Als Kathárys die Augen öffnete, stand er auf Erdboden. Bäume umgaben ihn und er konnte durch das Dach des Waldes hindurch silberne Sterne erkennen. Aber er sah alles extrem Verschwommen. Aufgeregt sah er sich um. Überall konnte er das Leben erkennen! Er lief auf einen der Bäume zu und legte seine Hand auf die raue Haut des Baums.
Sofort schien er in ihn hineinzufallen und ihm nächsten Moment stand er wieder auf den Füßen. Als er sich umsehen wollte sah er jedoch kaum etwas. Die Welt des Baumes war sehr dunkel. Nur wenig regte sich. ‚Die Bäume denken gar nicht so wie wir es tun.' Stellte Kathárys verwundert fest. Alles ist hier so langsam...
Er fühlte sich beobachtet. Langsam sah er sich um. Dort unter einem Baum konnte er zwei gelbe Augen erkennen. Ein bedrohliches Knurren ertönte. Kathárys drehte sich schnell um rannte mit einem leisen Schrei weg. Hinter ihm konnte er ein lautes Jaulen vernehmen. Kathárys sprang.
Und landete wieder auf der Erde des Waldes der vor dem Schiff lag. Langsam beruhigte er sich wieder. Er wagte es wieder aufzusehen und konnte nur den friedlich schlafenden Wald sehen. Kathárys holte rief Luft. Den Geruch konnte er kaum ausmachen, dafür war er viel zu weit von seinem Körper entfernt.
Während er durch den Wald lief flatterten ihm manchmal kleine schwarze Tiere mit ledrigen Flügeln entgegen. Er bewunderte sie und diese ganze Natur. Als eines dieser Flugtiere besonders nah an ihm vorbeisauste berührte er es blitzschnell und tauchte in das Bewusstsein dieses Tieres ein.
Während er noch die Augen öffnete spürte er, dass der Wald dieses Tieres nicht so groß wie der vom Elf oder von dem Baum war. Wahrscheinlich war dieses Wesen noch jung, denn die Bäume und auch alle Pflanzen der Welt des Geistes bestanden aus den Erinnerungen des Lebewesens. Die Tiere verkörperten jedoch die Gedanken.
Es waren sehr viele Tiere unterwegs. Vögel, diese Lederschwingen, und auch viele am Boden lebenden Tiere sah er. Kathárys ging langsam auf ein rötlichbraunes kleines Tier mit weißen Punkten auf dem Rücken zu.
Es blickte zu ihm auf und er war extrem unsicher, ob das Tier das, was er machen wollte zulassen würde. Langsam streckte er seine leicht zitternde Hand aus, berührte vorsichtig die vielen Haare des Tieres.
Erleichtert atmete er aus und fing damit an, die Aufmerksamkeit des Tieres mit den ledrigen Flügeln, in dessen Bewusstsein er sich befand, zu erlangen, indem er anfing das vierbeinige Tier vor ihm zu streicheln. Während der Berührung konnte er den Gedanken, den er davor kaum wahrgenommen hatte, ganz klar vor sich sehen.
Augenblicklich kam das chaotische hin und her der vielen Gedanken des Tieres noch mehr in Aufruhr. Einen Augenblick später flatterte, rannte und kroch alles in den Kleinen Wald um ihn, und sie beobachteten ihn ängstlich.
Aber Kathárys wollte ihnen nichts tun. Langsam bückte er sich, griff nach einem kleinen Stein und begann die verschnörkelten Buchstaben der alten Sprache, die seine Mutter mit ihm gesprochen und geschrieben hatte, in die Luft zu zeichnen. Denn Mëana hatte ihm auch gesagt, dass jedes Tier wusste, was man ihm sagen wollte, wenn man mit ihnen in seiner Muttersprache sprach.
So verwendete er sie nun hier, und ähnlich wie bei dem nachdenklichen Elfen, der zu ihm gekommen war, blieben dort, wo der Stein gewesen war, weiße Lichtstrahlen zurück. ,Eka aí Fricai. Eka celöbra ono.'* noch während die Schrift sich verteilte, schien alle Angst und alle Spannung von dem Bewusstsein des Tieres abzufallen und neugierig erkundeten seine Gedanken nun ihn. Aber Kathárys sah lediglich seinen eigenen Körper mit einigen kleinen Veränderungen und mehr dürfte das Tier auch nicht sehen können.
Langsam löste er sich auf.
Als Kathárys wieder festen Boden unter seinen Füßen hatte, bemerkte er neben sich das gräulich braune Tier mit den ledernen Flügeln. Langsam erhob es sich, und flatterte mit den Flügeln, sodass es in die Lüfte stieg und flog ohne ihn zu sehen weg.
Kathárys hob seinen Blick, und konnte am Horizont schon eine hauchfeine rote Spur ausmachen.
Plötzlich spürte er ein mächtiges Bewusstsein, das sich langsam in alle Richtungen ausdehnte. Er konnte sich nicht davor verstecken.
Eragon sah das Schlachtfeld von den brennenden Steppen. Überall schrien Soldaten der Varden und des Imperiums um Hilfe, überall hörte er das klirren von aufeinander prallenden Schwertern und Schilden, das Schmatzen von Speeren, die aus toten Körpern gezogen wurden.
Er hörte ein ohrenbetäubendes Trompetensignal, und den roten Alptraum am Himmel erscheinen. Er sah Saphira mit sich selbst auf dem Rücken zu ihnen emporfliegen.
In dem Moment, in dem Zar'roc auf das Breitschwert seines Bruders traf, wechselten seine Wachträume in eine andere Erinnerung.
Eragon fühlte fesseln an seinen Händen. Sein gesamter Körper schmerzte und er war lediglich mit einer Hose bekleidet. Mit einem Schrecklichen Gefühl erkannte er diesen Ort wieder. Dras-Leona. Neben ihm sah er Arya ebenfalls angekettet an der Wand sitzen und ihn besorgt Mustern.
All dies war schon einmal geschehen und doch fühlte er wieder die Hilflosigkeit und Einsamkeit. Genauso wie damals. ‚Wann kann ich den Geist der Vergangenheit endlich hinter mir lassen.'
Dieser eine Gedanke ging ihm durch den Kopf, als sich eine der schweren Türen öffnete und die schrecklichen Priester mit ihren Sklaven eintraten. Eragon wusste was sie sagen und tun werden...
Als die Priester gegangen waren, wartete er sehnlichst auf den Sklaven, der seine Erlösung ankündigen würde. Das eine Ei der Ra'zac begann zu wackeln. Angst beschlich ihn. Das Pochen des Ra'zac würde immer lauter, die Hungerschreie immer lauter, aber das kommen des Jungen blieb aus.
Panik packte ihn. Dieses Ungeheuer hatte sich fast voll aus seiner Schale geschält. Mit einem freudigen Aufschrei betrachtete es den Körper Aryas und begann auf sie zuzutorkeln. Gequält gab Eragon auf senkte mit Tränen in den Augen den Blick. Diesen Traum würde er durchstehen müssen.
Er hörte schon, wie der Kleine Ra'zac mit seinem Schnabel zischend ausholte. Er presste die Hände zusammen.
Ein Schmerzschrei durchschlug den Raum. Aber war es nicht der von Arya. Ungläubig sah er auf. Das Wesen lag vor ihm, mit einer Delle in dem Panzer seiner Schulter. Eragon sah es erschrocken an. Doch dann schoben sich kleine Beine in sein Blickfeld und eine nahezu weiße Hand packte den Hals des Ra'zac und hob ihn hoch. Ungläubig sah Eragon auf.
Er erkannte den kleinen Kathárys, der den Hals des Wesens mit einer unglaublichen Kälte im Gesicht zerquetschte. Diese Erscheinung sah schaurig aus. Diese Kälte in seinem Blick passte einfach nicht. Der kleine Ra'zac war augenblicklich tot.
Kathárys lief zu dem anderen Ei, hockte sich hin, und berührte es. Ungläubig beobachtete Eragon, wie es nach wenigen Momenten zersprang.
Die schillernden Amethyste folgten. Alle gleichzeitig flogen die in Tausende kleine Stücke.
Als sich der Kleine vor ihm wieder umdrehte, sah Eragon deutlich Besorgnis in seinem Blick. Aber bevor er ihm irgendwie versuchen konnte zu danken veränderte sich seine Umgebung.
Eragon sah viele Bäume. Eine friedliche Stille erfüllte die Nacht und er fühlte einen Warmen Körper neben ihm. Arya schien mit ihrem Kopf auf seiner Schulter zu schlafen. Nichts hätte schöner sein können als dieser Moment. Eragon begann sich langsam wieder zu beruhigen.
Als auf einmal eine Weiße Gestalt hinter einem Baum hervortrat.
*Ich bin ein Freund. Ich ehre dich.
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Eragon V; Krieg für den Frieden
FanficAuf der Suche nach einer neuen Heimat muss Eragon mit seinen Erinnerungen über seine zurückgelassene Heimat kämpfen. Schließlich findet er in einer Gegend, in der eigentlich niemand leben können dürfte, einen Jungen, der einsam lebt, seine Mutter ve...