XXVIII. Besuch

146 3 0
                                    

Er öffnete langsam die Augen. Draußen schien das rote Abendlicht der Dämmerung in den Raum und es war kein Geräusch zu hören. Einen kurzen Moment herrschte Frieden in seinem Kopf, ehe die Bilder von Angelas Gespräch und dem merkwürdigen Netz seinen Verstand füllten.

Er seufzte und schloss sie wieder, müde. Er hatte diese Grübeleien satt. Diese ganzen Fragen in seinem Kopf, die ihn durcheinanderbrachten, er wollte Antworten. Er brauchte Antworten. Aber zu Angela konnte er nicht, auch wenn er wusste, dass sie sehr viel wusste, würde sie ihn wohl eher noch als verrückt erklären, als dass sie ihm hätte helfen können.

Als das dröhnen in seinem Kopf zunahm, erinnerte er sich doch noch an eine Technik, die Eragon ihn vor Jahren gelehrt hatte.

Er beruhigte seinen schnellen Atem, stellte sich einen Ozean vor, dessen Wellen vom Sturm wütend und groß alles zerstören würden, was ihnen in den Weg kam.

Der Wind pfiff ihm um die Ohren, der da in mitten des Ozeanes Stand, und ließ seinen Kopf rumoren und schmerzen. Die Wellen zehrten an seinem Körper, versuchten sie in ihre tiefe zu ziehen. Mit all seiner Konzentration befahl er dem Wind schwächer zu wehen, dem Donnergrollen leiser zu werden, und den Blitzen zu verschwinden. Doch es passierte nichts, nein, es wurde schlimmer. Die grellen Blitze blendeten seine Augen, der Wind wurde zum Sturm, das Donnergrollen ließ ihn fast ertauben, die Wellen wüteten nur noch mehr.

Verzweiflung stieg in ihm auf. Entschlossen zog er sich einen Handschuh von der Hand, duckte sich, sah aus den Augenwinkel, dass eine der größten Wellen seines Geistes auf ihn zuraste. Kurz bevor die Welle ihn traf, streckte er seine bloße Hand dem Wasser entgegen, und sobald sie seine Haut berührte, breitete sich blitzschnell das Eis aus, der gesamte Ozean gefror, und die schwarzen Gewitterwolken fielen vereist vom Himmel.

In dem Moment, als die vielen Splitter auf die vereisten Wellen trafen, wurde ihm schwarz vor Augen...

Die gesamte Erde um sie herum bebte ein wenig, als Saphira auf dem Boden absetzte. Der Tag begann von der Nacht abgelöst zu werden, und Eragon wollte so schnell wie möglich ein wenig Ruhe nachholen, die er in den letzten Tagen nur sehr spärlich erhalten hatte. In Alagaësia ging es turbulent zu. Eine Gruppe von Elfen forderte, dass die Drachenreiter ihren genauen Standort preisgaben, und allen den Zutritt zu Laëgithrim zu gewähren.

Doch er konnte so etwas nicht zulassen. Der Orden war noch zu schwach, eigentlich noch gar kein Orden, da bisher noch kein Drachenreiter erwählt worden war. Und Laëgithrim war allen zugänglich, solange sie eine Voraussetzung erfüllten: Ein jeder, der in dieser Stadt zu wohnen erstrebt, muss einen Schwur der alten Sprache ablegen, der besagt, dass sie, sollten sie jemals eine Straftat planen oder begehen, so sollen sie aus Laëgithrim reisen, zurück nach Alagaësia. Sie würden von einem ihrer drei Schiffe, die für die Fahrt durch die Eiswüste gerüstet waren, zurückgebracht und anschließend in ihrem alten oder einem neuen Heim untergebracht werden.

Zeitgleich waren er und Saphira von den Eldunarí in der weiter zurückliegenden Geschichte des Ordens gelehrt worden.

Und nun stand er endlich am Abend des dritten ruhelosen Tages vor seinem Haus, und er hatte endlich die Möglichkeit, ein wenig Ruhe zu schöpfen und wieder zu Kräften zu kommen. Erleichtert seufzend öffnete er die Tür, während Saphira sich draußen zusammenrollte -sie war schon seit einigen Jahren zu groß, um noch in das Haus zu können- und dabei den Boden mehrere Male beben ließ.

Nahezu lautlos betrat Eragon sein Schlafzimmer, und ließ sich müde in sein Bett fallen. Noch bevor er das Laken berührte, war er in seinen Erinnerungen versunken.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 27, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Eragon V; Krieg für den FriedenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt