Kapitel 21 - Hilflos

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Hicks riss den Mund auf als er ihren Namen hörte. Eine Erinnerung tauchte in seinem Kopf auf.

Ein Saal mit einem langen Tisch. 12 Menschen saßen daran. Ein Mann mit kurzen, schwarzen Haaren hatte sich erhoben und deutete in seine Richtung.
,,Er sieht mir nicht sonderlich nach dem Drachenbezwinger aus!",sagte die einzige Frau am Tisch. Sie hatte lange schwarze Haare, die an der Seite zu einem Zopf geflochten waren. Die Frau war eine der jüngeren Menschen an der Tafel.
,,Du würdest einen großen Fehler begehen, wenn du ihn unterschätzten würdest Viridia. Vielleicht ist er nicht der Stärkste, aber er ist ein genauso begnadeter Kämpfer, wie er intelligent ist.",sagte die schneidende Stimme von Viggo....

Hicks blickte Viridia an. Sie war eine Verbündete Viggos! Unwillkürlich rutschte Hicks auf seinem Stuhl zurück.
,,Nun wie es scheint, hast du dich erinnert Hicks Haddock. Ich hab dich damals bei unserer ersten Begegnung wirklich unterschätzt. Es steckt mehr in dir, als man anzunehmen glaubt. Ich habe dich damals entkommen sehen, schwer verletzt. Nun ich persönlich dachte ja, dass du daran sterben würdest, doch Viggo meinte es bräuchte mehr als ein paar Verletzungen um dich zu töten. Aber auch er hatte dich damals unterschätzt, sodass du mit deiner Freundin entkommen konntest. Doch glaub mir, Viggo begeht keinen Fehler ein zweites mal."
Hicks blickte sie abschätzig an und antwortete mit vor Sarkasmus triefender Stimme: ,,Dann darf ich mich ja geehrt fühlen, dass ich anscheinend eure Erwartungen übertroffen habe. Was Viggo angeht so sollst du wissen, das ich ihn ganz sicher nicht unterschätze."
,,Davon gehe ich aus Drachenbezwinger"
Viridia wandte sich an Beron.
,,Stellt Wachen vor die Tür. Wir können es uns nicht leisten, dass er flieht."
Sie wandte sich an Hicks. ,,Wir reden morgen nochmal. Du wirst wohl erstmal eine Weile hierbleiben Haddock."
Hicks riss die Augen auf. Nein das konnte er nicht!
,,WARTE!",schrie er schon fast, als sich Viridia und Beron zum Gehen wandten.
,,Warte Viridia ich bitte dich, wenn du auch nur annähernd ein Herz hast, ich bitte dich, dann lass mich frei." Viridia hielt inne und drehte sich zu ihm um. Hicks Gesicht hatte sich von einem gleichgültigen zu einem flehenden geändert. Er fuhr hastig fort: ,,Mein Dorf ist am schwarzen Tod erkrankt und ich bin quasi der einzige, der immun gegen diese Krankheit ist. Ich bin nur auf der Suche nach dem Heilmittel. Tintenfischtinte. Ich wollte auf eurer Insel bloß rasten, ich dachte sie sei unbewohnt. Wenn du also auch nur einen funken Gnade besitzt, ich bitte dich, i-ich bin die einzige Hoffnung für mein Dorf. Sonst werden sie alle innerhalb von knapp 10 Monden sterben!" Viridia drehte sich wieder zur Tür, doch Beron schien überrascht und meinte erstaunt: ,,Der schwarze Tod ist seit Ewigkeiten nicht mehr aufgetreten!"
,,Wir wissen auch nicht genau wie er in unsere Archipel übertragen wurde, doch bitte, lasst mich mein Dorf retten. Bitte Viridia!"
Hicks hatte eigentlich nicht vor so einzuknicken und zu flehen, doch angesichts der gegebenen Umstände, musste er alles probieren. Er würde sein Dorf retten, koste es was es wolle! Hoffnungsvoll blickte Hicks Viridia an, die mit dem Rücken zu ihm gewandt, dastand. Mit einem Seitenblick auf Beron sagte sie: ,,Gebt ihm Essen und Trinken, aber sorgt für ausreichend Bewachung. Tag und Nacht."
Mit diesen Worten verließ sie die Hütte.
,,Viridia...!",rief Hicks, doch es hatte keinen Zweck. Er fühlte sich schrecklich hilflos. Was wenn er jetzt hier gefangen bleiben würde? Was wenn sie ihn irgendwann freilassen würden, wenn er nach Berk zurückkehren würde und dort niemand mehr am Leben wäre? Was dann? Er könnte Viggo nie aufhalten, er selbst würde dann nicht mehr leben wollen. Astrid wäre tot, sein Vater wäre tot, sein Volk, seine Freunde wären tot. Hicks Blick fiel auf Ohnezahn. Er wäre der einzige für den es sich dann noch lohnen würde zu leben. Doch auf einmal schoss ihn ein Gedanke durch den Kopf:
'Wenn ich das was ich liebe, nicht retten kann, dann werde ich immer noch da sein um es zu rächen.'
Er hatte diese Worte schonmal an jemanden gerichtet. An Viggo, Jason, Ryker und all ihre Verbündeten, damals während ihrer Versammlung. Er wünschte sich von ganzem Herzen, dass er rechtzeitig in Berk ankommen möge, doch wenn nicht würde er sich nicht verkriechen. Er würde sie rächen. Doch er hoffte, das dies nicht nötig sein würde.
Plötzlich spürte er ein Messer an seinen Händen.
,,Versuch gar nicht erst zu entkommen. Das würde deinem Nachtschatten nur leid tun",sprach Beron und zerschnitt Hicks Fesseln. Dieser hatte gar nicht bemerkt das Beron die Hütte verlassen hatte, um Essen und Trinken zu holen, um danach wieder zu kommen und ihn seiner Fesseln zu entledigen. Hicks stand auf und rieb sich seine Gelenke, die unangenehm schmerzten. Er wandte seinen Kopf zu Beron, als der erneut begann zu sprechen: ,,Probier gar nicht erst deinen Nachtschatten aufzuwecken Haddock, das hat keinen Zweck. Er bleibt so lange betäubt, wie Viridia es für nötig hält. Versuch dich auch nicht daran seine Fesseln zu lösen, das gelingt dir nur mit dem richtigen Schlüssel und den trägt Viridia bei sich. Machst du Ärger, bekommst du ihn auch",meinte er drohend, drehte sich um und verließ die Hütte. Hicks hörte wie ein Schlüssel umgedreht wurde, ein Riegel vor die Tür geschoben wurde und wie sich Beron mit jemanden unterhielt. Wahrscheinlich mit seiner Bewachung. Sobald die Geräusche vor der Tür verklungen waren, lief Hicks zu Ohnezahn und kniete sich neben ihm.
,,Hey Kumpel",meinte er und streichelte sanft die Schuppen seines Drachen. Er spürte unter seinen Händen, wie sich Ohnezahns Brust sanft hob und senkte, langsamer als für gewöhnlich, doch es war beruhigend das er überhaupt ein Zeichen von sich gab. Hicks stand wieder auf und ging zu dem Holztisch, wo ein Tablett mit Essen stand. Es war nicht viel aber es reichte für Hicks. Eine Flasche Wasser, eine Scheibe Brot und etwas gebratener Fisch. Nachdenklich setzte sich Hicks und verschlang sein einsames Mahl. Seine Gedanken drifteten ab zu der geheimnisvollen Schatulle. In der Hektik der ausgebrochenen Krankheit hatte er nicht weiter über sie nachgedacht. Da war aber immer noch etwas, was ihn quälte, sein Gehirn beschäftigte, als ob die Antworten direkt vor ihm liegen würden, er sie aber nicht sieht. Seufzend schob Hicks den leeren Teller von sich. Er blickte aus dem kleinen Fenster direkt in den blauen Himmel. Dieses blau erinnerte ihn immerzu an Astrid. An seine Astrid. Unwillkürlich schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, als er an sie dachte. Wie nah er ihr gekommen war, wie glücklich sie miteinander waren bis...tja bis das Schicksal zuschlug und der schwarze Tod über Berk hereinfiel. Hicks Schädel brummte. Das war alles schon wieder zu viel heute gewesen. Er sah, dass es draußen schon fast dunkel war. Wie lange hatte er dort gesessen? Sein Blick fiel auf seinen Nachtschatten. Schnell schnappte er sich eine Decke, die achtlos in einer Ecke lag, ging zu seinem besten Freund hinüber und legte die Decke ganz dicht neben ihn. Hicks schmiegte sich an die warmen Schuppen seines Drachen und zog vorsichtig Ohnezahns Flügel ein bisschen enger um ihre Körper, damit sie in der Nacht nicht froren. Erschöpft schloss Hicks die Augen. Neben ihm atmete Ohnezahn ruhig ein und aus. Irgendwann glitt der junge Wikinger in den Schlaf.

Don't let this happen (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt