Kapitel 16 - Geburtshelfer

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Hicks trat ein Schritt näher auf Dagur zu.
,,Wieso was ist passiert? Nun rede schon Dagur!",forderte Hicks ihn panisch auf. Der Berserker zog Hicks in die Hütte.
,,Sie ist hochschwanger und steht kurz vor der Entbindung. Du musst ihr helfen. Ich kann das nicht.", brüllte Dagur mit aufgerissenen Augen.
,,Ich auch nicht! Ich hab noch nie sowas gemacht!", brüllte Hicks genauso hysterisch zurück.
,,Dann wird es Zeit! Du bist jetzt das Oberhaupt Hicks. Sie brauchen dich!" Damit verließ Dagur das Haus, um weiteren Bewohnern unter die Arme zu greifen. Und das wortwörtlich. Hicks stand nun alleine da.
,,Na gut",murmelte er sich Mut zu. ,,Ich krieg das hin. Ich krieg das hin. Komm schon Hicks."
Damit durchschritt er das Haus. Plötzlich wusste er auch wem es gehörte. Das war die Cousine von Fischbein. Adriana. Sie war die Schwangere. Und da war auch Fischbein! Er stand vor einer Tür und machte ein besorgtes, wennauch blasses Gesicht.
,,Hicks! Ein Glück, das du da bist! Du musst meiner Cousine helfen! Es wird eine Frühgeburt werden und Adrianas Mann liegt bereits eine Etage höher, er ist schon krank."
Fischbein schien völlig aufgelöst.
,,Ganz ruhig Fischbein.",beruhigte Hicks seinen Freund, der kurz vor einer Ohnmacht stand.
,,Geh nach Hause und lege dich in dein Bett. Ich weiß du bist besorgt, doch ich hab alles unter Kontrolle. Und wir wollen das Baby doch nicht gefährden und es womöglich anstecken."
Er glaubt zwar selbst nicht sonderlich an seine Worte, dass er alles unter Kontrolle habe, doch wie sein Vater es ihm immer eingeschärft hatte, war es als Anführer nie gut in Panik zu verfallen. Denn das griff auf alle anderen über.
,,Ja natürlich das wäre unverzeihlich" Fischbein drehte sich um und ging schwankend davon. Doch bei der Tür klammerte er sich an deren Rahmen fest und wandte er sich nochmal um.
,,Hicks?"
,,Ja?"
,,Danke. Und pass mir auf meine Cousine auf."
Hicks nickte: ,,Selbstverständlich!"
Fischbein lächelte ihn freundschaftlich an: ,,Was würde Berk nur ohne dich machen?"
Hicks lächelte schwach zurück und Fischbein trat hinaus. Hicks drehte sich währenddessen um und klopfte sachte an die Tür, bevor er eintrat.

Der Raum war nicht sonderlich groß. Es stand nur ein großes Bett darin und eine Kommode. Doch bevor sich Hicks weiter umsehen konnte, bekam er einen Stock um die Ohren gepfeffert. Benommen blickte er zu einer wütend und gehetzt aussehenden Gothi hinunter, die sehr gestresst aussah. Ihr Blick sagte, er solle gefälligst nicht so dumm rumstehen, sondern ihr helfen.
,,Tut mir leid Gothi, was soll ich machen?",fragte das stellvertretende Oberhaupt hastig. Mit ein paar Gesten die Gothi mit ihrem Stock andeutete, erklärte sie was zu tun sei.
,,Verstanden",antwortete Hicks und ging erstmal zu Fischbeins Cousine, die bereits in den Wehen lag.
,,Hallo Adriana! Wie geht es dir?"
Die blondhaarige Wikingerin blickte mit schmerzverzerrten Gesicht zu ihm auf.
,,Hicks ich gebäre hier ein Kind! Glaubst du da geht's mir gut!?"
,,Tu-tut mir leid, ich ähm..." Hilfesuchend blickte er sich zu Gothi um, die jedoch damit beschäftigt war, alles für die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Hicks ließ sich neben Ariana nieder.
,,Nimm meine Hand",sagte Hicks. ,,Du schaffst das."
Dankbar ergriff die junge Frau die Hand des momentanen Oberhauptes und als eine neue Wehe sie mit Schmerzen überrollte, zerquetschte sie diese fast. Ein Schrei entwich ihr.
,,Hey alles gut, alles gut",probierte Hicks, der mit der Situation überfordert war, sie zu beruhigen. Noch immer unter Schmerzen brachte die werdende Mutter heraus: ,,Wie geht es meinem Mann? Wird er wieder?"
,,Er wird es schaffen Ariana, da bin ich mir sicher! Doch konzentrier du dich jetzt auf dein Baby",sagte Hicks sanft. Als plötzlich erneut eine Wehe kam, schrie Ariana auf und biss vor Schmerzen in Hicks Hand. Mit einer Geste signalisierte Gothi Hicks, dem von dem Biss Tränen in die Augen gestiegen waren, dass es jetzt losgehe.
,,Du musst jetzt pressen! Press Ariana, komm pressen!"
Die Frau kämpfte mit ihren Schmerzen, doch kam Hicks Aufforderung nach. Sie kämpfte sich ab und Hicks wich ihr nicht von der Seite, während Gothi ihr bei der Geburt half.
,,Atme tief durch gleich hast du's geschafft!",ermutigte Hicks sie. Nach endlosen Minuten ertönte plötzlich ein hohes, quietschende Babygeschrei. Hicks sah auf und ließ Arianas Hand los. Sie hatte es geschafft. Sie hatte ihr Kind geboren.
Gothi winkte Hicks zu sich. Sie legte ihm das Kind, welches in Tücher gewickelt war, in die Arme.
Ein kleiner Kopf mit grün-grauen Augen und einem dunklen Haarschopf blickte ihm entgegen. Das Baby war klein, kleiner als normal, sehr viel kleiner, doch sein Gekreische klang entschlossen. Es wollte leben. Die kleinen Fäustchen waren geballt, aber gerade mal so groß wie der Daumen von Haudrauf. Während Hicks das Neugeborene von Blut und Schmiere befreite, durchschnitt Gothi die Nabelschnur. Dann ging Hicks langsam zu Ariana, die ausgelaugt im Bett lag.
,,Es ist ein Junge",flüsterte Hicks und legte der glücklichen Mutter, das Frühchen in die Arme.
,,Er ist so wunderschön",flüsterte Ariana und streichelte ihr Baby sanft über die Stirn.
,,Das hast du großartig gemacht Ariana",sagte Hicks. ,,Dein Mann kann stolz auf dich sein."
Gothi kam und strich der jungen Mutter einmal über den Kopf, als Zeichen das sie sich auch freute, wie reibungslos alles verlaufen war. Dann nahm sie den Kleinen aus ihren Armen, um ihn zu wiegen.
,,Wie soll er denn heißen?",fragte Hicks. Die Frau überlegte einen Moment. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht: ,,Er ist eine Frühgeburt. Wie du es damals warst. Noch mag er klein sein, doch eines Tages wird er sicher so werden wie du, nämlich ein starker Mensch. Ich möchte ihn nach unserem zukünftigen Oberhaupt benennen. Ab heute wird er Hicks heißen"

Don't let this happen (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt