Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was ist denn nur aus mir geworden? Was hat diese Krankheit mit mir gemacht? Nur noch eine leere Hülle ist von mir übrig, alles andere ist weg; verschlungen, von den gierigen Fängen der Depression. Ich weiß nicht was ich will, wer ich bin, was ich bin. Da ist nur noch dieser tiefblaue Schmerz. Das ist alles was ich bin. Dieses Ich von dem alle immer reden ist schon längst verschwunden. Irgendwann zwischen vorvorgestern und übermorgen ist es abhandengekommen. Also : "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin?" (Lilly Lindner). Ich will mich nicht nur über eine Krankheit definieren, aber was bin ich denn noch? Was ist noch von mir übrig? Da ist doch nichts mehr, was man noch retten könnte. Das ist das Ende. Unwiderruflich in die Zeit gemeißelt. Ich spüre es, wie meine Zeit abläuft. TICK TACK. Und während diese letzten paar Stunden vergehen, liege ich seit Tagen auf meinem Bett und tue nichts. Es fühlt sich an wie fallen, nur das man nicht aufkommt. Man wartet auf den Schmerz, aber er kommt einfach nicht. Die Zeit scheint nicht mehr zu funktionieren. Sie steht still, atmet, hält aus, rennt weiter, stolpert. Es wird hell dann wieder dunkel. Momentan ist es irgendwann dazwischen. Die Realität ist schon längst aus meiner Welt verschwunden. Seit dem stimmt gar nichts mehr. Bin ich wach oder träume ich? Sind das wirklich meine Eltern? Bin das ich? Gehöre ich hier her? Wie bin ich hier hingekommen? Meine letzten Monate sind sehr lückenhaft. Da sind einfach so viele Löcher in der Zeit, von denen ich nicht weiß, wie ich sie ausfüllen soll. Ich bin so verwirrt. Was passiert hier nur? Alles in mir schreit HILFE, aber niemand kommt. Weil es niemand hört. Niemand der sieht, was in meinem kranken Kopf so passiert, was da los ist und was da alles falschläuft. Sie sehen nur das Bild. Dass das Mädchen hinter jener Wand verschwunden ist, haben sie gar nicht bemerkt. Also:
Was bleibt, wenn ich verschwunden bin?