammen zu sein, aber verurteile ich ihn nicht wegen meiner Schlechten Erinnerungen! Ich gebe ihm die Möglichkeit, sich uns anzupassen, anderes Leben zu sehen, die Natur in vollen Zügen genießen zu können und nicht auf ewig in einer Welt aus Schnee und Eis zu leben. Ihr sagt, der Hass seiner Mutter könnte auf ihn abgefärbt haben? Würden wir seinen Hass nicht schüren, wenn wir ihn nun hier zurücklassen? Jetzt ist er noch zu anderen Ansichten zu überreden, doch würde er es später immer noch sein?"
Die Elfen sahen sich an. Eragon konnte nun durch die Masken von ihnen hindurch ihre Beschämung ausmachen, was ihn mit einem Gefühl von Zufriedenheit füllte. „Nun gut. Wir werden ihn akzeptieren. Aber schon jetzt eine Warnung: sollten unsere Befürchtungen zutreffen, werden wir ihn nicht mehr bei uns dulden!"
Eragon konnte nicht anders als zu nicken. Auch er musste sich erst vergewissern, Kathárys vertrauen zu können, auch wenn er alles gab, um dies dem Jungen nicht zu zeigen, damit dieser sich heimisch fühlen konnte. „Eine bitte an euch: bitte zeigt euer Misstrauen dem Jungen nicht. Seid freundlich und offen."
Eragon fuhr fort: „Doch wollte ich mich auch noch anderweitig mit euch beraten, wobei es nach wie vor um Kathárys geht." Ausdruckslos antworteten die Elfen einstimmig: „Sprich, Schattentöter."
„Der Junge hat eine außergewöhnliche Begabung. Er selbst nennt es einen Fluch. Ich hatte ihm seiner Bitte nach einen kleinen, hölzernen Würfel gegeben. In dem Moment, in dem er ihn berührte gefror er zu Eis, die plötzliche Änderung der Temperatur hatte sogar ausgereicht, um den Würfel zu spalten. Der Junge hatte mich nach einer Möglichkeit gefragt, wie man diese Erscheinung unterdrücken kann."
Die Mienen der Elfen verfinsterten sich. „Das ist die Folge von dem Leben in der Eiswüste. Wir sollten vermeiden, seine Haut zu berühren, deine Schutzzauber würden dich innerhalb weniger Momente töten. Der Junge scheint niemanden hier schaden zu wollen, wenn er nach einer Möglichkeit fragt, eine effektive Barriere zwischen sich selbst und seiner Umwelt zu erschaffen. Am besten sind dafür Kleidungsstücke geeignet, wobei sie keine Kälte aufnehmen dürften, wie es bei der bisherigen Kleidung des Jungen offensichtlich der Fall ist. Ansonsten wäre schließlich unser Gesamtes Schiff bereits ein Eisklotz. Ich kann ihm Handschuhe geben, doch müssen wir zuvor noch die richtigen Zauber finden. Eine Abdeckung des Gesichts sollten wir jedoch lieber vermeiden, und stattdessen andere Barrierezauber um ihn legen, die verhindern, dass sein Gesicht etwas berührt." Die Elfen nickten.
Sie alle hatten die Eldunarí hören lassen, was sie besprachen. Sie hatten sich auch nicht in die Besprechung eingemischt. Doch nun sprach Umaroth: „Einen Stoff mittels Magie zu verändern ist keinesfalls einfach. Ein solches Unterfangen bedarf äußerster Konzentration, nur ein Fehler, und man kann von neuem beginnen, wobei es auch passieren kann, dass man den Fehler nicht bemerkt, das im harmlosesten Fall bedeuten würde, dass der Gegenstand seine Funktion schlicht weg nicht ausfüllt! Außerdem ist es extrem kraftaufwendig einen Gegenstand auf diese Art und Weise zu verändern!"
„Ihr habt recht, Ebrithil, das ist auch der Hauptgrund, weshalb ich euch zu dieser Diskussion hinzugebeten habe. Ihr habt den größten Wissensschatz in der Verwendung von Magie. Die nötige Kraft haben wir. Ich hoffe, ihr unterstützt uns mit eurem Wissen und eurer Konzentration." ‚Darum werde ich mich kümmern.'
Erleichtert nickte Eragon den Elfen zu. „Das war alles, was ich klären wollte. Yilána, du kannst Kathárys morgen auf die Handschuhe ansprechen." Die Elfe stimmte ihm mit einer kleinen Geste zu, und folgte den anderen aus der Tür.
Eragon erhob sich, doch berührte ihn das alte und mächtige Bewusstsein Umaroths erneut. ,Kümmere dich um den Jungen, Eragon. Morgen kommst du wieder zu deinem Unterricht.'
‚Ja, Ebrithil.' Langsam trat Eragon aus dem Raum, in dem die Eldunarí untergebracht waren. Er trat nun an das Deck der Talíta, doch musste er sich die Hand vor die Augen halten, damit sie sich an das Licht der hellen Abendsonne gewöhnen konnten. Er sah sich um.
Kathárys stand an der Reling und sah dem Weg vor ihm entgegen. Eragon sah noch kurz nach oben, wo er Saphira spürte. Er musste lächeln, als er sie elegant am dunklen werdenden Himmel fliegen sah. Ihre Schuppen glänzten in der Abendsonne wie kleine Sterne. Der wunderschöne Anblick seiner Drachendame und ihre Freude ließ ihn seine Umgebung vergessen.
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Eragon V; Krieg für den Frieden
FanficAuf der Suche nach einer neuen Heimat muss Eragon mit seinen Erinnerungen über seine zurückgelassene Heimat kämpfen. Schließlich findet er in einer Gegend, in der eigentlich niemand leben können dürfte, einen Jungen, der einsam lebt, seine Mutter ve...