Kapitel 18 ♡ Leere.

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Mila's POV

Ich war mal wieder in Gedanken.

Eigentlich hasste ich es nachzudenken,  weil es mir zeigte, wie viel ich zerstört hatte. Ich hatte ein Menschenleben geraubt und andere zerstört.

Ich hatte Finn noch nicht mal wirklich gekannt, nur einmal gesehen. Ein einziges mal. Ich hatte ungerecht gehandelt...doch was brachte mir diese Erkenntnis? Schließlich würde Finn für immer tot bleiben,  seine Mutter würde wahrscheinlich für immer innerlich tot sein...schließlich hatte sie jetzt beide Söhne verloren. 15. Er war gerade mal 15 Jahre alt gewesen, er hätte eine Familie gründen können, ein Haus haben können, sich um seine Mutter kümmern können...aber das würde er nie können. 

Ich bekam schon wieder Suizidgedanken! Am liebsten würde ich jetzt von genau der gleichen Brücke springen, wo Finn starb - einfach nur um die selben Qualen ertragen zu müssen, den selben Schmerz zu fühlen, die gleiche Todesangst zu haben...ich hätte es auch getan, aber was wenn ich nicht starb, dann würde ich wieder in dieses verhasste Krankenzimmer kommen. Dann würde wieder der selbe Therapeut kommen um mit mir zu reden, ich würde wieder nicht mit ihm sprechen...oh Gott ich hatte es soo satt.

Das Leben zog einfach so an mir vorbei.

Ich saß einfach nur da...mal wieder liefen die Tränen stumm über mein Gesicht. Mal wieder spürte ich den Schmerz, den Schmerz der mich innerlich zerstörte..

Und wieder machte sich diese scheiß Leere in mir breit. Sie war so etwas wie eine Schutzfunktion meines Körpers,  sie machte sich in meinem ganzen Körper breit, bis ich mich taub fühlte, bis ich nicht mehr denken konnte...

Sie war also wieder da..

Wenn sie da war, wusste ich nicht wie es mir ging, ich wusste nicht mal ob ich lächelte oder doch weinte. ich fühlte mich alleine...allein gelassen.

Man hat Angst, dass einem plötzlich alles aus den Händen gleitet.

Trotzdem hasste ich diese Leere, es tut zwar Wahnsinnig weh, darüber nach zu denken, was ich schreckliches getan hatte - aber noch schlimmer war es, wenn immer nur das Wort 'Mörderin.' in meinen Kopf stand, wenn ich nicht darüber nachdenken konnte...wenn ich es nicht verarbeiten konnte.

In 3 Tagen würde die Schule wieder beginnen. Ich war nicht einmal mit Freunden unterwegs gewesen, nicht einmal im Schwimmbad, hatte nicht mal einen einzigen Mädelsabend mit Nina gemacht. Seit Wochen war mir alles scheiß egal. Ich war nicht auf WhatsApp online gewesen - wahrscheinlich hatte ich schon über 'ne Millionen Nachrichten.

Aber es interessierte mich einfach nicht. Ich hatte nie Hunger, wollte nie lächeln,  antwortete nur knapp auf Fragen. Manchmal hörte ich Mama abends weinen. Es riss mir noch ein viel größeres Loch in die Seele, sie sollte nicht wegen mit weinen, sie sollte nicht wegen mir leiden. Die Polizei stand schon oft vor der Tür, aber entweder lies Mama sie erst gar nicht rein, oder ich redete nicht mit ihnen.

Da die Polizei keine Beweise und kein Ordnungsgemäßes Geständnis von mir hatten, war Christian offiziell immer noch der Schuldige.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Nina und ich keine besten Freunde mehr waren, weil sie sich nie meldete und ich mich auch nicht bei ihr. Aber ich würde sie eher gehen lassen, als sie in die ganze Scheiße mit rein zu ziehen.

Ich wusste nicht mehr weiter...ich wusste nicht, wie ich jemanden meine Schuldgefühle zu beschreiben.

Ich könnte jemanden immer nur wieder dasselbe erzählen, dass ich innerlich tot war, dass ich mich leer fühlte,  dass mein Leben zu Ende ist...dass ich mich schuldig fühle, dass alles könnte ich immer wieder jemandem erzählen, aber ich habe schon so oft versucht, es einem Menschen zu erklären, doch entweder sagten sie ich sei krank oder sie tuen so, als würden sie mich verstehen, doch ich sah in ihren Augen, dass sie meinen Schmerz und all meinen Hass nicht nachvollziehen konnten. War ich vielleicht psychisch krank? dachte denn wirklich niemand so wie ich??

Manchmal kam ich mir so allein mit meinen Problemen vor - zwar war Nina immer für mich da, weinte mit mir, lachte mit mir, wusste immer wenn es mir nicht gut ging....aber sie verstand es nicht, sie verstand einfach nicht, wie man soch vor den Spiegel setzen konnte und weinen, wie man sich tot fühlen kann, wie diese leere ist...es fühlte sich komisch an, dass eine Person, die einen immer versteht und immer für einen da ist, dass sie das nicht verstand...

Früher hatte mit 11 hatte ich immer gedacht 'boar wird das toll als Teenagerleben'. Ich dachte, Teenager würden immer glücklich sein...immer feiern, scheiße machen,  aber glücklich sein - so wie in Filmen. Doch jetzt wusste ich, dass das Leben damals so wunderschön war und besser als dieses Teenagerleben....

Nina's POV

Ich verstand es nicht. Seit über einer Woche war Mila jetzt schon nicht mehr auf WhatsApp online, obwohl sie sonst immer ein ziiemlicher Suchti war.

Seltsam. Sie ging auch an keinen Anruf und antwortete auf keine meiner SMS'en. Ich wusste einfach nicht mehr weiter...seit schon fast 5 Woch hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Sie war zu keinem Klassentreff gekommen und wenn die anderen aus der Klasse mich fragten wo sie sei - weil wir echt unzertrennlich sind..eigentlich - schmerzte es mich inmer sehr, wenn ich zugeben musste, dass ich es selbst nicht wusste.

Ich hatte ihr doch so viel zu erzählen - meiner Mila. Und schon kamen wieder Erinnerungen in mir hoch - Momente mit ihr...einfach unbezahlbare Momente.

In 3 Tagen war wieder Schule. Zum einem Teil hatte ich sirklich überhaupt keinen Bock, weil die Sommerferien einfach mal wieder so wunderwunderwunderschön waren...aber es wäre noch viel cooler gewesen, wenn Mila dabei gewesen wäre. Aber zum abdern Teil freute ich mich auf Schule, denn da musste Mila ja kommen...oder??

Naja...noch 3 Tage, dann könnte ich sie hoffentlich wieder in die Arme schließen.

So tot wie du. innerlich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt