2.Kapitel

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P.O.V Manuel (GLP)

*Sechs Wochen vorher*
Ich saß allein an einer Häuserecke und fror entsetzlich. Das grelle, stechende Licht der Straßenlaternen tat mir in den Augen weh, da ich sehr lichtempfindliche Augen habe. Nun saß ich hier schon seit Stunden, fror mir den Arsch ab und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich musste nach einer Weile des Nachdenkens eingedöst sein, denn als ich meine Augen wieder aufschlug war es äußerst hell um mich herum. Meine Augen brauchten etwas Zeit um sich an das helle Licht zu gewöhnen, aber als ich wieder sehen konnte, bemerkte ich, dass eine mir unbekannte Person auf mich zukam.
"Manuel Büttinger?", fragte der fremde Mann mich.

Woher kannte er meinen Namen? Er deutete mein Schweigen als Zustimmung und sagte: "Kommen sie bitte mit."

Och, nee, oder? Bestimmt war das schon wieder so'n Spasti, der mich in 'n Irrenhaus schleppen will... Wahrscheinlich hatte er mein Gesicht in den Nachrichten erkannt und wollte mich nun einsperren lassen. Dabei hatte ich doch bloß ein wenig Spaß gehabt.
Naja, die Art von Spaß, die ich gerne hatte war aber auch - musste ich zugeben - ein klein wenig illegal.
"Herr Büttinger!", riß mich eine ungeduldige Stimme aus meinen Gedanken, "entweder Sie kommen freiwillig mit, oder ich hole meine Kollegen."

Ich sagte ihm, er könne sich seine Kollegen sonst wo hin stecken und der Mann seufzte leise. Nun sah ich ihn mir genauer an, denn dieses Seufzen klang zutiefst bedauernd. Er hatte mittel-kurze, braune Haare, braune Augen und schöne, weiche Gesichtszüge.
Beinahe attraktiv.
Er wandte sich jedoch von mir ab und sprach etwas in sein Handy. Kaum zwei Minuten später kam ein Paar ganz in weiß gekleidete Männer auf mich zu. Sie packten mich grob bei den Armen und schliffen mich zu einem Auto mit getönten Scheiben. Ich schrie, trat um mich, biss, fluchte und kratzte, doch es half alles nichts. Einer der Männer öffnete die Tür und der andere stieß mich in den Wagen. Ich hörte ein metallisches Klicken. Na toll, jetzt war ich eingesperrt. Aber egal wo sie mich auch hinbringen wollten - ich wollte sicher nicht dort hin.

Nach einer gefühlten Stunde wurde das Auto langsamer und blieb schließlich stehen.
"Aussteigen", kommandierte eine Stimme und ich streckte meinen Kopf aus dem Auto.

Ich zog ihn aber blitzschnell wieder ein, als ich sah, wie viele Jungs und Mädchen da waren. Mein altbekannter Menschenhass schlug wieder zu und ich beschloss, sie nicht wissen zu lassen, wie ich mich fühlte. Damit sie meine Gesichtszüge - und damit meine Emotionen - nicht sehen konnten, holte ich meine alte Maske heraus, setze sie auf und stieg dann erst aus dem Wagen.
"Folgen Sie mir, Herr Büttinger", kommandierte der Braunhaarige, dessen Name Herr Bergmann war, wie ich bereits herausgefunden hatte.
Ich folgte ihm ohne Widerspruch und sah mir meine Umgebung genauer an: Grüne Sträucher, ein Kies-Pfad, der zu einem großen Gebäude führte, eine große Wiese, und - natürlich - ein Zaun rings herum. Wir gingen auf das große Gebäude zu und traten ein, wo uns eine junge Dame empfing.
Na das konnte ja mal was werden!

"Sie sind Manuel Büttinger, nicht war?"

Ich nickte bloß. Warum, zur Hölle, kannte alle Welt meinen Namen? Ich meine, gut, wenn man auf der Top 10 Liste der schlimmsten Verbrecher des Landes ist, dann sollte das eigentlich nicht so überraschend sein... und doch war es das für mich. Ich hatte mich nie daran gewöhnt, 'berühmt' zu sein.

Was dann folgte, glich einem Verhör, denn Bergi (ich beschloss, ihn der Einfachheit halber so zu nennen) und die junge Dame wollten alles wissen, was es über mich zu wissen gab. Was mein Lieblingsessen war, was ich in meiner Freizeit gerne tat und vieles mehr, allesamt sinnlose Sachen. Nach einer gefühlten Stunde hatten die beiden dann herausgefunden, dass ich wohl doch nicht antworten würde. Deshalb rief Bergi etwas, das sich verdächtig nach einem 'Holt mal Palle' anhörte. Palle? Wer oder was ist Palle? Kurze Zeit später kam ein Junge in meinem Alter angehastet und fragte: "Ja, was ist denn, Herr Bergmann?"

"Bring Manuel doch mal bitte auf sein Zimmer, Palle", sagte Bergi und der Junge schnappte sich meinen Arm.

"Zimmer 742", gab Bergi noch von sich, dann waren wir auch schon um eine Ecke gebogen.

"Was ist das hier überhaupt?", fragte ich diesen Palle, der mich darauf extrem verwirrt ansah und zurückfragte: "Das weißt du nicht?!"

"Nö"

"Das hier ist die sicherste Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche im ganzen Land! Aber wir sagen Psycho Anstalt", erklärte er und zuckte mit den Schultern.

Nach diesem Gespräch schwiegen wir eine Weile, bis Palle wieder zu reden anfing: "Du musst ja was richtig krass schlimmes angestellt haben, dass du im 7. Stockwerk wohnst! Wir haben hier nämlich verschiedene Gefährlichkeitsstufen. Eins ist harmlos, bis hin zu sieben. Sieben sind die, die man nur sehr schwer bis gar nicht mehr 'heilen' kann. Ich bin Stufe sechs, also schon beinahe ein ausgewachsener Psycho", erzählt er stolz, "es gibt hier auch Jungen und Mädchen, die haben solche Angst vor den Stufen sechs und sieben, dass sie sogar vor dir wegrennen! Wirklich zum kaputtlachen."

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