VIII. Einige Fragen

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Kathárys blickte auf die weiße Landschaft, die sich vor ihm erstreckte. Er wusste nicht warum, aber irgendetwas in ihm fühlte, das das Eis nicht mehr lange sein würde. Doch wusste er nichts von der ihm fremden Welt, die dort, irgendwo hinter dem Horizont war. Er konnte sie sich nicht vorstellen, hatte sogar ein bisschen Angst vor diesem vielen Leben. So leicht, mit nur einer Berührung könnte er es auslöschen.

„Ich habe mit den anderen gesprochen. Du darfst mit uns kommen, solange du nichts anstellst." Der Kleine zuckte zusammen, doch in nächsten Moment durchströmte ihn pure Freude. Ohne ein Wort und mit einem Strahlenden Lächeln drehte er sich um. Ihm gegenüber stand Eragon.

„Und morgen wird eine der Elfen mit dir Handschuhe machen, die dein Talent unterdrücken wird." „Eka elrun ono." (1) flüsterte der Kleine. Doch wurden seine Gedanken sofort wieder auf das Eis gelenkt, als das übliche Knacken des Eises sich leicht veränderte. „Ich glaube, es wird wärmer!" rief er aufgeregt und versuchte angestrengt, eine andere Landschaft an Horizont ausmachen zu können, aber vergeblich.

Er sah zum Himmel, wo er immernoch die schönen blauglitzernden Schuppen des Drachen erkennen konnte. Seine Mutter Mëana hatte ihm viel über sie erzählt, die Drachen und die Drachenreiter. Dabei hatte sie immer so ausgesehen, als würde sie die mögen, nicht wie die anderen Elfen das gesagt hatten. Doch verwunderte ihn, dass jetzt doch einer der Elfen etwas für ihn tat.

„Zu wem gehört denn Saphira? Ich glaube nicht, ein Wilder würde sich so benehmen, wie dieser Wunderschöne Drache es tut." Der Mann ihm gegenüber lächelte ihn an. „Ich bin Saphiras Reiter, Kathárys." Staunend sah er Eragon an. „Komm, ich zeig dir dein Zimmer, wo du schlafen kannst." Eifrig folgte der Kleine Eragon, der erneut zu dem Loch im Boden ging.

„Außerdem kannst du, wenn du eine Frage oder eine Bitte hast, immer zu mir kommen. Ich werde gucken, ob ich sie dir beantworten kann."

„Warum seid ihr hier in diese Gegend gekommen? Ihr hättet doch auch in Alagaësia bleiben können?" Der junge Mann vor ihm blieb mitten in der Bewegung stehen. „Ich erkläre dir das, wenn wir in seinen Zimmer sind." Aber deine Stimme klang nicht mehr fröhlich und ausgelassen, sondern traurig und sehnsüchtig.

Verwirrt folgte Kathárys Eragon durch die Tür. Kurz betrachtete er sein neues Zuhause. An einer der vier Seiten hing ein Tuch an zwei Seilen befestigt, wahrscheinlich war das zum Schlafen da. Daneben stand ein kleiner Schrank und auf der anderen Seite ein Tisch mit einem Stuhl und mehreren bögen Papier.

Doch beanspruchte die Stimme Eragons nun seine volle Aufmerksamkeit: „Du weißt doch sicher wer Galbatorix ist, oder?" Der Kleine schüttelte den Kopf. „Nein, wer ist das?" „Deine Mutter schien die ja wirklich einige Alpträume ersparen zu wollen", Eragon blieb weiterhin ernst, „Aber von Galbatorix sollte man wissen. Nun, Galbatorix war der böse und selbsternannte Herrscher von Alagaësia, und niemand hatte es geschafft, ihn zu stürzen." „Ihr seid also vor ihm geflohen?" fragte Kathárys ungläubig. „Nein. Wir haben es mit Mühe geschafft, ihm seine Macht zu nehmen und ihn von seinem Thron zu stürzen."

„Aber warum seid ihr dann hier?" „Ich bin im Moment der mächtigste Mann in Alagaësia, und wenn ich dort wäre würden alle nur noch auf mich hören und nicht mehr auf ihre Könige." „Aber ist das nicht gut?" „Nein, ist es nicht. Stell dir doch mal vor, du wärst Ein König von einem großen Land, größer, als du es sehen kannst. Und nun bemerkst du, dass, wenn du etwas sagst, die Leute nicht mehr auf dich hören, sondern immer den Befehl von einem Drachenreiter hören wollen. Fändest du das gut?" Kathárys überlegte kurz, doch dann nickte er: „Wenn du der Drachen Reiter bist, dann ja."

Sein gegenüber lächelte kurz. „Außerdem muss ich eine neue Heimat der Drachen finden, weil es die ja nur noch ganz selten gibt." Das verstand Kathárys nicht. „Aber du könntest die Drachen doch auch da, in Alagaësia aufziehen, oder?"

Eragon schüttelte kurz den Kopf. „Weißt du, du bist noch etwas zu jung um das zu verstehen, Kathárys."

Der Junge sah Eragon leicht beleidigt an. Doch fiel ihm eine neue Frage ein. „Aber als ich dich gefragt hab, warum du Alagaësia verlassen hast, hast du auf einmal so traurig geklungen, das liegt doch nicht nur daran, das du deine Heimat verlassen hast oder?" Der Junge Mann sah ihn mit steinerner Miene an, was den Jungen sehr verunsicherte.

Vergeblich wartete er auf eine Antwort, doch auf einmal schüttelte Eragon den Kopf und sah ihn traurig an. „Nein Kathárys, ich hatte schon seit langer Zeit keine Heimat mehr. Aber es gibt in diesem Land viele Leute, die mir nahestanden und die ich zurücklassen musste."

Kathárys konnte gut verstehen, was Eragon meinte, er hatte ja auch vor einem Jahr seine Mutter verloren. Sie war in der Eiswüste erfroren, ein weiterer Grund, warum er aus der Wüste hinauswollte.

1: Ich danke dir.


Eragon V; Krieg für den FriedenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt