Hicks erwachte, als der Schlüssel im Schloß herumgedreht wurde. Er schlug schnell die Augen auf und reckte den Kopf unter Ohnezahn's Flügel herraus und lugte noch leicht müde in Richtung Tür. Viridia hatte die Hütte betreten, ihre Kapuze abgelegt und schaute in seine Richtung. Rasch schob Hicks den Flügel des Nachtschattens von sich und rappelte sich auf. Prüfend musterte Viridia ihn und kam auf ihn zu. In feindlicher Haltung standen die beiden sich gegenüber. Sie sagte nichts, sondern blickte ihn nur aus unergründlichen blauen Augen an. Hicks schaute zurück, er wollte nicht klein bei geben. So standen die beiden dort und starrten sich an, Hicks grimmig, Viridia ausdruckslos. Es war ein stilles Ringen, ein Ringen darum wer letztlich nachgeben würde. Und nach dem gestrigen Zeichen der Schwäche würde Hicks dies auf jeden Fall gewinnen wollen. Wie oft hatten nicht die Zwillinge früher Glubsch- und Glotzwettbewerbe veranstaltet, wobei auch Hicks manchmal mitmachen musste. Zwar hatte er immer gegen sie verloren, doch es waren schließlich auch die Zwillinge gewesen.
Viridia kniff die Augen zusammen und blinzelte, bevor sie sich nach einigen Augenblicken abwandte und zum Fenster ging und hinaussah. Verwirrt blickte Hicks dieser Frau nach. Er wurde aus ihr einfach nicht schlau. Sie war so kalt und abweisend, doch manchmal schien es, als gäbe es da auch noch eine andere Seite in ihr. Der braunhaarige Wikinger stellte sich neben sie ans Fenster und starrte wie sie hinaus. Man erkannte viele hölzerne Hütten, ein sehr großes Dorf. Hauptsächlich Krieger liefen hier entlang, doch vereinzelt sah man auch Kinder oder Alte. Erst jetzt viel Hicks auf, das auch die Frauen hier Krieger waren. Auch sie trugen die Rüstungen und Kapuzen. Sie waren kaum von den Männern zu unterscheiden. Einzig und allein der Körperbau verriet um welches Geschlecht es sich handeln könnte. Viridia war seinem Blick gefolgt, der über ihre Krieger gewandert war, die draußen damit beschäftigt waren Waffen zu sortieren.
,,Interessant nicht wahr, was eine Rüstung, eine Kapuze, ein Umhang und ein Zeichen doch für Eindruck schinden kann?"
Sie deutete auf einen Krieger, der gerade einen vollbeladenen Korb zu einem Karren trug.
,,Der Krieger dort ist eine Frau, und dazu noch eine der besten unserers Stammes. Du solltest dich ihr nicht in den Weg stellen. Außer du willst schnell nach Walhalla."
Nun wandte sie sich von der Szenerie außerhalb der Hütte ab und blickte ihren Gefangenen an.
,,Man sollte sich nie am ersten Eindruck eines Menschen festklammern. Dies kann zu bedeutenen Fehlern führen. Im Kampf könntest du deinen Feind unterschätzen und dir damit den finalen Schlag zuziehen, der dein Leben beendet..." ,,...oder ein anderes nimmt",antwortete Hicks. Viridia blickte ihn an.
,,So ist es",flüsterte sie, bevor sie sich vom Fenster abwandte und in die Mitte des Zimmers ging. Sie blieb stehen und drehte sich zu Hicks um, der sie beobachtet hatte.
,,Nun Hicks oder sollte ich sagen Drachenbezwinger?"
,,Ich bin kein Bezwinger. Ich bin ein Trainer.",antwortete dieser gefasst.
,,Also dann Drachentrainer."
Ihre Augen blitzen.
,,Ich werde dir einen Vorschlag machen. Wir haben seit einigen Wochen Probleme mit einem Drachen. Er lässt sich nicht verjagen und wir haben viel probiert um ihn loszuwerden. Doch er hört nicht auf uns immer wieder anzugreifen, zerstört unsere Häuser, unsere Waffen.
Dein Dorf ist krank und du bist mein Gefangener.
Doch ich bin kein Unmensch. Ich geb dir die Chance dein Dorf zu retten. Ein Angebot.
Zähme den Drachen, sodass er aufhört uns zu tyrannisieren und du kommst frei."
Hicks riss die Augen auf.
,,Ich...ist das ernst gemeint?",fragte er misstrauisch. ,,Was ist mit Viggo? Du bist seine Verbündete und ihm zu Treue verpflichtet. Viggos Zorn wenn du mich freilässt wird...-"
,,Was sagte ich vorhin noch darüber, das du dich nicht am ersten Eindruck eines Menschen festklammern sollst"
,,Heißt das, du willst Viggo hintergehen und wechselt die Seite",fragte Hicks immer noch misstrauisch.
,,Von Seitenwechsel kann keine Rede sein. Ich schütze mein Volk, die Kälteklirrenden Krieger, bevor wir Verluste hinnehmen müssen. Und dazu wird es früher oder später mit Viggo an unsere Seite kommen. Momentan ist ohnehin der Drache unser Problem und nicht Viggo."
,,Und du lässt mich auch wirklich gehen, wenn ich den Drachen gezähmt habe?"
,,Ja. Aber auch nur dann. Andernfalls bleibst du hier und ich liefer dich an Viggo aus. Damit wäre dir und deinem Dorf allerdings nicht geholfen. Und meinem Volk auch nicht. Also...wie lautet deine Entscheidung?"
Eigentlich blieb Hicks gar nichts anderes übrig und man könnte es auch schon fast als Zwingen betrachten, da dies der einzige Ausweg war, doch trotzdem schlich sich ein Strahlen auf sein Gesicht, als er fragte: ,,Wann kanns losgehen?"
Als Antwort öffnete Viridia die Tür, setzte ihr Kapuze wieder auf und trat mit Hicks ins Freie.
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Gemeinsam gingen sie durch das Dorf, vorbei an Kriegern, die ihre Herrin sobald sie sie erkannten, untertänig grüßten und Hicks neugierig, aber auch teilweise feindselig anstarrten. Hicks ignorierte das weg und beobachtete aus den Augenwinkel Viridia. Anscheinend war sie doch nicht so herzlos wie sie vorgab zu sein. Wie sie bereits sagte, der erste Eindruck könne täuschen. Noch immer starrten sie viele an und neigten auch teilweise den Kopf als ihr Oberhaupt an ihnen vorbeiging. 'Das muss man ihr lassen, sie sind ihr sehr treu ergeben',dachte sich Hicks, als plötzlich zwei Personen vor ihnen auftauchten. Einer von ihnen war Beron, der seine Kapuze abgelegt hatte. Neben ihm anscheinend eine Kriegerin, auch sie gekleidet wie alle anderen, ihr Gesicht unter der Kapuze verborgen. Die Art und Weise wie sie sich bewegte kam ihm bekannt vor und er erkannte sie als die Kriegerin wieder, die Viridia und er vorhin durch das Fenster beobachtet hatten. Ihr zufolge war sie also eine der besten Kämpferinnen des Stammes. Die Neuankömmlinge neigten kurz den Kopf, bevor die Kriegerin neben Beron zu sprechen anfing: ,,Und? Wird er uns helfen?"
,,Das wird er",antwortete Viridia und blickte Hicks an.
,,Das ist gut, denn meine Herrin...",sagte sie und wandte sich an Viridia, ,,...er wurde gerade wieder gesehen. Unten auf der großen Lichtung, nahe der Kampfarena."
,,Anscheinend hat er dort Schafe von der Weide geklaut",vervollständigte Beron den Bericht.
,,Dann lasst uns keine Zeit verschwenden.",befahl Viridia und die Vier schlugen hastig den Weg zum Wald ein. Schon von weitem konnte man Drachengebrüll hören. Schließlich stolperten sie nach ungefähr fünf Minuten auf eine große Lichtung. Auf der anderen Seite setzte ein Drache im Kampf gegen bewaffnete Krieger eine Scheune in Brand. Als Hicks den gigantischen Drachen erblickte, sprang er einen Schritt zurück.
,,Ach du heilige Scheiße",fluchte er geschockt von dem was er sah, unfähig sich zu bewegen.Was denkt ihr, was für ein Drache das dort ist? 🐉🐲
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Don't let this happen (In Überarbeitung)
FanfictionDer 2. Teil der Don't - Triologie Nachdem Hicks den Fängen Viggos nur knapp entkommen ist, probiert er das Geheimnis der mysteriösen Schatulle zu lüften. Zwischen Astrid und ihm hat es inzwischen gefunkt und die beiden sind glücklicher denn je. Doc...