Kapitel 19 ♡ Ich BIN tot.

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Mila's POV

Sonntag. 23 : 59.

Morgen ist Schule und eigentlich müsste ich schon längst schlafen, aber ich wollte nicht schlafen, ich hatte Angst davor zu schlafen - Angst vor Alpträumen, Angst davor schweißgebadet aufzuwachen und keuchend vor Angst im Bett zu liegen. Es brachte jetzt eh nichts weiter zu versuchen zu schlafen. Ich knipste meine kleine Nachttischlampe an und suchte mein Handy. Es war aus. Kein Wunder, lag ja jetzt schon 5 Wochen hinter meinem Bett. Ich stöpselte mein Handy ans Ladegerät und schaltete es an. Die WhatsApp Nachrichten wollten gar nicht mehr aufhören weiterzuladen

500.

612.

698.

839.

1001.

1094.

1996.

2104.

Fuck. Wieso schreiben die denn auch so viel? ! Naja...hatte ich wenigstens etwas zu tun. Die Gruppennachrichten interessierten mich nicht wirklich. So nun waren es noch 194.

54 neue Nachrichten von Nina.

13 neue Nachrichten von irgendwelchen Nummern.

76 neue Nachrichten von Bill - meinem besten Freund. Er ging nicht in meine Klasse, nicht mal auf meine Schule trotzdem waren wir schon seit dem Kindergarten beste Freunde. Die restlichen 51 Nachrichten verteilten sich auf Klassenkameraden, die sich Sorgen machten, meine Cousinen die sich ebenfalls Sorgen machten und lauter unwichtigen Nachrichten wie 'hey' 'hi' oder 'hallo'.

zuerst las ich die Nachrichten von Nina. Sie hatte mich so viel gefragt, sich so viele Sorgen gemacht...und trotz allem schrieb ich ihr nur eine Nachricht.

'Es tut mir leid...ich liebe dich ♡'.

0:23 Uhr.

Dann waren Bills Nachrichten dran.

Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten und er wusste wirklich alles von mir, er wusste wenn ich traurig war obwohl ich lachte, er merkte, wenn er etwas falsches gesagt hat..er kannte mich einfach.

2:01 Uhr.

Aber km Moment wollte ich ihm nicht schreiben, er würde mich eh in 5 Stunden abholen.

Ich hatte Angst vor der Schule. Ich war hässlich, naja eher hässlich geworden. Meine leuchtenden gelockten blonden haare waren schlaff geworden, vor den ferien war ich dünn,  jetzt war ich mager. Unter meinen Augen lagen tiefe Schatten, meine leuchtenden Augen waren leblos. Meine Schöne reine Haut, war fleckig geworden, unrein - vom vielen Salzwasser.

2:24 Uhr.

Ich überlegte mir, jetzt besser zu schlafen, nicht weil ich müde war, sondern einfach um morgen wenigstens ein bisschen menschlich auszusehen.

Seufzend legte ich mein Handy neben mich, schaltete das Licht aus, kuschelte mich in mein bett und starrte in die Dunkelheit. Ich mochte die Dunkelheit nicht wirklich, da hatte ich immer das Gefühl beobachtet zu werden. Ich hörte meinen Atem und versuchte irgendetwie müde zu werden...irgendwann schlief ich dann unter Tränen und völlig erschöpft ein.

                           * * *

6:30 Uhr.

Verdattert öffnete ich meine Augen und brauchte erstmal ein paar Sekunden um zu verstehen, dass es mein Wecker war, der plötzlich die Stille durchbrach.

Ich hatte nicht wirklich geschlafen...trotzdem stand ich auf, trottete zu meinem Kleiderschrank, lustlos öffnete ich ihn und holte einfach das raus, was oben drauf lag. Schnell schlüpfte ich rein und lief in das kleine gemütliche bad im 2. Stock, dort warf ich einen Blick in den Spiegel und stöhnte, ich sah nicht wirklich aus wie ein Mensch. Meine Haut war immer noch so fleckig, meine Augenringe waren auch nicht kleiner geworden, meine Augen hatten über Nacht auch nicht ihre Lebensfreude wiederbekommen und meine Mundwinkel hingen nur schlaf herunter, ich wollte üben zu lächeln, doch als ich dies versuchte stohl sich eine kleine Träne aus meinen Augen und lief langsam über meine Wange bishin zu meimem Kinn und nur ein feuchter Streifen blieb, allerdings trocknete dieser auch schon wieder und übrig blieb nur das salz, dass an meiner Wange haften blieb. Ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen, sondern nahm mir nur meine Zahnbürste und fing an mir die Zähne zu putzen, spülte den Mund aus, hielt meinen Kopf nah zum wasserhahn, nahm eiskaltes Wasser in die Hände und klatschte es mir ins Gesicht. Dies wiederholte ich noch mehrere Male und trocknete mir dann mein Gesicht mit dem kleinen rotfarbenen Handtuch.

So tot wie du. innerlich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt