Kapitel 4 - Die Entschuldigung

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Hicks saß im Schneidersitz auf dem Boden der Drachentrainingsakademie von Berk. Er wartete, die Augen geschlossen, auf seine anderen Reiter. Endlich kamen sie und landeten mit ihren Drachen in der Mitte der Arena neben Hicks. Der tat einen letzten ruhigen Atemzug und öffnete die Augen. Die anderen hatten abgesessen und standen vor ihm. Sie starrten ihn verwirrt an.
,,Was soll das denn werden?",fragte Rotzbakke.
,,Das ist eine Atemtechnik die mir Gothi gezeigt hat.", antwortete Hicks. ,,Sie hilft mir mich besser zu konzentrieren. Außerdem bleibe ich so entspannt, was mir momentan nur gut tun kann."
,,Aha",murmelten Astrid und Heidrun gleichzeitig verwundert. Doch Fischbein war begeistert.
,,Oh Hicks kannst du uns das beibringen? Fleischklöpschchen und ich könnten das an unserem Wellnesswochenende ausprobieren."
,,Wann anders mal Fischbein."
,,Ja genau, schließlich sind wir hier um zu trainieren.",warf Rotzbakke enthusiastisch ein.
,,Ähm nun eigentlich nicht.",bremste Hicks seinen Freund.
,,Setzt euch'',sagte der junge Wikinger stattdessen und deutete neben sich auf den Boden. Seine Freunde folgten der Aufforderung und setzten sich.
,,Wir sind hier, weil ich euch alles erzählen wollte, was passiert ist. Und weil ich euch etwas zeigen möchte. Aber zuerst möchte ich mich entschuldigen"
,,Ich dachte du hättest uns schon alles erzählt. Ich meine gestern auf dem Dorfplatz..."
,,Nein.",unterbrach Hicks Heidrun. ,,Das war nicht alles. Bei weitem nicht. Ich habe das Wichtigste ausgelassen."
,,Ach du findest es also unwichtig, das du gefoltert wurdest?",meinte Astrid spöttisch und zornig zugleich.
,,Es geht nicht um die Tatsache, dass ich gefoltert wurde, sondern vielmehr um die Frage, warum ich gefoltert wurde. Und dieser Grund sollte eigentlich bis in alle Ewigkeit ein Geheimnis bleiben.",antwortete Hicks seufzend.
,,Und wieso hast du dieses Geheimnis dem Dorf nicht erzählt?",fragte Taff und fuhr fort. ,,Obwohl die Frage, die mich mehr interessieren würde ist, wieso du es uns erzählen willst. Oder habe ich das etwa falsch verstanden? Ein Geheimnis ist doch etwas, was man nicht weitererzählt?"
Taff guckte panisch in die Runde.
,,Ja, ja so habe ich das auch in Erinnerung", fügte seine Schwester noch eifrig hinzu.
,,Ja Taff, du hast Recht. Ich habe es dem Dorf nicht erzählt, weil es eigentlich niemand wissen soll. Niemand weiß davon. Außer Ohnezahn. Und naja, Viggo weiß es und das wird uns noch sehr viele Probleme bereiten."
,,Jetzt sprich nicht um die heiße Yakmilch herum und spucks aus Hicks.",meinte Rotzbakke. Dafür bekam er gleich einen Stoß an die Schulter.
,,Pssst",machten Astrid und Heidrun und schauten Hicks gespannt an.
,,Ja, ja Rotzbakke ich fang ja schon an...also dazu muss ich ein bisschen ausholen...und zwar lasst mich überlegen...ja so begann es...
Alles fing mit der Entdeckung der Thanatoss an...
An dem Tag waren Ohnezahn und ich ja im Schiffsbauch und fanden das Drachenauge. Nun ja allerdings verschwiegen wir euch, das wir an dem Tag noch einen weiteren Gegenstand fanden. Ihr erinnert euch doch noch an das Skelett, von dem ich erzählt hatte. Nun ja es hatte einen Brief in der linken Hand und in der rechten Hand ein kleines Kästchen. Und davor lag auf dem Schreibtisch das Drachenauge. Ihr wisst ich nahm das Drachenauge. Damals hatte ich euch gesagt, ich hätte vermutet das es gefährlich wäre, halt weil es auf einem Drachenjägerschiff war und hätte es deshalb mitgenommen. Doch damals hatte ich es nicht vermutet. Ich hatte es gewusst. Denn ich hatte den Brief gelesen. Und ich nahm auch die Schatulle an mich. Doch ich erzählte euch nichts davon. Und wieso? Weil ich Angst hatte. Ich wusste es würde Probleme geben, wenn wir uns damit befassen. Ich hatte nicht Angst vor den Problemen, sondern vor deren Resultat und wer für die Schatulle später das Opfer bringen müsste. Denn es würde Opfer geben, laut dem Brief. Ich weiß, ich habe euch belogen, doch in dieser Situation musste ich mich entscheiden. Belüge ich meine Freunde und rette eventuell vielen damit das Leben oder sollte ich es euch erzählen und irgendjemand hättest es mitgekriegt und Jagd auf uns alle gemacht.
Aber das ist jetzt auch unwichtig. Viggo weiß, dass die Schatulle existiert. Und das könnte unser aller Ende bedeuten. Als er sah, dass wir das Drachenauge hatten, da reimte er sich wahrscheinlich zusammen, dass ich folglich die Schatulle und den Brief besitze. Versteht ihr jetzt? Deshalb war Jason bei uns. Es ging ihnen von Anfang an um die Schatulle. Nachdem sie sich das Drachenauge geholt hatten, wollten sie nun auch die geheimnisvolle Schatulle. Wobei die Schatulle um einiges wertvoller zu sein scheint, als das Drachenauge.
Ich bezweifle, dass sie wissen was darin ist, das konnte ich bei meinen Folterungen raushören, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Erinnert ihr euch, wie Viggo einmal zu mir meinte: Hicks ein anderes mal werden wir unseren Wettstreit fortsetzen? Damit meinte er, dass es beim nächsten mal um die Schatulle geht."
Hicks seufzte und fuhr fort:
,,Ich weiß, ich habe das alles ziemlich vermasselt. Angefangen mit Jason. Damals als ihr mich gewarnt hattet, Jason nicht sofort zu vertrauen, habe ich das ignoriert. Ich habe ihn für einen guten Menschen gehalten und bin gnadenlos auf sein Spiel hineingefallen. Damit hab ich dann auch noch Astrid in Gefahr gebracht. Viggos Plan war nämlich, uns beide gefangen zu nehmen. Jason hat herausgefunden, dass ich mehr als nur Freundschaft für sie empfinde und wollte mich zum reden bringen, indem sie Astrid folterten."
Betroffen schaute Hicks zu Boden, traute sich aber nicht nach oben in die Gesichter seiner Freunde zu blicken.
Anstelledessen erzählte er dumpf weiter: ,,Alles was uns Jason erzählt hat, war eine Lüge. In Wirklichkeit ist er der Bruder von Ryker und Viggo. Ich habe dem Feind damals die Türen geöffnet und zwar mit Freude. Ich kannte ihn damals nicht mal richtig. Ich hatte einfach nur ein gutes Gefühl. Er ähnelte mir damals anscheinend so sehr. Er verstand mich. Er war auch der Sohn eines Stammesoberhauptes. Er wollte wie ich die Welt entdecken. Doch das waren alles Lügen. Und diese haben mich blind werden lassen. Ich habe nicht erkannt, was er in Wirklichkeit für eine Person ist. Und mit diesem Fehler habe ich uns alle ins Verderben geführt. Und das tut mir aufrichtig leid."
Nun wagte Hicks es doch aufzublicken, in die Gesichter seiner Freunde. Ob sie ihm verzeihen würden?

Don't let this happen (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt