Kapitel 23 ♡ Abschiedsbrief für Mama

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*Milas POV*

Ich wollte schreien. Ich wollte nicht mehr denken können. Ich wollte, dass mich diese Stimmen in meinem Kopf endlich in Ruhe ließen .

Diese ständigen Selbstmordgedanken raubten mir die letzte Lebenskraft, ich redete kaum noch, aber die Stimmen in meinem Kopf schrien mich an. Immer wieder sagten sie, ich hatte es verdient nie meine Enkel sehen zu dürfen, ich hatte Qualen verdient, ich war zu schlecht für diese Welt.

Niemand verstand in letzter Zeit, wie ernst ich die Worte "Ich kann nicht mehr. Ich schaff das alles nicht mehr.." meinte. Niemand. Diese einfachen 10 Wörter beschrieben meinen gesamten Lebenszustand , sie hörten sich so unendlich harmlos an, doch der Schmerz der dahinter steckte, war groß..sehr groß. Niemand verstand mich. Ich war so allein. aber wie war das möglich, unter Leuten zu sein und sich trotzdem so allein zu fühlen, wie in einer riesigen Villa. Nachts. Allein.

Ich saß an meinem Schreibtisch und schaute ausdruckslos zu wie der Regen am Fenster hinunterlief. Ich holte Stift und Papier aus dem kleinen weißen Schrank neben meinem Schreibtisch. Mama hatte ihn mir zum 13ten Geburtstag geschenkt. Neben mir lag ein Buch, 'Rätsel der Menschheit' hieß es. Darin ging es natürlich nicht darum, warum Menschen so grausam sind und solche Dinge wie ich tun, nein, darin ging es um unerklärte wunder und geheimnisvolle erscheinungen. interessant.

Langsam nahm ich die Kappe von dem Stift und setze an:

Liebste Mom,

Ich liebe dich. Es tut mir leid. Und vielleicht ist das, was ich ich getan habe, in deinen Augen ein Fehler. Aber lass es mich dir erklären.

Ich wollte stark bleiben - für dich. Doch ich bin nicht stark und die Stimmen in meinem Kopf sind mächtig - mächtiger als ich es je sein werde. Immer wieder haben sie mir gesagt, wie nichtsnützig ich bin und wie sehr ich versagt habe. Du bist da möglicherweise anderer Meinung, ich nicht.

Und ich habe Angst. Angst vor mir. Angst vor den Stimmen in meinem Kopf. Und vorallem habe ich Angst davor dich zu verletzen.

Ich will nicht, dass du länger leidest. Du hast ein besseres Leben verdient. Du bist die allerbeste Mom in diesem Universum. Du hast es einfach nicht verdient unter mir zu leiden.

Doch diese Welt ist so anstrengend, immer allen erzählen zu müssen es geht einem gut, nur damit sie sich keine Sorgen machen. immer zu lächeln, obwohl man sich hasst. Das ist alles ganz schön schwer Mama.  Es kostet alles Kraft. und irgendwann, irgendwann hat man keine Kraft mehr.

Und noch etwas möchte ich dir sagen. Du hättest mich nicht davon abhalten können. Ich weiß, dass ich nie wieder lächeln könnte ohne vor Schuldgefühlen zu sterben, dass haben mir die letzten Monate gezeigt. Mama, in den letzten Monaten habe ich nicht mehr gelebt, ich habe nur noch funktioniert. doch vor einigen Wochen bin ich selbst daran gescheitert - in den letzten Wochen habe ich lediglich noch existiert. Einzig und allein meine Hülle gibt es noch. In mir herscht leere.

Und ja, ich bin durch die Hölle gegangen, diese ist für mich nun zu Ende und ich hasse mich noch ein kleines bisschen mehr dafür, dass ich dich jetzt durch diese hölle schicke.

Ich denke, du bist besser ohne mich dran.

Die ganze Welt ist besser dran ohne mich.

In Liebe, deine Tochter.

Schweigend ließ ich den Stift aus meinen Händen gleiten. Wie in Trance nahm ich einen Briefumschlag, faltete den Brief und steckte ihn in den Briefumschlag. Schweigend starrte ich den vor mir liegenden Briefumschlag an, wie schockiert. So als wär es ein Brief von einer anderen Person, als hätte ich diesen Brief nicht geschrieben, so als hätte jemand andres diesen Brief an mich geschrieben. Sorgfältig verstaute ich nun den Brief ganz unten in der letzten Schublade meines kleinen weißen Schrankes.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 29, 2014 ⏰

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